Formel 1

Belgien-GP sorgt für mulmiges Gefühl

Belgien ist für Weltmeister Max Verstappen wie ein weiteres Heimrennen und sein Lieblings-Grand-Prix. Am Sonntag (15.00 Uhr) jagt der niederländische Red-Bull-Star auf dem Circuit de Spa-Francorchamps seinen achten Sieg in Folge und versucht, die WM-Entscheidung weiter zu beschleunigen. Nachdem seit 2019 zwei junge Fahrer auf dem sieben Kilometer langen Kurs ums Leben gekommen waren, hat die Strecke aber ein Imageproblem. Änderungen werden gefordert. Zudem ist am Wochenende Regen angesagt.

Am 1. Juli dieses Jahres starb der 18-jährige Dilano van’t Hoff bei einem Rennen der europäischen Nachwuchsserie Formula Regional. Der Niederländer wurde auf nasser Strecke auf der Kemmel-Geraden, die auf den Raidillon-Knick folgt, von einem anderen Rennwagen erfasst, nachdem er sich gedreht hatte. Der andere Spa-Todesfall der jüngeren Vergangenheit war der Franzose Anthoine Hubert, der im August 2019 bei einem Formel-2-Rennen sein Leben ließ.

Alpine-Pilot Pierre Gasly ist aus dem Pool der aktuellen Formel-1-Fahrer einer, der mit Hubert befreundet war. „Wir können es uns einfach nicht leisten, junge Talente so zu verlieren, wie es in den letzten Jahren geschehen ist. Wir sollten diese Burschen nicht einem solchen Risiko aussetzen“, sagte der Franzose.

Gefahren sind allgegenwärtig

„Es gibt immer ein Element der Gefahr. Man weiß, wenn man ins Auto springt, gibt es eine sehr kleine Wahrscheinlichkeit, dass etwas Schlimmes passieren kann. Aber als Gemeinschaft und als Verband und Organisation ist es unsere Aufgabe, diese Wahrscheinlichkeit zu minimieren“, appellierte er an die Verantwortlichen, allen voran den Automobil-Weltverband (FIA).

An der Kurvenkombination Eau Rouge und Raidillon wurde bereits herumgewerkt, weil dort extreme Fliehkräfte wirken und die Autos auf enorme Geschwindigkeiten kommen, während die Voraussicht aufgrund der Höhendifferenz minimal ist. Hubert starb vor vier Jahren bei einem Unfall mit mehreren Fahrzeugen am Ausgang von Raidillon, als sein Auto gegen die Leitplanken prallte und auf die Strecke zurückgeschleudert wurde, wo es von anderen Fahrzeugen getroffen wurde.

Pierre Gasly (Alpine F1 Team 14)
IMAGO/Eibner/Thomas Fuessl
Pierre Gasly richtete einen Appell an die Verantwortlichen der FIA

Verstappen nimmt Kurs in Schutz

Verstappen, der in Belgien geboren wurde, ist kein Fan von weiteren baulichen Maßnahmen. „Natürlich wird das jetzt aufgebracht. Aber es ist ein bisschen unfair, es nur auf die Strecke zu schieben“, entgegnete der 25-Jährige und führte die katastrophalen Sichtverhältnisse im Regen beim Unfall von Van’t Hoff an.

„Es ist sicher eine ziemlich gefährliche Kurve, aber wir fahren auch den Sektor eins in Dschidda, und das ist für mich wahrscheinlich noch gefährlicher“, betonte er. „Ich denke, das einzige, was man vielleicht verbessern könnte, ist mehr Platz zu schaffen, indem man die Leitplanken weiter weg setzt.“

Konzentration auf Rekordjagd

Der Fokus von Verstappen gilt ganz seiner Rekordjagd. Zwei Siege fehlen ihm noch auf die Bestmarke des Deutschen Sebastian Vettel, der 2013 neun Rennen in Folge für sich entschied. „Spa ist natürlich meine Lieblingsstrecke im Kalender, also freue ich mich darauf, dort Rennen zu fahren und die Fans zu sehen“, sagte er.

Das letzte Rennen vor der Sommerpause wird von einem Sprint am Samstag eingeleitet. Es dürfte ein Regenwochenende werden, was die Sicherheitsdiskussion weiter befeuern könnte. Verstappen dazu: „Wir werden sehen, welche Auswirkungen das haben wird, denn das macht es immer ein bisschen interessanter und chaotischer.“