Sasa Kalajdzic (AUT)
GEPA/Michael Zemanek
WM-Qualifikation

Kalajdzic bewirbt sich um Hauptrolle

Im strömenden Regen von Glasgow gab es zum Auftakt der WM-Qualifikation am Donnerstag mit Sasa Kalajdzic immerhin einen starken Lichtblick. Der 23-Jährige schloss beim 2:2 gegen Schottland dort an, wo er in der deutschen Bundesliga bei VfB Stuttgart aufgehört hatte. Mit seinem Doppelpack betrieb Kalajdzic perfekte Eigenwerbung für eine Hauptrolle im Sturm – auch bei der EM-Endrunde im Sommer.

Kalajdzic hielt in seinem dritten Länderspiel, was sich Teamchef Franco Foda vom Einsatz der Stürmerhoffnung versprochen hatte. Mit seinem Doppelpack in der zweiten Hälfte tat der Wiener sein Möglichstes, um dem ÖFB-Team die erhofften drei Punkte zu sichern, die letztlich durch Fehler in der Defensive nur zu einem Zähler wurden. Dem „Musterschüler“ von Glasgow stellte Teamchef Foda jedenfalls einen Stammplatz bei der EM in Aussicht.

Der Wiener hatte sich davor schon mit seinen Vorstellungen in der deutschen Bundesliga empfohlen. Acht Tore hat Kalajdzic in den vergangenen acht Ligaspielen für den VfB Stuttgart erzielt. „Er hat sich in den letzten Monaten extrem entwickelt“, sagte Foda. Die Qualitäten des Stürmers hätte man in Ansätzen schon davor erkannt. „Aber jetzt ist er vor dem Tor sehr abgezockt. Es kommt nicht von ungefähr, dass er diese Tore erzielt. Er hat eine gute Antizipation im Strafraum. Er nutzt seine Tormöglichkeiten und steht dann dort, wo ein Stürmer auch sein muss“, so der Teamchef.

Österreich startet mit Punkt in WM-Quali

Das österreichische Fußballnationalteam hat am Donnerstag zum Auftakt in der WM-Qualifikation ein 2:2 (0:0) in Schottland erzielt. Die Gäste gingen nach einer glanzlosen ersten Hälfte durch Sasa Kalajdzic und dessen erste Teamtore zweimal in Führung (55./80.), kassierten aber jeweils den vermeidbaren Ausgleich.

Seinen Instinkt stellte Kalajdzic beim Schuss von Florian Grillitsch unter Beweis, bei dem er den Abpraller zum 1:0 verwertete. Starke Körperbeherrschung zeigte der Zwei-Meter-Mann in Glasgow aber auch bei einem perfekt gesetzten Kopfball zum 2:1. „Es wird auf jeden Fall ein Tag sein, den ich nie vergessen werde“, meinte Kalajdzic – auch wenn er lieber über drei Punkte gejubelt hätte: „Es ist immer irgendwie komisch, wenn man nicht gewinnt. Die zwei Tore sind schön, aber für mich ist wichtiger, dass die Mannschaft erfolgreich ist.“

Dritter Treffer aberkannt

Eigentlich hatte Kalajdzic an diesem Abend dreimal getroffen, doch der spanische Referee Carlos del Cerro Grande gab ein zweites Kopfballtor wegen Foulspiels nicht. „Natürlich habe ich ein wenig mit den Händen gearbeitet, aber ich finde, vor allem wenn du in Schottland spielst und siehst, wie die Zweikämpfe geführt wurden, dann war es zu wenig“, so der Angreifer, der einer möglichen 2:0-Führung nachtrauerte.

In Stuttgart ist das Spiel mittlerweile auf ihn zugeschnitten. Beim Nationalteam wusste Kalajdzic nach zwei Kurzeinsätzen im Herbst bei seinem Debüt in der Startelf noch nicht so recht, was ihn erwarten würde. „Es ist eine für mich neue Mannschaft. Ich habe es einfach laufen lassen und geschaut, was herauskommt“, sagte der Wiener. Er sei happy, dass das so gut funktioniert habe: „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich jetzt im Nationalteam einfach so zwei Tore mache. Ich bin extrem stolz darauf und hoffe, da werden noch viele weitere folgen.“

Sasa Kalajdzic (AUT), Kieran Tierney und David Marshall (SCO)
GEPA/Michael Zemanek
Kalajdzic (l.) war in Glasgow der große rot-weiß-rote Gefahrenherd im schottischen Strafraum

