Judokin Michaela Polleres mit Silbermedaille
APA/Georg Hochmuth
Judo

Polleres jubelt über Silber

Michaela Polleres hat am Mittwoch die zweite Judo-Medaille für Österreich bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen. Die Niederösterreicherin holte in der Klasse bis 70 kg Silber. Die 24-Jährige musste sich erst im Finale der Japanerin Chizuru Arai mit einer Waza-Ari-Wertung geschlagen geben.

Am Vortag hatte bereits ihr Teamkollege Shamil Borchashvili in der Kategorie bis 81 kg Bronze geholt. Österreich hält damit nach fünf Wettkampftagen der Tokio-Sommerspiele bereits bei einem kompletten Medaillensatz. Gold hatte am Sonntag sensationell Anna Kiesenhofer im Rad-Straßenrennen erobert.

„Ich kann es im Moment gar nicht glauben, ich weiß gar nicht, wie ich das in Worte fassen soll. Ich bin unglaublich stolz“, sagte Polleres im ORF-Interview nach dem Gewinn der Silbermedaille. „Ich habe bis zum Schluss gekämpft. Ich war zu Beginn sehr nervös, das hat sich dann gelegt. Im Finale habe ich mich dann richtig auf das Kämpfen gefreut“, meinte die 24-Jährige, die erst im Juni bei der WM in Budapest Bronze geholt hatte.

Judoka Polleres holt Silber

Michaela Polleres hat die insgesamt dritte Medaille für Österreich bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen. In der Klasse bis 70 Kilogramm holte die Judoka Silber.

Japanerin mobilisiert Kräfte

Polleres setzte sich im Halbfinale im Duell der beiden WM-Dritten gegen die Niederländerin Sanne van Dijke mit einer Waza-Ari-Wertung durch. Die 27-jährige Arai hatte mit der Russin Madina Taimasowa in der Vorschlussrunde deutlich länger zu kämpfen, siegte nach einem Marathonduell erst im Golden Score nach 12:41 Minuten.

Im Finalkampf mobilisierte die Weltmeisterin von 2017 und 2018 noch einmal alle Kräfte, brachte Polleres nach etwas mehr als einer Minute auf den Boden und sich selbst die letztlich entscheidende Waza-Ari-Wertung ein. Polleres blieb aktiv, Arai brachte den Festhaltegriff aber über die Zeit. Die Bronzemedaillen sicherten sich Taimasowa und Van Dijke.

Judokin Michaela Polleres und Finalgegnerin Chizuru Arai
APA/AFP/Franck Fife
Im Finale hatte die Japanerin Chizuru Arai das bessere Ende für sich

Selbstbewusst nach WM-Bronze

Auf dem Weg zum Poolsieg hatte sich Polleres gegen die Irin Megan Fletcher (Waza-Ari), die Südkoreanerin Kim Seongyeon (im Golden Score mit Waza-Ari) und die Weltranglistensiebente Barbara Matic aus Kroatien (Waza-Ari) durchgesetzt. Zuvor war da ein Ippon zurückgenommen worden. „Es kann leider immer passieren. Wichtig ist, dass man dann fokussiert bleibt und nicht schon abgeschlossen hat“, hatte die von Nationaltrainerin Yvonne Bönisch gecoachte Kämpferin vor der Finalsession gesagt.

Im WM-Halbfinale in Budapest war Polleres Matic noch unterlegen gewesen. Auch Fletcher und Kim waren bei der Ungarn-WM im Juni Gegnerinnen, beide besiegte sie auch damals. Als erste ÖJV-Medaillengewinnerin bei Welttitelkämpfen seit elf Jahren bewies Polleres bereits dort, dass sie ganz vorne mitkämpfen kann. „Mir wurde eine Last von den Schultern genommen, ich habe neues Selbstvertrauen bekommen. Ich wusste, dass ich jeden schlagen kann“, sagte die Olympiazweite über das WM-Turnier vor eineinhalb Monaten.

„Wusste, dass ich es schaffen kann“

In Tokio knüpfte sie an diese Leistung nahtlos an. Besonders stolz sei sie darauf, dass sie überhaupt so weit gekommen sei und bis zum Schluss gekämpft habe. „Dass ich durchgehalten habe. Etwa im Viertelfinale gegen die Kroatin (Matic). Da habe ich mich noch einmal zusammengerissen. Ich hatte das nötige Selbstvertrauen und wusste, dass ich es schaffen kann.“

Im Halbfinale gegen Van Dijke legte Polleres noch einmal zu. „Die Holländerin ist eine sehr harte Gegnerin. Dass ich da die Ruhe bewahrt und die Wertung bis zum Schluss gehalten habe, ist super“, sagte Polleres, die ihre – zugegebene – Nervosität im Griff hatte.

In der Ruhe liegt die Kraft

Polleres begann mit acht Jahren mit dem Judosport. „Mit Judo konnte nichts konkurrieren, ich habe ein paarmal versucht, Tennis zu spielen. Bei einer Judovorführung in der Schule dachte ich mir, das schaut cool aus, das probiere ich.“ Der Start verlief aber etwas holprig, denn Polleres war immer schon eher zurückhaltend.

„Ohne meine Eltern wäre nichts gegangen. Mama hat mich regelmäßig hingebracht zum Training. Ich habe einen kleinen Schubs gebraucht, weil ich so schüchtern war. Dann habe ich neue Freunde kennengelernt. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin.“

Ihr Vereinstrainer ist seit vielen Jahren Adi Zeltner. Anfang Jänner wurde der Kreis mit der deutschen 2014-Olympiasiegerin Bönisch erweitert. „Es ist ihre Ruhe, die mich manchmal aus der Ruhe bringt“, sagte die ÖJV-Nationaltrainerin über Polleres. Doch diese Ruhe würde ihren Schützling auch auszeichnen. Die Nerven nicht wegzuschmeißen sei sicher kein Nachteil in einem Olympiaturnier, meinte Bönisch.