Mit einer Wertung von 92,100 Punkten verwiesen die Bulgarinnen das Team des Russischen Olympischen Komitees (90,400) auf Platz zwei, Bronze ging an Italien (87,700). Es war der zweite Rückschlag in Folge für die Russinnen, nachdem sich am Samstag überraschend die Israelin Linoy Aschram vor Dina Awerina (ROC) durchgesetzt hatte, die mit ihrer Zwillingsschwester Arina zuvor noch die Qualifikation dominiert hatte.
Es seien „sehr gemischte Gefühle“, kommentierte die „silberne“ Russin Anastasija Maksimowa nach dem Team-Bewerb. „Wir freuen uns, aber es ist auch Traurigkeit dabei.“
Erste Überraschung schon im Einzel
Aschram kam am Samstag im Finale mit den vier Handgeräten Reifen, Ball, Keulen und Band auf eine Gesamtpunktezahl von 107,800 und verwies damit die große Favoritin, die 13-fache russische Weltmeisterin Awerina (107,650) hauchdünn auf Platz zwei.
Aschram ist die erste nicht russische Olympiasiegerin in der Rhythmischen Gymnastik seit der Ukrainerin Kateryna Serebrjanska 1996 in Atlanta. Seit der Jahrtausendwende waren alle olympischen Goldmedaillen (je fünf im Einzel und Team) in dieser Sportart nach Russland gegangen. Nun gingen gleich beide an andere Teams und Athletinnen.
Russland legt Protest ein
Russland legte Protest gegen die Entscheidung der Wertungsrichter ein. Man wende sich an den Weltverband FIG, um die Situation zu klären, schrieb der Präsident des Russischen Olympischen Komitees (NOK), Stanislaw Posdnajkow, auf Instagram. „Es wurde sofort Protest eingelegt gegen die Benotung der Juroren (…), dem wurde nicht stattgegeben“, schrieb er.
Bulgarien könne sich zwar auf Augenhöhe messen mit Russland, sagte die Präsidentin des russischen Verbandes der Rhythmischen Sportgymnastik, Irina Winer-Usmanowa. Sie kritisierte aber, dass die Mannschaft für eine schwache Leistung eine höhere Punktezahl als das russische Team für dessen fehlerfreien Auftritt erhalten habe. „Das ist schrecklich.“ Russlands „Vormachtstellung“ in der Sportart sei nur durch „Manipulationen der Juroren“ gebrochen worden, erklärte sie.
Die Moskauer Zeitung „Sport-Express“ sprach von den „traurigsten Emotionen“ für Russland seit mehr als 20 Jahren. „Die Rhythmische Sportgymnastik ist nicht mehr unsere Sportdisziplin.“ Das Thema bestimmte in Russland viele Debatten über die Sportwelt hinaus auch in den sozialen Netzwerken.