Lewis Hamilton (Mercedes) und George Russell (Mercedes)
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Formel 1

Emotionen kochen bei Mercedes hoch

Mercedes muss in der Formel 1 um Platz zwei in der Konstrukteurswertung zittern. Beim Grand Prix von Japan in Suzuka am Sonntag duellierten sich Lewis Hamilton und George Russell aber nicht nur mit den Ferraris, sondern kamen sich auch gegenseitig in die Quere. Das ließ zunächst bei Russell die Emotionen hochkochen, er schimpfte über Funk in Richtung seines Teamkollegen, Hamilton zeigte sich nach dem Rennen unterdessen über eine Teamorder nicht erfreut.

Mercedes liegt in der Konstrukteurswertung mit 305 Punkten derzeit auf dem zweiten Platz hinter Red Bull, das mit 623 Zählern den Titel bereits fixiert hat. Ferrari folgt mit 285 Punkten auf Rang drei. In Suzuka belegten Charles Leclerc und Carlos Sainz die Plätze vier und sechs, Hamilton und Russell wurden Fünfter und Siebenter. Die „Scuderia“ verkürzte damit den Abstand auf Mercedes in der Konstrukteurswertung von 24 auf 20 Punkte.

Dass sich die Mercedes-Piloten in Japan selbst duellierten, war angesichts des knappen Vorsprungs auf Ferrari für Russell unverständlich. Als sich in der 16. Runde die beiden Boliden berührten, schimpfte der 25-jährige Brite in Richtung seines 38-jährigen Landsmannes Hamilton über den Funk: „Wen wollen wir hier bekämpfen? Uns gegenseitig oder die anderen?“

Mercedes-Piloten duellierten sich teamintern

Im Kampf gegen Ferrari um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM duellierten sich die Mercedes-Piloten teamintern.

Mercedes-Pressechef Bradley Lord versuchte zu beruhigen. „Wir wissen alle, dass die Fahrer ihren Frust sehr oft am Funk und in Interviews abbauen. Deswegen legen wir das jetzt nicht auf die Goldwaage. Solche Dinge werden in Ruhe diskutiert, abseits der Strecke“, sagte Lord. Russell wollte dem keine große Bedeutung zuschreiben. „In solchen Momenten machst du dir am Funk ein bisschen Luft, um Frust abzubauen. Es hat uns ein paar Sekunden gekostet, aber das ist Rennsport“, meinte er nach dem Rennen.

Hamilton kritisiert Teamorder

Hamilton konnte unterdessen eine Teamorder drei Runden vor Schluss nicht nachvollziehen. Der siebenfache Weltmeister wurde aufgefordert, den Abstand auf seinen Teamkollegen zu verringern, um diesem DRS zu geben. Russell, dem Sainz im Nacken saß, wurde aber trotz der Hilfestellung von dem Ferrari-Piloten überholt. Für Hamilton eine sinnlose Teamorder: „Das werden wir intern besprechen. Für mich war es wichtig, Sainz hinter mir zu lassen, damit wir in der Teamwertung vor Ferrari bleiben. Nur das zählt.“

Hamilton macht sich aber nicht nur Sorgen über die Performance in den ausständigen Saisonrennen, sondern denkt auch schon an 2024. Das Team stehe aufgrund des großen Abstands zu den überlegenen Red Bulls im kommenden Halbjahr vor seiner bisher größten Entwicklungsherausforderung. „Ich habe keine Ahnung, wo wir mit dem Auto nächstes Jahr stehen werden, aber wir sind noch weit weg. Die nächsten sechs Monate müssen die größten sechs Monate an Entwicklung sein, die wir je hatten, um diese Lücke zu schließen, um wirklich anzuklopfen“, sagte Hamilton.

Das Auto „hüpft und rutscht“

Derzeit mache das Fahren mit seinem Boliden wenig Freude, stellte der ehemalige Serienweltmeister fest. „Das Auto fühlt sich genauso wie im Vorjahr an, es hüpft und rutscht“, so der seit 2021 sieglose Brite nach seinem „harten“ Suzuka-Wochenende. Er versuche, mit seinem Teamkollegen Russell ständig möglichst viel an Input für Verbesserungen einzubringen.

Zu denken gibt dem Rennstall von Toto Wolff auch, dass die mit Mercedes-Antrieben ausgestatteten McLaren von Lando Norris und Oscar Piastri in Japan hinter Dominator Max Verstappen auf den Plätzen zwei und drei landeten. „Davor dürfen wir nicht die Augen verschließen. Wir müssen uns anschauen, was sie gemacht haben, und auch in diese Richtung gehen. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass mein Team es schaffen kann“, sagte der 38-jährige Hamilton.

Knackpunkt der Entwicklung sei mehr Abtrieb. „Wir waren schon immer großartig darin, dem Auto Downforce zu geben. Bei der derzeitigen Funktionsweise unseres Autos funktioniert mehr Downforce nur nicht – es lässt es nur mehr hüpfen“, erklärte Hamilton in Erwartung eines laufruhigeren Wagens für die kommende Saison. „Hoffentlich werden wir mit der Änderung der Philosophie wieder dort hinkommen, wo das Team es sich verdient zu sein, denn es ist ein Weltmeisterteam.“