Gerhard Struber (RBS)
GEPA/Marcel Engelbrech
Bundesliga

Salzburger Frust erreicht neues Level

Red Bull Salzburg ist in der Admiral Bundesliga aus dem Tritt gekommen. Am Samstag verpatzte der LASK dem Serienmeister mit einem verdienten 1:0-Sieg in Wals-Siezenheim die Generalprobe für den Kracher in der Champions League bei Inter Mailand. Die Laune bei Salzburg-Trainer Gerhard Struber war nach der zweiten Heimniederlage en suite im Keller: „Heute hat uns das Feuer gefehlt.“

Ein Blick auf die Tabelle unterstreicht das Salzburger Tief. Denn erstmals seit der Bundesliga-Reform 2018 liegen die „Bullen“ zur Halbzeit des Grunddurchgangs nicht auf Platz eins. Im Schlager der elften Runde war der LASK von der ersten Minute an die dominierende Mannschaft und holte sich dank des Treffers von Robert Zulj (34.) viel Selbstvertrauen für die eigene internationale Aufgabe, die die Linzer in der Europa League am Donnerstag zu Saint-Gilloise nach Belgien führt.

Während die Linzer nach der Länderspielpause zu überzeugen wussten, brachten die Salzburger nur je eine gute Torchance pro Hälfte zustande. Viel zu wenig für die Ansprüche des Teams und der Fans, die nach dem 0:1 gegen Aufsteiger Blau-Weiß Linz in der achten Runde die zweite Heimniederlage in Folge zu sehen bekamen. „Wir haben uns vom ersten Moment den Schneid abkaufen lassen. Wir haben uns mehr und mehr das Lenkrad aus der Hand nehmen lassen, waren immer im Reaktionsmodus, nicht am Steuer“, meinte Struber.

LASK gewinnt in Salzburg

Die Linzer durften sich dank Robert Zulj über einen 1:0-Erfolg im Schlager bei Meister Salzburg freuen.

Der Trainer vermisste aber auch den letzten Willen, die Niederlage abzuwenden. „Wir müssen schon ein anderes Gesicht zeigen, um am Ende Spiele in unsere Richtung zu drehen“, sagte Struber. Es habe der Biss gefehlt, „Paroli zu bieten in den typischen Momenten, wo es einen Abnützungskampf gibt“. Der „Unterschied, ob man mit 100 Prozent Dinge annimmt oder mit 95 Prozent“, sei sichtbar gewesen. Daher zeigte der Trainer auch Verständnis für die Pfiffe zur Verabschiedung: „Wenn man die Basics nicht auf den Platz bringt, kann es sein, dass Pfiffe kommen. Wir haben einiges dazu beigetragen.“

Struber sucht richtige „Steckdose“

Vier Punkte fehlen den Salzburgern nun auf Tabellenführer Puntigamer Sturm Graz, der seinen Vorsprung mit einem 2:1-Erfolg über Egger Glas Hartberg ausbaute. Die 23 Zähler nach elf Runden sind die schwächste Ausbeute einer Salzburger Mannschaft seit der Reform vor fünf Jahren. Und erstmals seit neun Jahren bezogen die Bullen zwei Ligaheimniederlagen hintereinander.

Dass die Salzburger wie so oft in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr scheinbar mühelos Richtung Meisterteller spazieren können, liege auch am gestiegenen Niveau der Liga. „Man hat heute gesehen, dass in der Bundesliga alles ein Stück weit knapper geworden ist. Man kann sich nicht eine Leistung leisten, die auf diesem Niveau ist. Wir müssen ganz schnell schauen, dass wir die Steckdose finden, die uns wieder richtig Strom gibt“, sagte Struber.

Robert Zulj (LASK)
GEPA/Marcel Engelbrecht
Robert Zulj (r.) und seine Linzer waren den „Bullen“ im Schlager immer einen Schritt voraus

Das ist am Dienstag nötig, will Salzburg in Mailand gegen Inter bestehen. „So eine Leistung müssen wir alle hinterfragen und uns trotzdem freuen auf das Spiel, das kommt. Das ist Champions League, das ist was ganz Besonderes“, erklärte Struber und forderte: „Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen. Wir müssen uns in Erinnerung rufen, was uns stark macht. Das hat zu tun mit hoher Aggressivität und Intensität, das gilt es unter Beweis zu stellen. Dann ist es auch in Mailand möglich, den Gegner zu ärgern.“

Linzer Teamgeist sticht

Ganz anders ist die Stimmungslage beim LASK. Die Linzer haben die Länderspielpause bestens genutzt, um sich auf den Schlager vorzubereiten, und setzten ihre Pläne auch erfolgreich um. „Gegen Salzburg muss man gemeinsam gut verteidigen, das beginnt vorne. Wir haben den Gegner hoch unter Druck gesetzt, das hat die Mannschaft fantastisch gemacht“, freute sich Thomas Sageder, der den „unheimlichen Teamgeist“ in der Trainingswoche hervorhob.

Dass der mutige Auftritt drei Punkte brachte, dafür sorgte der Kapitän. Zulj traf mit einem platzierten Schuss und war danach voll des Lobes für die Mannschaft. „Wenn du Salzburg spielen lässt, dann wird es schwer. Wir haben hoch attackiert, viel laufen müssen, viel leiden müssen, aber es lohnt sich am Ende des Tages. Es kommen Mannschaften hierher, die stellen sich hinten rein und hoffen auf den lieben Gott. Aber das ist nicht unser Ansatz“, sagte der Siegestorschütze.

Trotzdem sei es vor allem der Verteidigung zu verdanken gewesen, dass die Linzer erstmals seit über drei Jahren gegen Salzburg wieder gewinnen konnten. „Wir haben hinten drei Spieler, die unglaublich gespielt haben, zwei Laufmaschinen davor, außen Zweikampfmonster, da war es für Salzburg schwer“, schwärmte Zulj.

Motivationsschub für Europa League

Nun gilt es jene Konstanz zu zeigen, die Zulj im bisherigen Saisonverlauf ein bisschen vermisste. Mit einem Erfolg in Belgien können sich die Linzer in der Europa League wieder voll ins Aufstiegsrennen einschalten. „Das ist so ein Spiel, wo wir sehen, sind wir so weit, dass wir drei oder vier Tage später wieder so eine Leistung auf den Platz bringen“, meinte er.

Sageder ist jedenfalls sicher, dass der überzeugende Sieg in Salzburg in der Mannschaft viel bewirkt. „Ich hoffe und bin überzeugt, dass die Mannschaft daran glaubt, dass wir uns sportlich immer weiter entwickeln, sonst kannst du Salzburg nicht schlagen. Wir haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Aber davon können wir uns am Donnerstag nichts kaufen.“

Admiral Bundesliga, elfte Runde

Samstag:

Salzburg – LASK 0:1 (0:1)

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 15.625, SR Harkam

Tor: 0:1 (34.) Zulj

Salzburg: Schlager – Dedic, Solet, Baidoo, Terzic (45./Ulmer) – Gourna-Douath – Capaldo, Gloukh (57./Kjaergaard), Forson (46./Sucic) – Simic (57./Ratkov), Konate (76./Dorgeles)

LASK: Lawal – Ziereis, Andrade, Talowjerow – Stojkovic (87./Ba), Horvath (77./Michorl), Ljubic, Bello – Zulj – Ljubicic (69./Havel), Usor (69. Goiginger)

Gelbe Karten: keine bzw. Michorl