Snowboarderin Sabine Schöffmann
GEPA/Wolfgang Jannach
Coronavirus

Schöffmann verharrt einsam in Quarantäne

Die Parallel-Snowboarder sind längst wieder abgereist, zurückgeblieben ist Sabine Schöffmann, die nach positivem CoV-Test weder ein Rennen bestritt noch mit einer schnellen Heimreise von den Winterspielen in China rechnen kann. Seit fünf Tagen sitzt die Kärntnerin im Quarantänehotel im Wanlong Paradise Resort im Skigebiet von Chongli. Ihren Olympiaauftritt hatte sie – wie schon 2018 in Pyeongchang – verpasst.

„Tag fünf, seit ich im Quarantänezimmer bin“, haderte Schöffmann. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut, ich halte mich ganz gut. Es ist bald eine Woche her, dass es so unsicher war“, sagte Schöffmann auf ihre damals gesunkenen Ct-Werte. Immer in der Früh werden die PCR-Tests genommen, die Ergebnisse kommen am Nachmittag.

Wahrscheinlich habe sie sich am Donnerstag vergangener Woche bei der Anreise angesteckt, zwei Tage sei sie „suspekt“ gewesen. Einen Tag vor ihrem Bewerb am Dienstag wurde sie offiziell aus dem Rennen genommen. Noch wartet sie auf den ersten von zwei negativen Tests, mit denen sie aus dem Quarantänehotel auschecken könnte.

Schöffmann erzählt aus der Quarantäne und bekommt ein Paket

Die Parallel-Snowboarder sind längst wieder abgereist, zurückgeblieben ist Sabine Schöffmann, die nach positivem CoV-Test weder ein Rennen bestritt noch mit einer schnellen Heimreise von den Winterspielen in China rechnen kann. Seit fünf Tagen sitzt die Kärntnerin im Quarantänehotel im Wanlong Paradise Resort im Skigebiet von Chongli.

Über das Internet mit der Welt verbunden

Dann soll es direkt zum Flughafen in Peking und nach Kärnten gehen, wo ihr Lebensgefährte, Snowboarder Alexander Payer, schon längst eingetroffen ist. Die Olympiarennen der Männer und Frauen habe sie in der Quarantäne live gesehen, ebenso wie jene vor vier Jahren in Pyeongchang, als sie mit schweren Blessuren daheimbleiben hatte müssen.

Allerdings habe das Zuschauen diesmal nicht über die TV-Übertragung funktioniert, sondern bei schlechtem und erst am Donnerstag in ihrem Quartier verbessertem Internet über das Mitfilmen einer Freundin. „Natürlich habe ich Alex zu unterstützen versucht, was gegangen ist. Es war für ihn extrem schwierig“, sagte Schöffmann über ihren Lebensgefährten, der mental mitbelastet gewesen sei und trotzdem Achter wurde. „Wenn man in so einer Situation das abrufen kann, ist das echt cool.“

Hoffen auf Start bis zuletzt

Die Zeit mit Tests im Halbtagesrhythmus von Samstag bis Montag vor ihrem Olympiarennen sei ein Auf und Ab gewesen – mal war der Wert besser, dann wieder schlechter. „Dadurch war ich aber ein bisschen in der Anspannung, weil ich ständig versuchte, ready zu sein“, so die 29-Jährige. Mental sei sie bis zum Schluss auf einen Renneinsatz vorbereitet gewesen. „Bis Montagmittag habe ich so die Spannung gehalten. Dadurch habe ich die volle Enttäuschung nicht zugelassen.“

Der Keulenschlag folgte. Beim Abtransport mit dem Krankenwagen ins Quarantänehotel sei sie hinten auf der Bank gesessen und ihre Tasche auf der Trage gelegen statt umgekehrt. „Das war eine schräge Situation.“ Sie habe trotz der Misere versucht, emotional stabil zu bleiben. Schöffmann: „Wenn ich gegen eine Wand renne, bringt es mir nichts. Ich versuche, die Emotionen nicht so zuzulassen, sobald ich da ganz alleine sitze. Es funktioniert eigentlich ganz gut.“

Snowboarderin Sabine Schöffmann
APA/EXPA/Dominik Angerer
Schöffmanns Hoffnungen auf einen Spitzenplatz bei den Spielen machte das Coronavirus zunichte

In der Zwischenzeit habe Schöffmann auch einige positive Aspekte gefunden, an denen sie sich festhalten könne, wie sie sagte. „Ich nehme jeden Halm, den ich finden kann. Kleinigkeiten, die mich zum Grinsen bringen.“ Das könne das Funktionieren einer Essensbestellung sein oder Nachrichten, die sie etappenweise beantworte. Auf dem Hotelgang höre sie manchmal auch Stimmen anderer Quarantänegäste. „Das ist irgendwie ganz schön, zu wissen, dass man nicht ganz alleine ist.“

Das Problem mit dem Essen

Der Kommunikationsweg bei der Essensbestellung sei am Anfang schwierig gewesen. Mit einem Übersetzungsprogramm wird per Handy von Chinesisch auf Englisch und umgekehrt übersetzt. Ihr Wunsch nach Eiern etwa sei übererfüllt worden. „Am Abend habe ich sechs Eier bekommen, dann in der Früh zwölf und zu Mittag vier – vielleicht steigt ja der Ct-Wert wie der Cholesterinwert. Aber ich habe es nicht darauf angelegt und es nicht gegessen“, scherzte Schöffmann.

Letztlich habe sie sich Fotos von Speisen aus dem olympischen Dorf organisiert. „Seither funktioniert das mit dem Bestellen besser.“ Schöffmann findet das Hotelpersonal übrigens sehr nett, nennt die Personen „White Buddies“. „Man hat auch das Gefühl, dass sie uns da loswerden wollen. Sie wollen uns nichts Ungutes.“ Noch fehlen der ÖSV-Athletin die dafür notwendigen negativen Tests. Ihre Ct-Werte lagen zuletzt zwischen 33 und 35. In Österreich wäre sie da negativ, in China aber erst über 35.

Ob sie noch einen weiteren Anlauf zur Teilnahme an Olympischen Winterspielen nehmen werde, ließ Schöffmann offen. „Solange es mir taugt und es möglich ist, werde ich weiterfahren.“