„Heute ist mir Lustenau scheißegal, jetzt heißt es einmal den Derby-Sieg genießen“, sagte Klauß nach dem Schlusspfiff. Der Deutsche verspürte „pure Freude“ und wollte sich nicht groß mit Analysen aufhalten. „Ich sehe sehr viele strahlende Gesichter, positive Emotionen. Ich bin sehr froh, hier als Sieger sitzen zu dürfen“, meinte er. Verteidiger Leopold Querfeld konnte ebenso zufrieden bilanzieren. „Wir haben es geschafft, den Druck in positive Energie umzuwandeln. Und wir waren endlich in einem Derby von Anfang an da.“
Nach einem fulminanten Start ins 342. Wiener Stadtduell und Toren von Matthias Seidl (18.) und Guido Burgstaller (20.) legte Rapid noch vor der Pause durch den erneut stark agierenden Marco Grüll (40.) das dritte Tor nach. Der künftige Bremen-Profi Grüll verspürte nach Schlusspfiff „ein sehr geiles Gefühl“.
Rapid beendet Derby-Flaute
Nach zwölf sieglosen Derbys hat der SK Rapid erstmals seit September 2019 wieder gegen die Wiener Austria gewonnen. Der 3:0-Erfolg war außerdem der erste Erfolg im Duell mit dem Erzrivalen im Allianz-Stadion.
Violetter Katzenjammer
Kam Klauß ins Schwärmen, haderte ein sichtlich bedienter Michael Wimmer mit der Vorstellung seiner Elf in der ersten Halbzeit. „Das waren nicht wir“, sagte der Austria-Coach. Sein Kapitän wurde deftiger. „Wir sind nicht als Mannschaft aufgetreten“, sagte Manfred Fischer. „Ich hatte das Gefühl, dass ein paar echt Schiss gehabt haben. Es hat sich angefühlt, als ob wir Angst vor Fehlern gehabt hätten.“ Reinhold Ranftl ergänzte: „Das Spiel haben wir verloren, weil wir so schlecht waren, und nicht, weil Rapid so gut war.“ Die zweite Hälfte gehörte zwar der Austria, ihre Chancen konnten die Gäste aber nicht verwerten.
Nur noch Minichance auf Meistergruppe
In der Tabelle liegen die „Veilchen“ nun im Rennen um die Top Sechs fast aussichtslos auf Platz acht. Siege bei Blau-Weiß Linz und gegen WSG Tirol sind Pflicht, um überhaupt noch an die Meistergruppe denken zu können. Dazu müssten die Rivalen schwächeln. Austria Klagenfurt und Hartberg würden jeweils mit einem Punkt aus zwei Partien fix vor der Austria liegen. Die Klagenfurter haben noch ein hartes Programm, sie treten bei Spitzenreiter Red Bull Salzburg und gegen Rapid an. Hartberg spielt noch in Tirol und gegen Sturm Graz. Auch der siebentplatzierte WAC hat zwei Punkte mehr als die Austria auf dem Konto und damit bessere Chancen.
Violetter Katzenjammer
Nach der Niederlage im Derby gegen Rapid herrscht bei der Wiener Austria Frust. „Das waren nicht wir“, sagte Austria-Coach Michael Wimmer.
Wimmer gab sich keinen Illusionen hin. „Wir sind Achter, das hat auch einen Grund“, meinte er. Nach schwachem Saisonstart hinkt die Austria hinterher. Augenscheinlich war gegen Rapid auch, dass die Ausfälle des gesperrten Johannes Handl und des verletzten Marvin Potzmann nicht kompensiert werden konnten. „Es hat zu lange gedauert, bis wir uns gefunden haben. Die Zeit hast du im Derby nicht“, sagte Wimmer, der selbst zweimal taktische Veränderungen vornahm. Nun droht auch dem in der ersten Halbzeit verletzt ausgetauschten Marvin Martins eine Zwangspause.
Bundesliga, 20. Runde
Nicht unbedingt dienlich war die Niederlage auch der Stimmung bei der am Dienstagabend angesetzten Generalversammlung. Dort warten auf die sportliche Leitung um Sportvorstand Jürgen Werner wohl unangenehme Fragen der Mitglieder.
Für Klauß „war nicht alles gut“
Rapid darf hingegen nach vorn blicken. Platz drei ist durch die Ausrutscher des LASK plötzlich nur noch drei Zähler entfernt. Gefährlich werden könnte den Hütteldorfern allerdings noch der WAC, der am kommenden Wochenende bei Sturm antreten muss und zum Abschluss Altach empfängt. Für Klauß ist der Blick auf die Konkurrenz jedoch ohne Bedeutung. „Wir müssen eh punkten, egal, wie die anderen spielen“, betonte der 39-Jährige.
Nur einmal gab Klauß den Mahner. „Auch nach einem Derby-Sieg müssen wir aufpassen, nicht alles in den Himmel zu loben. Es war nicht alles gut, die zweite Halbzeit war nicht gut“, sagte er, schob jedoch gleich hinterher: „Aber darüber kann man jetzt hinwegsehen.“