Skispringen

Lindvik trumpft auf Großschanze auf

Der Olympiasieger von Peking auf der Großschanze heißt Marius Lindvik. Der Norweger fing am Samstag in der Entscheidung den Olympiasieger auf der Normalschanze, Ryoyu Kobayashi, noch ab und holte sich mit 3,3 Punkten Vorsprung auf den Japaner Gold. Bronze ging nach einer Aufholjagd an den Deutschen Karl Geiger. Die Österreicher gingen im Gegensatz zur Normalschanze leer aus. Manuel Fettner, nach dem ersten Sprung noch in Schlagdistanz zum Podest, kam am Ende als bester ÖSV-Adler als Siebenter in die Wertung.

Fettner, auf dem kleinen Bakken noch strahlender Zweiter hinter Kobayashi, fiel nach einem Sprung auf 138,5 Meter im ersten Versuch in der Entscheidung mit 134,0 Meter auf den siebenten Platz zurück. Auf Bronze fehlten dem Tiroler am Ende 8,6 Punkte. Jan Hörl landete als zweitbester ÖSV-Adler auf dem neunten Platz. Weltmeister Stefan Kraft verbesserte sich im zweiten Durchgang mit einem Sprung auf 136,5 Meter zwar vom 19. auf den 13. Platz, blieb aber hinter den im Training geschürten Hoffnungen. Daniel Huber kam als 20. in die Wertung.

„So eine richtige Rakete war nicht dabei. Ich kann zufrieden sein, denn ich springe auf einem richtig hohen Niveau“, sagte Fettner im ORF-Interview und blickte bereits auf den Team-Bewerb, der am Montag (14.00 MEZ) auf dem Programm steht. „Im Team-Bewerb haben wir alle Chancen. Da müssen wir schauen, dass wir gute Sprünge machen“, so der Tiroler. Sein Teamkollege Hörl freute sich über den Top-Ten-Platz. „Ich bin sehr zufrieden, ich habe richtig einen coolen Job gemacht. Auf der Großschanze konnte ich ein besseres Gefühl aufbauen. Ich bin megahappy. Mannschaftlich sind wir sehr stark“, sagte der Salzburger.

Fettner fällt zurück

Anders als noch auf der Normalschanze kann sich der Tiroler im zweiten Versuch nicht steigern

Weniger erfreut nahmen Kraft und Huber das Ergebnis zur Kenntnis. „Der erste Sprung war zu aggressiv. Ich habe mich gut gefühlt und wollte im Absprung etwas früher sein. Es war zu viel Attacke, das geht dann halt einfach nicht. Mir sind wieder einmal die Pferde durchgegangen. Das kann passieren, tut aber weh“, sagte Weltmeister Kraft. Huber verließ den Zielraum mit noch mehr Wut im Bauch: „Ich tue mir extrem schwer. Das tut weh, in der Liste so weit hinten zu sein. Es hat sich gar nicht so schlecht angefühlt, aber so weit hinten war ich schon lange nicht. Jetzt ist bisschen Ärger dabei, auch Ratlosigkeit.“

Lindvik fliegt zu größtem Triumph

Im Kampf um Gold hatte am Ende doch etwas überraschend Lindvik die Nase vorne. Der 23-Jährige knackte mit 140,5 und 140,0 Metern als einziger Athlet des Tages zweimal die Hillsize von 140 Metern und fing damit Kobayashi noch ab. Der Japaner kam nach 142,0 Metern im ersten Versuch in der Entscheidung über 138,0 Meter nicht hinaus und verpasste damit das Double. Für Geiger waren seine 138,0 Meter in der Entscheidung hingegen Goldes bzw. Bronze wert: Der deutsche Spitzenreiter schob sich damit vom sechsten auf den dritten Platz nach vor.

Lindvik, 2018 Junioren-Weltmeister, durfte sich über seine erste Medaille bei einem Großereignis freuen. „Es waren wahrscheinlich zwei meiner besten Sprünge“, freute sich der frischgebackene Olympiasieger, „es ist ziemlich steil, dass es mir gelungen ist, zwei gute Sprünge zu zeigen, als es darauf angekommen ist“. Lindvik beendete mit seinem Erfolg eine lange Durststrecke: Seine Goldene war die erste für einen norwegischen Skispringer auf der Großschanze seit Toralf Engan 1964 auf dem Innsbrucker Bergisel. In Peking war es der achte Olympiasieg für das norwegische Team.

Kobayashi verpasste hingegen das Double aus Normal- und Großschanze, das vor ihm nur die finnische Legende Matti Nykänen (1988), der Schweizer Simon Ammann (2002, 2010) und Kamil Stoch aus Polen (2014) geschafft hatten. Detail am Rande: Stoch sprang diesmal als Vierter um 4,3 Punkte am Podest vorbei, der vierfache Olympiasieger Ammann landete im letzten Einzel-Springen unter den fünf Ringen auf dem 25. Platz.

Großschanze Herren

Endstand:
1. Marius Lindvik NOR 140,5 / 140,0 296,1
2. Ryoyu Kobayashi JPN 142,0 / 138,0 292,8
3. Karl Geiger GER 138,0 / 138,0 281,3
4. Kamil Stoch POL 137,5 / 133,5 277,2
5. Markus Eisenbichler GER 137,5 / 139,5 275,7
6. Timi Zajc SLO 138,5 / 130,5 273,3
7. Manuel Fettner AUT 138,5 / 134,0 272,7
8. Halvor Egner Granerud NOR 135,0 / 135,5 271,4
9. Jan Hörl AUT 136,0 / 137,0 270,9
10. Peter Prevc SLO 137,0 / 137,0 268,7
11. Lovro Kos SLO 135,0 / 136,5 268,4
12. Cene Prevc SLO 135,0 / 137,0 268,1
13. Stefan Kraft AUT 131,5 / 136,5 264,1
14. Constantin Schmid GER 134,0 / 134,0 263,9
15. Yukiya Sato JPN 133,0 / 134,5 260,6
16. Danil Sadrejew ROC 134,0 / 133,5 259,7
17. Antti Aalto FIN 131,0 / 134,0 257,2
18. Piotr Zyla POL 134,0 / 131,0 255,5
. Jewgeni Klimow ROC 133,0 / 132,5 255,5
20. Daniel Huber AUT 133,0 / 132,5 255,1
21. Pawel Wasek POL 129,0 / 134,5 254,3
22. Gregor Deschwanden SUI 132,0 / 131,5 254,2
23. Roman Trofimow ROC 133,0 / 130,5 253,9
24. Junshiro Kobayashi JPN 130,0 / 134,0 252,0
25. Simon Ammann SUI 131,5 / 132,5 251,4
26. Dawid Kubacki POL 131,0 / 131,5 251,2
27. Killian Peier SUI 130,0 / 129,0 245,5
28. Pius Paschke GER 131,0 / 127,0 243,5
29. Naoki Nakamura JPN 134,0 / 124,0 240,9
30. Artti Aigro EST 130,0 / 127,5 239,3
ROC = Russisches Olympisches Komitee