Fußball-EM

ÖFB-Team erreicht erstmals Achtelfinale

Die österreichische Nationalmannschaft hat am Montag in Bukarest neuerlich Geschichte geschrieben und ist erstmals in ein Achtelfinale bei einer Fußball-EM eingezogen. Das Team von Trainer Franco Foda gewann das letzte Gruppenspiel gegen die Ukraine völlig verdient mit 1:0 (1:0) und belohnte sich mit einem Duell mit Italien im Wembley-Stadion in London.

Der Goldtorschütze vor 10.472 Zuschauern in der National Arena in Bukarest hieß Christoph Baumgartner, der nach einer Ecke von David Alaba mit der Sohle ins Tor traf (21.) und wenig später infolge eines Zusammenpralls ausgetauscht werden musste. Österreich vergab in der besten ersten Hälfte in der Ära Foda weitere Chancen, allen voran Marko Arnautovic (43.), der nach seiner Sperre zurückgekehrt war.

13 Torschüsse gab das Team vor der Pause ab, nur Italien hatte im Eröffnungsspiel gegen die Türkei in Hälfte eins mehr verzeichnet (14). Die vergebenen Möglichkeiten rächten sich nicht, weil die teilweise überforderte Ukraine nach der Pause nicht mehr zusetzen konnte – das ÖFB-Team, in dem sich Alaba dieses Mal als Linksverteidiger in den Dienst der Mannschaft stellte, ließ es allerdings auch nicht zu.

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Spieler von Österreich
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Zusammen ins Achtelfinale: Von Beginn an trat Österreich in Bukarest als Team auf
Spielszene
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Die ukrainische Hintermannschaft hatte mit den ÖFB-Bemühungen alle Hände voll zu tun
Christoph Baumgartner
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Baumgartner musste nach einem Zusammenprall behandelt werden, er konnte nur kurz – aber entscheidend – weiterspielen
Christoph Baumgartner
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Die Sohle von Bukarest: Baumgartner traf nach einer Alaba-Ecke zur Führung gegen die Ukraine
Spieler von Österreich jubeln
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Der Jubel kannte keine Grenzen: Österreich war seinem großen Ziel einen großen Schritt näher gekommen
Christoph Baumgartner
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Für Baumgartner ging es aber nach dem Zusammenprall und dem Tor doch nicht weiter
Marko Arnautovic
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Die Riesenchance auf das 2:0 vergab Rückkehrer Arnautovic kurz vor der Pause
Franco Foda
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Da musste sich Teamchef Foda nur kurz ärgern, Österreich legte die beste erste Hälfte in seiner Ära hin
Andriy Yarmolenko
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Auch weil das Team wenig zuließ: Bachmann klärte, und Ukraine-Star Jarmolenko verpasste das Leder
Xaver Schlager
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Xaver Schlager machte wie seine Teamkollegen viele Meter und schaltete sich auch in die Offensive ein
Spielszene
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Die letzte Chance: Jaremtschuk verfehlte im Finish das Tor, Österreich hielt die Null
Marko Arnautovic
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Sie haben es geschafft: Österreich steht erstmals im Achtelfinale einer Fußball-EM der Herren
Franco Foda
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Sein größter Erfolg als Teamchef: Foda ließ seinen Emotionen nach dem Schlusspfiff freien Lauft

Alaba wird seinen 29. Geburtstag am Donnerstag mit seinen Kollegen feiern, danach geht es nach London, wo am Samstag (21.00 Uhr, live in ORF1) das Achtelfinale gegen den Sieger der Gruppe A, Italien, wartet. Es wird das erste K.-o.-Spiel für das ÖFB-Team seit der WM 1954 sein.

Österreich beendete die Gruppe C mit sechs Punkten als Zweiter hinter den Niederlanden, die per 3:0 gegen das punktelose Nordmazedonien das Maximum herausholten. Die Ukraine muss als Dritter zittern, doch drei Zähler werden wohl nicht für den Aufstieg ins Achtelfinale reichen.

