Marco Schwarz (AUT)
GEPA/Mario Buehner
Ski alpin

Nicht nur Schwarz nach RTL-Premiere happy

Der erste Nachtriesentorlauf der Skigeschichte am Mittwochabend in Schladming hat auch für Marco Schwarz eine Premiere gebracht. Der Slalom-Spezialist, der bisher nur beim Gewinn von WM-Bronze 2021 auf dem RTL-Podest gelandet war, schaffte nun auch im Weltcup als Dritter den Sprung aufs Stockerl. Der Kärntner war nach seiner Aufholjagd vom 14. Halbzeitrang natürlich glücklich, aber auch sonst gab es viele positive Reaktionen.

„Ich wollte die freche Linie finden, die ich im ersten Lauf nicht gefunden habe. Ich bin jetzt natürlich megahappy“, sagte Schwarz, der sich nur den Schweizern Loic Meillard und Gino Caviezel geschlagen geben musste. Bei der WM in Cortina d’Ampezzo vor zwei Jahren hatte er RTL-Bronze geholt, im Weltcup war er aber bisher nicht über zwei sechste Plätze hinausgekommen. Mit fünf Top-Ten-Plätzen in den bisherigen sechs Riesentorläufen der Saison hatte der 27-Jährige seine gute Form allerdings schon angedeutet.

„Der letzte Schritt hat noch gefehlt, dass es hier passiert, ist natürlich sehr cool“, sagte Schwarz, der im Slalom zwei Siege und zwölf Podestplätze zu Buche stehen hat. Im letzten RTL vor der WM in Courchevel/Meribel setzte er zudem ein starkes Zeichen, am Wochenende will er in Cortina noch die zwei Super-Gs bestreiten.

Schwarz mit Selbstvertrauen zur WM

Nach dem dritten Platz beim Nachtriesenslalom in Schladming fährt Marco Schwarz mit breiter Brust zur Weltmeisterschaft. Es war sein erster Podestplatz in dieser Saison.

Aufholjagd mit Wut im Bauch

„Der zweite Durchgang war gewaltig. Nach dem ersten Durchgang war ich ziemlich angepisst, dass ich nicht renngefahren bin. Mit der Wut bin ich im zweiten dann an den Start gegangen, und es ist mir ein guter Lauf geglückt. Ich habe gut attackiert. Es hat sich nicht wie am Limit angefühlt, es hat sich wie Rennfahren angefühlt“, analysierte Schwarz seine Aufholjagd.

„Daheim auf dem Podium zu sein oder gute Rennen zu fahren, ist immer schön, weil man den Fans ein bisschen was zurückgeben kann. Ich bin dankbar über jeden, der da dabei war.“ Schwarz hätte auch nichts gegen eine Wiederholung: „Es würde mir schon taugen, wenn wir mehr Nachtrennen in dieser Disziplin hätten. Die Slaloms werden sehr gut angenommen von den Fans, aber auch von den Athleten. Heute hat die Premiere im Riesen auch allen getaugt.“

Neuauflage 2024 möglich

Der ÖSV möchte aus dem Nacht-RTL in Schladming eine Institution machen. „Eine gelungene Premiere. Das sollte man beibehalten“, sagte Alpin-Chef Herbert Mandl. Auch die Läufer würden das begrüßen, sind Flutlichtrennen doch sonst den Slalom-Spezialisten vorbehalten. „Nächstes Jahr nach dem Kitzbühel-Wochenende Freitag und Samstag Slalom und Riesentorlauf in Schladming“, regte Manuel Feller, der als Vierter des ersten Laufes in der Entscheidung ausschied, einen Wochenendtermin an.

