Skispringerin Marita Kramer
GEPA/Christian Walgram
Skispringen

Saisonfinish gibt Kramer Auftrieb für Zukunft

Marita Kramer hat die Skisprungsaison der Damen dominiert, auch wenn es im Gesamtweltcup nur zu Rang drei und bei den Weltmeisterschaften zu keiner Einzel-Medaille gereicht hat. Abgesehen davon, dass die Salzburgerin trotzdem WM-Gold und -Bronze geholt hat, verzeichnete sie im Weltcup mit sieben Einzel-Siegen mehr als alle ihre Gegnerinnen zusammen. Auftrieb gibt Kramer vor allem das Saisonfinish in Russland.

In beeindruckender Manier beherrschte die 19-Jährige die vier Springen der Blue-Bird-Tour in Nischnij Tagil und Tschaikowski und kassierte damit ein Preisgeld von 10.000 Schweizer Franken (rund 9.000 Euro). Nach der WM in Oberstdorf prangte nur noch neben Kramers Name die Platzierung eins, inklusive Qualifikation und Team-Bewerb.

Zum Abschluss auf der Großschanze in Tschaikowski demütigte sie die Konkurrenz am Sonntag richtiggehend, als sie mit 146,5 Metern den nach ORF-Angaben bisher weitesten Sprung einer Frau im Weltcup stand.

Kramer kürt Sieg mit Schanzenrekord

Ihren vierten Sieg in Folge verzeichnete Marita Kramer am Sonntag in Tschaikowski in Russland. Die 19-Jährige erzielte mit 146,5 Metern einen Schanzenrekord.

„Ein paar harte Rückschläge gehabt“

In der Stunde des Triumphs vergaß Kramer aber nicht die harten Zeiten des nun zurückliegenden Winters: „Obwohl ich immer gute Leistungen gezeigt habe, war es eine zähe Saison. Ich habe schon ein paar Rückschläge gehabt, die hart waren.“ Der erste Tiefschlag war die Disqualifikation im zweiten von drei Hinzenbach-Bewerben, schlimmer aber darauffolgend das erzwungene doppelte Nichtantreten in Rasnov in Rumänien wegen einer unklaren Coronavirus-Testlage.

Diese drei „Nuller“ warfen Kramer im Weltcup fast aussichtslos zurück, trotzdem kam sie noch bis auf elf Punkte an die Slowenin Nika Kriznar und bis auf zwei Zähler an die Japanerin Sara Takanashi heran. Wenn sie punktete, schrieb Kramer im Schnitt 86 Zähler an – also besser als ein zweiter Platz. Einen solchen hat sie übrigens noch nie im Weltcup geholt, dafür mittlerweile schon insgesamt acht Siege und damit bereits die Hälfte von ÖSV-Rekordhalterin Daniela Iraschko-Stolz.

WM-Enttäuschungen rasch weggesteckt

Dass sie nach den Einzel-WM-Enttäuschungen so stark zurückgekommen ist, gab Kramer selbst sehr viel. „In Oberstdorf zweimal Vierte zu werden, war hart. Aber ich habe es jedes Mal geschafft, mich zu fokussieren. Schlussendlich hat dann immer etwas Gutes rausgeschaut. Die Blue-Bird-Tour zu gewinnen ist für die nächste Saison sehr motivierend. Wir werden diese Saison analysieren und schauen, was ich noch besser machen kann.“

Natürlich möchte Kramer bei ihren ersten Olympischen Spielen im kommenden Winter in Peking zuschlagen: „Das ist der größte Traum und das größte Ziel für jeden Sportler. Darauf arbeitet man mehrere Saisonen hin.“ Ihr ist freilich auch eine größere Wettkampfdichte ein Anliegen. „Ich hoffe, dass der Kalender in der nächsten Saison ähnlich jenem der Männer ist, auch mit mehr Großschanzenbewerben.“ Die Saison 2020/21 hatte erst am 18. Dezember begonnen, auf den zweiten Saisonbewerb mussten die Springerinnen dann fünf Wochen warten.

Positive Saisonbilanz von Rodlauer

Etwas mehr Bewerbe im nächsten Winter würden auch ÖSV-Chefcoach Harald Rodlauer gefallen. Der Steirer hob in seiner Saisonbilanz Kramers Errungenschaften hervor. „Ihre Leistungen waren herausragend. Natürlich waren Augenblicke dabei, die nicht so schön waren. Die muss man verarbeiten können, und sie hat sie sehr gut verarbeitet.“ Es sei generell für sein Team eine sehr erfolgreiche Saison gewesen. Neben Team-Gold bei der WM habe besonders der Gewinn des Nationencups einen sehr hohen Stellenwert.

ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer
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ÖSV-Damen-Coach Harald Rodlauer darf auf eine sehr erfolgreiche Saison zurückblicken

Davon waren die da viertplatzierten ÖSV-Herren weit entfernt. Rang zwölf als beste Platzierung in der Gesamtwertung ist das schlechteste ÖSV-Abschneiden in der Weltcup-Geschichte. Zudem gab es zum erst vierten Mal keinen Einzel-Sieg im Weltcup, aber immerhin zwei mit der Mannschaft. Für vieles entschädigt hat aber WM-Gold durch Stefan Kraft von der Großschanze. Dazu gab es Silber mit dem Team sowie Bronze für Kraft und Michael Hayböck im Mixed mit Kramer und Iraschko-Stolz.