Erneut „Endspiel“ um den Aufstieg

Nach 2008 in Wien und 2016 in Paris hatte Österreich also auch bei der dritten EM-Teilnahme ein „Endspiel“ um den erstmaligen Aufstieg in die K.-o.-Phase. Rund 2.000 erwartungsfrohe ÖFB-Fans folgten ihrer Mannschaft ins schwülwarme Bukarest, wo sie am Vorabend wieder die Stimmungshoheit in der Altstadt hatten. Doch die Ukraine brachte mehr Fans in die National Arena, wobei dieses Mal gesamt nur 10.472 Zuschauer kamen.

Seinen Beitrag leisten wollte unterdessen Arnautovic, der wegen einer nachträglichen Sperre nach dem 3:1-Sieg gegen Nordmazedonien am selben Ort das 0:2 in den Niederlanden auf der Tribüne verfolgt hatte.

Alaba diesmal als Linksverteidiger

Arnautovic war nicht die einzige Neuerung in der Startelf von Foda, denn auch Florian Grillitsch erhob erfolgreich Anspruch auf einen Platz in der Anfangsformation. Für ihn musste Andreas Ulmer auf die Bank, für Arnautovic Michael Gregoritsch. Foda stellte auf Viererkette um, und sein Ersatzkapitän Alaba spielte plötzlich auf der linken Seite. Diese Position hatte er, obwohl viele Jahre bei den Bayern auf Weltklasseniveau ausgeübt, im ÖFB-Team zuvor nur selten gespielt.

In diesem Spiel sollte der 28-Jährige vor allem auch die Kreise des ukrainischen Stars Andriy Jarmolenko über dessen rechte Seite stören. Bei der vom früheren Weltstar Andriy Schewtschenko trainierten Ukraine gab es einen nicht unüberraschenden Wechsel. Denn der zentrale Mittelfeldspieler Taras Stepanenko musste für Sergy Sydortschuk auch auf der Bank Platz nehmen.

Flotter Beginn in Bukarest

Das dritte Duell der Weltranglistennachbarn – Österreich liegt um einen Platz vor der Ukraine auf Rang 23 – hätte ob der Ausgangslage auch deutlich ruhiger beginnen können. Doch das Team untermauerte seine Ansage, dieses Spiel gewinnen zu wollen, von Anfang an. Den ersten Angriff über die rechte Seite vertändelte Konrad Laimer (2.).

Auch die Ukraine kam früh zu einer Offensivaktion, weil Alaba einen Ball unterschätzte und so Jarmolenko gewähren ließ. Dessen Schuss landete jedoch in den Armen von ÖFB-Goalie Daniel Bachmann. Die Österreicher hatten aber in der ersten Hälfte deutliche Spielkontrolle, setzten den Gegner gut unter Druck und sich in seiner Hälfte fest. So kam das ÖFB-Team auch zu vielen Ecken, Aleksandar Dragovic setzte in seinem 93. Länderspiel einen Kopfball drüber (10.). In der ersten Viertelstunde hatte man bereits mehr Abschlüsse als in Amsterdam.

Baumgartner trifft mit Sohle

Bei der bis dahin einzigen Ecke für die Ukraine krachten Baumgartner und Ilja Sabarnyj zusammen. Nach einer Behandlung ging es zum Glück für das ÖFB-Team bei Baumgartner weiter, denn er erzielte auf der anderen Seite die Führung. Nach einem Ballgewinn von Grillitsch gab es Corner, Alaba trat die Ecke von links und fand Baumgartner, der just an Sabarnyj vorbeizischte und mit der Sohle traf (21.).

