Riesiges Modell des WM-Pokals im Rahmen eines WM-Spiels
IMAGO/Andrew Surma
Fußball

Fans laufen gegen Mega-WM Sturm

Eine WM 2030 auf drei Kontinenten in sechs Ländern – das Council des Fußballweltverbandes (FIFA) hat am Mittwoch mit seiner Entscheidung, die vom Kongress noch bestätigt werden muss, viele überrascht. Während FIFA-Präsident Gianni Infantino von einem „einzigartigen globalen Zeichen“ schwärmt, rief die Mega-WM anderswo Kopfschütteln hervor. „Die FIFA setzt ihren Teufelskreis der Zerstörung gegen das größte Turnier der Welt fort“, so die Vereinigung der europäischen Fußballfans (FSE).

„2030 werden wir einen einzigartigen globalen Fußballfußabdruck erleben. Drei Kontinente: Afrika, Europa und Südamerika, und sechs Länder: Argentinien, Marokko, Paraguay, Portugal, Spanien und Uruguay, heißen die Welt willkommen und vereinen sie, während sie gemeinsam den Fußball, das 100-jährige Jubiläum und die FIFA-WM feiern“, meinte Infantino. Folgenlos bleibt die Entscheidung jedenfalls nicht, nicht nur für die Fans. Im schlechtesten Fall muss ein Team Spiele in Südamerika, Europa und Afrika austragen.

Vor allem auf die sechs Mannschaften, die zunächst in Südamerika ranmüssen, wartet eine knifflige Aufgabe und eine logistische Herausforderung. Das sorgt für zeitintensive und teure Reisen. Fraglich ist auch, ob bei diesen großen Distanzen eine wirkliche Fußballatmosphäre in den Ländern aufkommt. „Für die Fans ist das schrecklich, der Umweltgedanke wird missachtet“, schrieb FSE auf Twitter (X) und holte zu einem Rundumschlag aus. Man habe zwei Bewerbungen kombiniert, um Saudi-Arabien mit einer „erschreckenden Menschenrechtsbilanz“ 2034 den „roten Teppich“ ausrollen zu können. „Das ist das Ende der WM, wie wir sie kennen.“

Kritik an WM-Vergabe

Die Fußball-WM 2030 findet auf drei Kontinenten und in sechs Ländern statt. Vielerorts sorgt das für Kritik.

Kritisch äußerte sich auch ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer, der sich von der Entscheidung selbst überrascht zeigte. „Grundsätzlich ist es ein schönes Ziel, dass der Fußball Länder und Kontinente verbindet“, erklärte der 57-Jährige im ORF-Interview. Man müsse abwarten, was die Beweggründe gewesen seien und wie die Detailplanung aussehe. Der Fußball habe auch eine soziale und gesellschaftspolitische Verantwortung. „Das sind auf jeden Fall die Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit wesentlich. Ich glaube, vor dem Hintergrund dieser Aspekte muss man diese Entscheidung auch hinterfragen“, erklärte Mitterdorfer – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Weg für Saudi-Arabien 2034 frei

Durch die Vergabe 2030 wurde quasi Saudi-Arabien der Weg zur Austragung 2034 geebnet. Denn die Kontinente Europa, Südamerika und Afrika sind aufgrund des Rotationsprinzips automatisch aus dem Rennen. Auch die Nord- und Mittelamerika-Region kommt nicht infrage, weil die USA, Kanada und Mexiko bereits 2026 Gastgeber sind.

So hat die FIFA bereits festgelegt, dass sich für 2034 nur Vertreter aus Asien und Ozeanien bewerben dürfen. In Ozeanien wäre wohl nur Australien ein Kandidat, allerdings finden 2032 bereits die Olympischen Sommerspiele in Brisbane statt. Und in Asien könnte China ein derartiges Turnier zwar ausrichten. Dort ist allerdings die Fußballbegeisterung stark zurückgegangen. Japan und Südkorea waren bereits 2002 Gastgeber.

Grafik zeigt eine Karte mit allen Austragungsländern der Fußball-WM 2030
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Auch für Menschen, die sich um die Umwelt sorgen, ist die Vergabe ein weiterer Schlag ins Gesicht. In Katar hatte die FIFA damit geworben, dass die Endrunde 2022 klimaneutral sei. Dafür erhielt sie eine Rüge von der schweizerischen Lauterkeitskommission (SLK), nachdem es mehrere Beschwerden gegeben hatte. Die FIFA habe den „falschen und irreführenden Eindruck erweckt“, die WM in Katar sei bereits vor und während des Turniers klima- und CO2-neutral gewesen, monierte die Kommission. Dabei hatte das Turnier in Katar noch auf engstem Raum stattgefunden. Das ist nun anders. Allein die langen Reisen für Fans und Teams dürften der Umwelt kaum zugutekommen.

Von Greenpeace gab es harsche Kritik an den Plänen. „Die FIFA betreibt Fake-Klimaschutz. Mit homöopathischen Maßnahmen wie etwa Mülltrennung und Recycling gibt sie vor, das Klima zu schützen. Gleichzeitig zwingt sie jetzt ihre Sportler und die Fans, um den Globus zu fliegen, und heizt damit unseren Planeten weiter an“, sagte Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin der Umweltschutzorganisation in Österreich. Die FIFA müsse die WM in Zeiten von Dürre und Überschwemmungen nur in einem Land austragen.

FIFA-Geldmaschine läuft auf Hochtouren

Freuen kann sich der Schatzmeister der FIFA. Bis 2026 wird mit Einnahmen von mindestens elf Milliarden Dollar gerechnet. Weniger wird es danach garantiert nicht. Schließlich wird die WM ab 2026 mit 48 statt 32 Teams ausgetragen. Und Saudi-Arabien wird mit Aussicht auf einen WM-Zuschlag sicher weiter stark in den Fußball investieren.

2023 findet dort bereits die Klub-WM statt. Riad wolle ein „Weltklasseturnier veranstalten“, teilte der saudi-arabische Verband am Mittwoch nur Minuten nach der Vergabe der WM 2030 mit. Man wolle sich „vom anhaltenden sozialen und wirtschaftlichen Wandel Saudi-Arabiens und der tief verwurzelten Leidenschaft des Landes für Fußball inspirieren lassen“.

Unterdessen kündigte die asiatische Konföderation AFC bereits Unterstützung für die Bewerbung Saudi-Arabiens an. „Die gesamte asiatische Fußballfamilie wird gemeinsam die bedeutsame Initiative des Königreichs Saudi-Arabien unterstützen, und wir sind bestrebt, eng mit der globalen Fußballfamilie zusammenzuarbeiten, um ihren Erfolg sicherzustellen“, wurde AFC-Präsident Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa in einer Mitteilung zitiert.