David Alaba
GEPA/Manuel Binder
EM-Qualifikation

ÖFB-Elf stellt sich erster Feuerprobe

Die EM-Qualifikation startet aus Sicht des ÖFB-Teams am Samstag (20.45 Uhr, live in ORF1) in ihre heiße Phase. Nach den Pflichtsiegen zum Auftakt im März stehen in den nächsten vier Partien die entscheidenden Duelle um die beiden Fixtickets an. Das ÖFB-Team stellt sich zunächst im ausverkauften König-Baudouin-Stadion in Brüssel dem Weltranglistenvierten Belgien. Nicht nur ÖFB-Star David Alaba hofft in seinem 100. Länderspiel auf Punktezuwachs.

Nach dem Spiel gegen die „Roten Teufel“ geht es am Dienstag in Wien gegen Schweden, im September auswärts gegen die Skandinavier, ehe im Oktober Belgien in Wien gastiert. In diesen Partien werden die beiden ersten Plätze ausgeschnapst, vorerst gilt der Fokus vor 50.000 Zuschauerinnen und Zuschauern, 1.200 aus Österreich, dem Favoriten Belgien. Man will den Aufwärtstrend unter Ralf Rangnick bestätigen.

Der eigene Anspruch ist klar, Kapitän Alaba geht entsprechend voran. „Wir haben viel Qualität in der Mannschaft, wenn wir als Kollektiv agieren, können wir auch gegen Belgien erfolgreich sein“, so der frischgebackene Vater einer Tochter („Alles ist super verlaufen“) im ORF-Interview, der aber auch einräumt, „dass es nicht einfach wird. Das ist qualitativ eine sehr gute Mannschaft. Sie haben Spieler, die hohe Qualität mitbringen und Spiele entscheiden können.“

Österreich gastiert in EM-Quali in Belgien

Österreichs Fußballnationalteam muss am Samstag im EM-Qualifikationsspiel in Brüssel gegen Belgien verletzungsbedingt auf Mittelfeldmotor Konrad Laimer und Defensivmann Kevin Danso verzichten. Dafür steht mit Alexander Schlager der Einsertorhüter fest.

Jubiläum für Alaba Nebensache

Die ÖFB-Spieler richten den Fokus lieber auf die eigenen Qualitäten. „Auch wir haben Spieler, die Erfahrung mitbringen, und junge, die auf hohem Niveau spielen. Wir haben ein Team, das, wenn alles passt, auch solche Gegner schlagen kann. Jetzt gilt es, das alles auf den Platz zu bringen“, sagte Alaba, dem sein Jubiläum nicht ganz so wichtig ist.

„Natürlich ist das eine besondere Zahl und eine Riesenehre. Es ist schön, auf 100 Spiele zurückblicken zu können. Aber es ist nicht so ein Ziel, das ich verfolge. Wichtig ist das Spiel am Samstag, und das oberste Ziel ist, einen Punkt mitzunehmen. Aber es ist eine schöne Nebensache“, so Alaba vor der alles andere als optimalen Anreise. Denn nach einem technischen Defekt und einem Flugzeugwechsel landete das Team am Freitag erst nach 22.00 Uhr in der Hauptstadt.

„Wir brauchen eine verdammt gute Leistung“

Teamchef Rangnick, der Schlüsselspieler Konrad Laimer vorgeben und auf Innenverteidiger Kevin Danso verzichten muss, sieht es ähnlich wie Alaba. „Unser Ziel ist es, dass wir möglichst das Spiel gewinnen“, sagte der Deutsche. „Dazu brauchen wir eine verdammt gute Leistung, das ist klar. Wir müssen am obersten Ende dessen performen, was wir zuletzt gezeigt haben, und unser Spiel mit totaler Überzeugung auf den Platz bringen.“

Der österreichische Fußballtrainer Ralf Rangnick mit der Mannschaft
APA/EXPA/Reinhard Eisenbauer
Rangnick stellte das ÖFB-Team eine Woche lang in Windischgarsten auf das Spiel gegen Belgien ein

Bei der Endrunde in seiner Heimat Deutschland dabei zu sein ist das klar definierte ÖFB-Ziel. „Wir haben Spieler, die eine gewisse Erfahrung haben, aber auch keine Zeit zu verschenken haben. Wenn diese Generation unserer Leistungsträger noch einmal mit dem Team etwas reißen will, wird es höchste Zeit“, betonte der 64-jährige Coach.

