Lewis Hamilton (Mercedes)
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Formel 1

Hamilton gerät unter Zugzwang

Die orange Strandparty beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort hat Lewis Hamilton etwas ratlos verlassen. Inmitten der entfesselten Jubelfeiern für seinen Titelrivalen Max Verstappen bereitet der Formtrend bei Mercedes dem Formel-1-Weltmeister ziemliche Kopfschmerzen.

„Wir müssen irgendwas machen, um mit ihnen mithalten zu können. Wir brauchen mehr Tempo, um in Zukunft Rennen gewinnen zu können“, rief Hamilton kurz vor der Weiterreise zum Grand Prix in Monza (Sonntag, 15.00 Uhr, live in ORF1) seinem Team zu. Wieder abgerutscht auf WM-Platz zwei, muss der Champion mehr denn je das Scheitern seines Projekts Titelrekord befürchten.

Mit zwei Siegen nach der Sommerpause hat Verstappen dem Briten die WM-Führung wieder entrissen. „Es geht in die richtige Richtung“, sagte der Niederländer, für den sein Heimsieg aber nur eine kurze Genugtuung war. „Wir haben uns verbessert, aber wir brauchen noch mehr“, stellte der 23-Jährige fest.

Titelreife unter Beweis gestellt

Wie Verstappen während der Megaparty seiner Fans die Ruhe bewahrte und ein nahezu perfektes Wochenende hinlegte, bewies einmal mehr die Titelreife des Niederländers. „Ich habe noch nie gesehen, dass eine Nation so hinter einem Fahrer steht“, beschrieb Teamchef Christian Horner die wilden Szenen am Wochenende in den Nordsee-Dünen. „Wir sind professionell genug, um uns auf unseren Job zu konzentrieren, wenn wir im Auto sitzen“, versicherte Verstappen.

In sechs der sieben vergangenen Grands Prix hat der Herausforderer die Poleposition erobert, mit nun sieben Saisonsiegen gelangen ihm drei mehr als Hamilton. Auch auf sein Drängen hin brachte Red Bull nach der Sommerpause noch einmal neue Teile für das Auto.

Auf der Suche nach dem Speed

„So schnell waren sie (Red Bull, Anm.) das ganze Jahr noch nicht. Wir haben also Arbeit vor uns“, sagte Hamilton. Weil Mercedes wie fast alle Teams schon viel Kraft ins Auto für die nächste Saison steckt, in der eine Regelreform ansteht, darf er aber kurzfristig kaum auf Techniksprünge hoffen.

Schon über den Boxenfunk hatte der 36-Jährige seinem Frust Luft gemacht, weil Verstappen einfach nicht beizukommen war. Dass Mercedes auch strategische Fehler unterliefen und bei nachlässigen Boxenstopps Zeit verloren ging, nährte Hamiltons Sorgen mit Blick auf den Saison-Endspurt. „Es ist noch ein weiter Weg“, sagte der Brite, der in diesem Jahr mit WM-Titel Nummer acht Michael Schumachers Bestmarke übertreffen könnte.

Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Monza dürften die Chancen für Hamilton und Mercedes wieder etwas besser stehen. Red Bull allerdings hat in diesem Jahr kaum Schwächen gezeigt und auch die Vorteile der Silberpfeile auf besonders schnellen Strecken wettgemacht. „Es wird hin und her gehen“, beschrieb Verstappen seine Erwartungen für die Zeit bis zum Saisonfinale in Abu Dhabi Mitte Dezember.