Spielerinnen von Deutschland jubeln
APA/AFP/Justin Tallis
Fußball-EM

DFB-Team jubelt über Traumfinale

Das Traumfinale der Fußball-EM 2022 ist perfekt. Am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF1) kommt es im legendären Londoner Wembley-Stadion vor 90.000 Menschen zum Showdown zwischen Gastgeber England und Rekordeuropameister Deutschland. Nachdem die „Lionesses“ am Dienstag durch einen 4:0-Kantersieg gegen Schweden das Finalticket fixierten, zog die DFB-Elf am Mittwoch mit einem hart erkämpften 2:1-Erfolg über Frankreich nach.

Die Freude und die Erleichterung war bei der deutschen Mannschaft nach dem Schlusspfiff im Halbfinale grenzenlos. Die Spielerinnen stürmten auf Doppeltorschützin Alexandra Popp zu, lagen sich in den Armen und feierten ausgelassen.

„Wir sind so unfassbar glücklich. Kein Schwein hat mit uns gerechnet, und wir stehen jetzt im Finale, gegen England, in Wembley, vor 90.000. Ganz ehrlich? Was Schöneres gibt es nicht“, sagte die DFB-Kapitänin, die so wie die Engländerin Beth Mead bei sechs Treffern hält.

EM-Finale komplett

Das deutsche Frauenfußballteam gewann am Mittwoch das Semifinale gegen Frankreich in Milton Keynes mit 2:1 (1:1) und folgt somit Gastgeber England ins Finale nach Wembley.

Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg verbarg ihr Siegerinnenlächeln nach Spielende hinter beiden Händen, versammelte kurz darauf ihre Finalistinnen am Rasen zur Einstimmung auf das große Endspiel. Im anschließenden Interview resümierte sie stolz: „Das ist so verdient, wir haben so hart dafür gearbeitet. Wir sind so ein Haufen geworden hier, der sich überall unterstützt.“

Martina Voss-Tecklenburg (GER)
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Die deutsche Teamchefin Voss-Tecklenburg freut sich über den Finaleinzug

Die Deutschen, die im Viertelfinale Österreich mit 2:0 besiegt hatten, waren vor 27.445 Zuschauerinnen und Zuschauern in Milton Keynes in der ersten Hälfte das bessere Team, gingen in Minute 40 durch einen Volleytreffer von Popp verdient in Führung. Die Freude wehrte allerdings nur kurz, in Minute 44 kassierte die DFB-Elf durch ein unglückliches Eigentor von Torfrau Merle Frohms den ersten Gegentreffer im Turnier. Nach der Pause kamen die Französinnen besser in Spiel, ausgerechnet in ihrer Drangphase war abermals Popp zur Stelle. Ein wuchtiger Kopfball (76.) sicherte Deutschland den 2:1-Erfolg und die Möglichkeit, am Sonntag den neunten EM-Titel einzufahren.

England träumt vom ersten Titel

Im bereits mit knapp 90.000 Fans ausverkauften Wembley-Stadion erwartet den zweifachen Weltmeister nun eine grandiose Kulisse und ein äußerst schwieriger Kontrahent. Die Engländerinnen hoffen auf einen gewaltigen Heimvorteil und träumen vom ersten internationalen Titel überhaupt.

Bei der aktuellen Endrunde konnten beide Finalteilnehmer jedes Spiel für sich entscheiden, sorgten offensiv für Spektakel und ließen defensiv kaum etwas zu. Man kann nüchtern behaupten, dass die zwei besten Teams des Turniers am Sonntag aufeinandertreffen. „Es wird ein großartiges Fußballfest, es ist ein Klassiker“, freute sich Voss-Tecklenburg.

Spielerinnen von England jubeln
Reuters/Molly Darlington
Die Engländerinnen jubeln bei ihrer Heimeuropameisterschaft, nachdem sie ins Endspiel eingezogen sind

England hatte am Dienstag mit einer Demonstration der Stärke und einem 4:0-Erfolg über Schweden den Finaleinzug besiegelt. Beim laufenden Turnier hatten die Engländerinnen nur im Eröffnungsmatch gegen Österreich (1:0) und im Viertelfinale gegen Spanien (2:1 nach Verlängerung) zu kämpfen. Umso beeindruckender wurden Norwegen (8:0) und Schweden abgeschossen.

„Wir wollen die Nation inspirieren“

In Sheffield konnte Schweden nur eine halbe Stunde auf Augenhöhe mitspielen, nach dem sechsten Turniertreffer von Beth Mead (34.) überrollten die Engländerinnen aber ihre Gegnerinnen, immerhin die Nummer zwei der FIFA-Weltrangliste. „Ich bin so stolz. Das Team hat einen Weg gefunden. Wir hatten ein bisschen Probleme damit, wie sie defensiv gespielt haben, aber wir sind besser und besser geworden“, sagte Teamchefin Sarina Wiegman.

Treffer von Lucy Bronze (48.), Alessia Russo per Fersler (68.) und Fran Kirby (77.) sorgten schließlich für Partystimmung der 28.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion von Sheffield und geschätzten zehn Millionen vor den TV-Bildschirmen. Die Begeisterung über den dritten EM-Finaleinzug nach 1984 und 2009 hat die ganze Insel erfasst. „(Die Medien haben gefragt), sind Sie bereit, Geschichte zu schreiben? Das ist Geschichte“, sagte Wiegman. „Wir wollen die Nation inspirieren. Ich denke, das ist es, was wir tun. Wir wollen etwas bewegen.“

Hauch von 1966

Die Finalpaarung England-Deutschland versprüht natürlich auch einen Hauch von 1966. Bei der damaligen Weltmeisterschaft gewann das „Mutterland des Fußballs“ gegen den Erzrivalen durch den wohl umstrittensten „Treffer“ der Fußballgeschichte mit 4:2 nach Verlängerung und den bisher einzigen internationalen Titel. Zumindest bis Sonntag wird der Mythos Wembley 1966 wieder präsenter werden. Die „Löwinnen“ möchten dann, wie die Männer vor 56 Jahren, einen Titel einfahren.