EM-Qualifikation, Gruppe F, dritter Spieltag

Samstag, 20.45 Uhr, live in ORF1

Belgien – Österreich

Brüssel, König-Baudouin-Stadion, SR Brisard/FRA

Belgien: Courtois – Castagne, Dendoncker, Faes, Theate – Doku, Tielemans, Mangala – Lukebakio, Lukaku, Carrasco

Österreich: A. Schlager – Posch, Lienhart, Alaba, Wöber – Wimmer, Seiwald, X. Schlager, Baumgartner – Gregoritsch, Arnautovic

„Wir wissen, was wir können, und haben schon in der Vergangenheit gezeigt, dass wir in der Lage sind, gegen größere Nationen nicht nur gut zu spielen, sondern auch zu gewinnen“, meinte der Teamchef mit Hinweis auf die Erfolge gegen Italien und Kroatien. Bei allem Optimismus ist der Blick auf die Realität aber nicht ganz getrübt. Die Nummer 32 der Welt ist bei der Nummer vier zu Gast, die zum EM-Quali-Auftakt Schweden mit 3:0 abgefertigt und danach auch noch in Deutschland mit 3:2 gewonnen hat.

De Bruyne fehlt, aber da ist noch Lukaku …

Zwar fehlt mit Kevin de Bruyne ein Weltklassespieler verletzt, aber mit Romelu Lukaku gibt es vorne einen Weltklassestürmer und hinten mit Thibaut Courtois einen Weltklassetorhüter. Bei Lukaku, der im Champions-League-Finale eine unglückliche Figur abgab, sieht Rangnick aber auch Hoffnung aus österreichischer Sicht.

„Er hat bei Inter nicht von Anfang an gespielt, dafür wird es Gründe geben. Ich gehe davon aus, dass der Trainer von Inter vor dem Champions-League-Finale nicht gewürfelt hat, insofern ist es nicht so, dass wir gegen Erling Haaland spielen“, sagte Rangnick.

„Natürlich nehmen wir ihn sehr ernst und wissen um seine Qualitäten. Am besten wäre es, wenn er gar nicht allzu viele Bälle bekommt. Dass er mit seinem Körper, seiner Physis und seiner Größe gewisse Vorteile hat, ist klar, doch wir haben im Spiel nach vorne auch etwas zu bieten.“ Dabei hofft man auch auf die individuelle Klasse von Marko Arnautovic, der gegen Aserbaidschan (4:1) und Estland (2:1) fehlte.

… und vor allem auch Courtois

Die wird auch notwendig sein, denn mit Courtois steht ein absoluter Topmann zwischen den belgischen Pfosten. Das weiß vor allem auch Alaba, der mit dem 31-Jährigen bei Real Madrid zusammenspielt.

Ob er eine Schwäche habe? „Sein rechter Fuß vielleicht, aber den braucht er ja nicht so oft“, antwortete Alaba mit einem Lächeln. „Er ist ein Weltklassetorhüter, vielleicht aktuell der beste der Welt. Das weiß nicht nur ich, das wissen alle. Es ist nicht einfach, ihn zu überwinden, aber wir haben eine Offensive, die das kann“, so Alaba, der mit Courtois über das Duell gesprochen hat. „Sie unterschätzen uns nicht, sie wissen, dass wir ein gutes Team sind.“

Der Tormann von Real Madrid Thibaut Courtois
Reuters/Molly Darlington
Diesen Zweimetermann gilt es zu überwinden, wenn Österreich in Belgien ein Tor schießen möchte

Wie Belgien mit De Bruyne, der auch seinen 100er gefeiert hätte, fehlt Österreich mit Laimer ein Schlüsselspieler, zudem können auch die zuletzt gesetzten Danso sowie Marcel Sabitzer nicht von Beginn an spielen. Letzterer ist immerhin im Kader. Im Tor hat sich Rangnick vorab für Alexander Schlager als Ersatzmann des rekonvaleszenten Heinz Lindner entschieden, weil er den besten Trainingseindruck hinterließ und zudem bis vor Kurzem viel Spielpraxis vorweisen konnte.

ÖFB-Team will Belgiens Party crashen

Insgesamt will Österreich mit seiner Spielweise Belgien fordern. „Das Entscheidende ist, was wir selber machen. Ob wir das Spiel gewinnen, liegt in erster Linie an unserer eigenen Leistung. Wir haben auch schon gezeigt, dass wir gegen die größeren Nationen nicht nur gut spielen, sondern auch gewinnen können. Auf das wird es morgen ankommen, dass wir eine gute Balance finden aus mutigem Spiel nach vorne und defensiv sie nicht ihr Spiel aufziehen lassen“, erklärte Rangnick.

Belgien, das sich in den vergangenen 44 Jahren nur zweimal mit Österreich gemessen hat und in insgesamt 14 Partien erst zweimal gewann, will unterdessen eine große Party feiern. Nach dem frühen WM-Aus in der Gruppenphase von Katar trat mit Eden Hazard ein Star der „Goldenen Generation“ zurück und wird am Samstag mit einer Choreografie vor dem Spiel, einer Cabriofahrt in der Halbzeitpause und 33 Bällen für die Fans für 33 Teamtore nach Schlusspfiff geehrt.

Neo-Teamchef Domenico Tedesco, der wie auch Rangnick bei Schalke, Hoffenheim und Leipzig arbeitete, meinte dazu: „Es sind Feiern geplant, aber wenn wir nicht gewinnen, werden wir nicht feiern.“ Der 37-jährige Deutschitaliener betonte vorab: „Es wird nicht einfach.“