Es war die völlig verdiente Führung der österreichischen Mannschaft, die gegen überforderte Ukrainer vieles richtig machte. Nur zweimal musste Österreich vor der Pause noch zittern, als Bachmann einen Schuss von Mykola Schaparenko zu seiner linken Seite abwehrte und Jarmolenko den Ball nicht verwerten konnte (29.) und als Martin Hinteregger das Laufduell mit Roman Jaremtschuk rechtzeitig gewann (35.). Da war Baumgartner nicht mehr auf dem Feld.

Arnautovic lässt Sitzer aus

Der ÖFB-Torschütze musste nach seinem Zusammenprall vom Feld, ihn ersetzte Alessandro Schöpf, der 2016 beim „Finale“ gegen Island beim 1:2 getroffen hatte. Diesmal sorgten gleich mehrere ÖFB-Spieler für Torgefahr, Laimer verfehlte mit seinem Schuss im Strafraum (37.). Doch Arnautovic fand die deutlich bessere Chance vor, als er nach Zuspiel von Schöpf alleine vor Goalie Georgi Buschtschan mit seinem schwächeren linken Fuß vorbeizielte (42.). Wieder Arnautovic und Lainer vergaben noch weitere Halbchancen in der Nachspielzeit (45.).

Arnautovic vergibt Riesenchance (42. Minute)

Der ÖFB-Stürmer verpasste die große Möglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen.

Schewtschenko musste nach dem blassen Auftritt seines Teams reagieren und nahm Bergamo-Spieler Ruslan Malinovskiy vom Platz. Für ihn kam der noch offensivere Viktor Tsygankow, das freute die ukrainischen Fans, die vor der Pause immer leiser geworden waren.

Die Ukraine kam besser aus der Kabine, aber Österreich konnte den Gegner vorerst von der Gefahrenzone fernhalten. Selbst probierte es der umtriebige Schlager mit zwei Schüssen aus der Distanz, die aber nichts einbrachten. Auch schlichen sich nach der Pause wieder mehr Fehler im letzten Drittel ein, die Chancen auf das 2:0 verhinderten.

Nur Lainer prüft noch Bachmann

Die ukrainischen Bemühungen blieben überschaubar, dennoch musste sich Bachmann bewähren. Nach einer Freistoßflanke von Tsygankow wurde Lainer überrascht und köpfelte das Leder auf den eigenen Kasten, aber Bachmann blieb wachsam und klärte zur Seite (62.).

Bachmann verhindert Eigentor (61. Minute)

Lainer prüfte ungewollt seinen eigenen Tormann.

Arnautovic ging mit Fortlauf der Partie nach seiner Muskelverletzung die Puste aus, aber Foda entschied sich für einen Defensivwechsel und tauschte Stefan Ilsanker für den ebenfalls lauffreudigen Laimer.

Absichern war natürlich das Motto, aber die Ukraine wirkte müde und nicht in der Lage, noch zuzusetzen. Einzig Jaremtschuk verzog knapp (87.), doch das unterbrach die „Oh wie ist das schön“-Gesänge der ÖFB-Fans nur kurz. Am Ende jubelte Foda emotional wie nie in die Kamera, er hatte Österreich erstmals in ein EM-Achtelfinale geführt.

Fußball-EM, Gruppe C, dritter Spieltag

Montag:

Ukraine – Österreich 0:1 (0:1)

Bukarest, Arena Nationala, 10.472 Zuschauer​, SR Cakir (TUR)

Tor: Baumgartner (21.)

Ukraine: Buschtschan – Karawajew, Sabarnyj, Matwijenko, Mykolenko (85./Bessedin) – Schaparenko (68./Marlos), Sydortschuk, Sintschenko – Jarmolenko, Jaremtschuk, Malinowskyj (46./Zygankow)

Österreich: Bachmann – Lainer, Dragovic, Hinteregger, Alaba – Grillitsch – Laimer (72./Ilsanker​), X. Schlager, Sabitzer, Baumgartner (32./Schöpf) – Arnautovic (90./Kalajdzic)

Gelbe Karten: keine