Ski alpin

Strolz verdankt Silber seiner Coolness

Johannes Strolz hat am Mittwoch bei den Olympischen Spielen einen „wunderschönen Tag“ erlebt. Der Vorarlberger holte in Yanqing sechs Tage nach der Goldmedaille in der Kombination auch Silber im Slalom. Der Schlüssel zum Erfolg war seine Coolness: „Ich konnte beherzt und mit Vollgas Ski fahren, ohne irgendeinen Druck. Ich bin stolz, dass ich auch noch einen guten Slalom zeigen konnte“, sagte Strolz. Auch in seiner Heimatgemeinde und bei seiner Familie könnten Freude und Stolz nicht größer sein.

Schon der Weltcup-Sieg in Adelboden habe ihm unglaublich viel Auftrieb gegeben. „Ich wusste, ich kann meinen Traumberuf weitermachen, ich kann weiter Skirennläufer sein.“ Der Olympiasieg habe ihn dann noch mehr beflügelt. „Auch mit der Vorgeschichte vom Papa. Ich dachte mir aber, was willst du noch mehr? Alles was kommt, kann nur noch eine Draufgabe sein.“

Dass er wie sein Vater Hubert Strolz (1988) nun bei Olympia Gold und Silber gewann, sei ein Traum. „Einige Personen aus meinem Umfeld haben mir schon vor der Kombi gesagt, wirst sehen, das wird super, die Geschichte wiederholt sich. Ich habe mir gedacht, Leute, ich weiß, es ist alles möglich, aber langsam. Und nun ist es so weit. Ich hatte immer große Hochachtung vor Papa, dass er die Medaillen in Calgary erkämpft hat.“

„Nerven aus Drahtseilen“

Rennsportleiter Andreas Puelacher nannte Strolz einen „einfach zu führenden Athleten“, der relativ wenig Feedback brauche. „Er spürt sich selbst sehr gut beim Skifahren. Er kann sehr gut analysieren nach dem Lauf, was er besser machen muss.“ Die harte Arbeit und der Glaube an sich selber seien bestätigt worden. „Er war so locker vor dem ersten Lauf und vor dem zweiten auch noch. Der Bursche hat gezeigt, dass er Nerven aus Drahtseilen hat.“

Cheftrainer Puelacher zieht Bilanz

Andreas Puelacher, ÖSV-Cheftrainer der Herren, spricht im Interview mit Bernhard Stör über die Erfolgsgeschichte von Johannes Strolz und zieht Bilanz über die Performance der alpinen Herren in Peking

Nach der Goldmedaille sei es für Strolz vom nervlichen Druck her etwas leichter gewesen, allerdings habe er auch noch nie in einem Slalom geführt. „In den kühnsten Träumen hätte ich nicht geglaubt, dass er mit Gold und Silber nach Hause fährt, das ist eine großartige Leistung. Und vielleicht macht er im Team ja auch noch eine. Das wäre ein Wahnsinn“, sagte Puelacher.

Kleiner Ort mit drei Olympiamedaillengewinnern

In Strolz Heimatgemeinde Warth (Bezirk Bregenz) wird es nach den Winterspielen coronavirusbedingt nur einen kleinen Empfang geben. Im April werde man dann ein „Riesenfest“ veranstalten, sagte Stefan Strolz, Bürgermeister von Warth und Großonkel von Johannes. „Ich glaube, dass die ganze Region stolz ist.“ Warth dürfte das Dorf mit der höchsten Dichte an Olympiamedaillengewinnern sein. Im nur 174 Einwohner zählenden Ort lebt neben Vater und Sohn Strolz auch Wiltrud Drexel, die 1972 Bronze im Riesentorlauf holte.

Familie Strolz feierte am Mittwochvormittag daheim mit Freunden den nächsten Erfolg ihres Johannes. „Es ist eine große Leistung, dass er heute so befreit und mit Herz umgesetzt hat, was er sich vorgenommen hat“, freute sich Vater Hubert, der 1988 in Calgary Gold in der Kombination und Silber im Riesentorlauf geholt hatte. Die Weltspitze liege so nah beisammen, jeder wisse, dass er im Grenzbereich fahren müsse, wenn er nach vorne wolle. Auf dem „kalten, aggressiven Kunstschnee“ müsse jeder Baustein einfach passen.

Licht und Schatten nahe beisammen

Für Mama Birgit war es „eine große Erleichterung, dass er endlich belohnt wird für alles, was er geleistet und auch eingesteckt hat“. Auch Papa Hubert weiß, wie hart es im Spitzensport sein kann, wie nahe Licht und Schatten beisammen liegen, er habe immer gesagt: „Hannes, wenn du es gern machst, dann ist es sinnvoll. Wenn nicht, dann tu was anderes.“

Sein Sohn sei aber immer mit Leib und Seele dabei gewesen. Das kann auch Mutter Birgit bestätigen. „Als er gerade zwei Jahre alt war, wollte er unbedingt schon Ski fahren. Ich ließ ihn mit Plastikskiern auf dem Parkplatz vor dem Haus rutschen und dachte, es vergeht ihm bald.“ Dem war aber nicht so, im Winter habe er bereits den Skikindergarten besucht – der Rest ist Geschichte.