Durchbruch nach Kreuzbandriss

Kalajdzic war im Sommer 2019 von der Admira nach Deutschland gewechselt, zog sich dort aber noch vor dem ersten Ligaspiel einen Kreuzbandriss zu. Es war nicht seine erste längere Pause in seiner Karriere. Bis zum neuerlichen Comeback dauerte es ein Dreivierteljahr, der Durchbruch gelang ihm erst in dieser Saison. „Ich habe ein Zeitchen gebraucht, bis ich wieder fit war. Aber ich habe weiter hart gearbeitet“, erklärte der Angreifer, der inzwischen bei 14 Saisontoren für Stuttgart hält. Kalajdzic: „Im Club läuft es sehr gut.“

Die Verletzungsphase seien nicht einfach gewesen, „vor allem weil es immer passiert ist, wenn es richtig gut lief. Das ist dann nicht so einfach zu verarbeiten, aber es prägt einen auch. Es macht einen geiler auf mehr Sachen“, betonte der Angreifer, der seinem Körper dadurch noch mehr Aufmerksamkeit schenkt. „Ich versuche, mich auf jedes einzelne Training und Spiel entsprechend vorzubereiten, ich habe die Lehren aus dieser Zeit gezogen“, so Kalajdzic, der anfügte: „Wenn du deinem Körper viel Liebe gibst, wird er es zurückzahlen.“

Verstärkung neben Arnautovic?

China-Legionär Arnautovic dagegen wartet weiter auf sein erstes Pflichtspiel seit November. Dem ÖFB-Team fehlt er zum wiederholten Mal wegen der Reisebeschränkungen in der Coronavirus-Pandemie. Sorgen um seinen Stammplatz muss sich der 31-Jährige ob Kalajdzics Höhenflug aber offenbar nicht machen. Foda: „Wir freuen uns, dass wir jetzt wieder mehr Alternativen haben, einen Stürmer, der auch trifft. Es ist für den Trainer umso besser, wenn er die Qual der Wahl hat.“ Von einem „Luxusproblem“ wollte der Teamchef aber noch nicht sprechen.

Zwischen Arnautovic und Kalajdzic müsse es auch nicht entweder oder heißen. „Er ist noch einmal ein anderer Spielertyp, der sich hinter einem Stoßstürmer gut bewegen kann“, sagte Foda über Arnautovic. Auch bei Kurzeinsätzen im Herbst habe der Routinier seinen Wert für das Team bewiesen. „Er läuft gut Räume an. Marko kann Bälle halten, spielt vor allen Dingen auch letzte Pässe“, erklärte der Teamchef, der diesen Umstand auch nutzen will: „Das kann vielleicht für die Zukunft eine gute Variante sein, mit Sasa und Marko zu spielen.“ Kalajdzic selbst würde sich über dieses Zusammenspiel „sehr freuen“.

Voll motiviert gegen Färöer

In Schottland war eigentlich Christoph Baumgartner als Sturmpartner von Kalajdzic vorgesehen. Nach dem kurzfristigen Ausfall von Marcel Sabitzer rückte dieser aber eine Etappe zurück und Adrian Grbic ins Team. Baumgartner kennt Kalajdzic unter anderem aus der U21. „Es freut mich für ihn, weil er sehr gut arbeitet, für die Mannschaft auch arbeitet“, betonte der Niederösterreicher und hob vor allem den zweiten Kalajdzic-Treffer hervor: „Es ist physikalisch fast unmöglich, dass man den da hinköpfelt. Er hat enorme Qualität, das wissen wir.“

Die will der Angreifer am Sonntag (20.45 Uhr, live in ORF1) in Wien gegen die Färöer erneut ausspielen. Dort müssen drei Punkte her, um im Kampf um den Gruppensieg – der das Fixticket für die WM-Endrunde 2022 in Katar bringt – nicht schon vorzeitig ins Hintertreffen zu geraten. An Motivation die Färinger in die Schranken zu weisen, mangelt es bei Kalajdzic jedenfalls nicht. Denn die Enttäuschung über den Punkteverlust in Glasgow war dem Doppeltorschützen anzumerken. „Aber ein Punkt ist ein Punkt. Wir haben erst begonnen und werden unsere Schlüsse daraus ziehen. Und am Sonntag schauen wir, dass wir einen Dreier einfahren“, so Kalajdzic.