„Richtig geil!“, lautete Fellers Eindruck nach dem ersten Durchgang. „Wenn ein bisschen mehr Schnee gewesen wäre, hätten sie vielleicht oben die eine oder andere Welle noch markanter machen können. Aber dafür, dass alles so kurzfristig war, ist die Piste super, das Licht super. Es macht richtig Spaß, die Stimmung passt auch.“

Manuel Feller (AUT)
GEPA/Mathias Mandl
Manuel Feller fand den ersten Durchgang „richtig geil“, schied im zweiten aber aus

Feller, im Nachtslalom am Dienstag ebenfalls auf der Planai Vierter, war nach seinem Ausfall enttäuscht. „Ich bin im RTL nicht mit den größten Erwartungen hineingegangen. Die Ausgangssituation nach dem ersten Lauf war gut, ich schon ein bissl Blut geleckt, aber es ist leider nicht aufgegangen“, fasste der Tiroler zusammen. „Ich wusste, dass ich in den Schlauch rein Tempo machen muss. Mit wenig Training stimmt dann aber das Timing teilweise nicht, in Extremsituationen macht man dann oft das Falsche“, beschrieb er sein Missgeschick.

1. Loic Meillard (SUI)
2. Gino Caviezel (SUI)
3. Marco Schwarz (AUT)

Begeisterung bei zahlreichen Läufern

„Ein gewaltiger RTL-Hang, richtig cool. Es ist vielleicht nicht der schwierigste, aber lässig zum Anschauen“, meinte Stefan Brennsteiner nach der stimmungsvollen Veranstaltung, bei der er Rang elf belegte. „Einer von den schönsten Riesentorläufen, die wir bis jetzt heuer gehabt haben“, sagte Roland Leitinger, der 20. wurde. „Wenn man es früher weiß, sind auch mehr Leute da“, sagte er über die Kulisse von 7.500 Zuschauern. Am Vortag waren es beim Nightrace 27.500 gewesen.

„Wir hoffen, dass uns das Rennen in der Zukunft erhalten bleibt. Es ist für jeden ein Genuss“, sagte der zwölftplatzierte Raphael Haaser. „Mit Flutlicht ist es einfach besser zu fahren, und alle haben die gleichen Sichtverhältnisse“, meinte der Deutsche Alexander Schmid, warf aber auch ein, dass Nachtrennen bei der schwierigen Lage auf den Energiemärkten nur schwer zu rechtfertigen seien. „Es war richtig schön. Ich hoffe, dass wir das in der Zukunft mehr machen zu können“, sagte auch Sieger Meillard und plädierte für Wiederholungen.

Mehr als gelungene Premiere

Schladming war als Veranstalter für Garmisch-Partenkirchen eingesprungen, wo der Bewerb am 29. Jänner bei Tageslicht stattfinden hätte sollen. Zu wenig Schnee im Vorfeld veranlasste die Organisatoren aber zur Absage. In eineinhalb Wochen musste Schladming ein zweites Rennen und dafür unter anderem erst die Flutlichtanlage für den oberen Pistenabschnitt auf die Beine stellen.

Mit seinen Startzeiten 17.45 und 20.45 Uhr war es der erste „echte“ Nachtriesentorlauf im Weltcup. Bisher war man unter Flutlicht nur in Aare in Schweden gefahren, wo die Dunkelheit viel früher hereinbricht.

Erste positive Signale von der FIS

Der WSV Schladming, der die Organisation stemmt, steht für eine Neuauflage im nächsten Jahr jedenfalls parat, falls alle anderen Stakeholder das wünschen, sagte Obmann Hansjörg Stocker. „Interesse ist da“, sagte der Renndirektor des Internationalen Skiverbands (FIS), Markus Waldner. Mit mehr Zeit für eine sorgfältige Planung hätte man ein noch besseres Produkt auf die Beine stellen können. „Wir sind dran am Überlegen“, meinte der Südtiroler in Hinblick auf 2024.

Geklärt werden müsste auch die Lage des Schladming-Doppelpacks innerhalb der Woche. „Terminlich muss man es sich gut überlegen, ob man eh nichts falsch macht. Als Nightrace hat es sich unter der Woche auch absolut bewährt“, sagte Mandl. In den letzten Jahren folgte am Wochenende nach Kitzbühel oft ein Speed-Schauplatz im Kalender – meist Garmisch. Das würde normalerweise Abfahrtstrainings am Donnerstagvormittag nötig machen, was logistisch nach einem Rennen am Mittwochabend wohl nicht möglich wäre. „Ein Wochenendtermin wäre wahrscheinlich noch das Bessere, um noch mehr Zuschauer live vor Ort zu bringen“, sagte Mandl.