Magdalena Lobnig (AUT) mit Bronzemedaille
Reuters/Piroschka Van De Wouw
Rudern

Lobnig holt Bronze mit „weichen Knien“

Magdalena Lobnig hat es geschafft. Die 31-jährige Kärntnerin hielt der Nervenprobe stand und holte mit Bronze im Einer als erste Frau Österreichs eine olympische Rudermedaille. „Ich finde es schon sehr cool, dass ich da Geschichte geschrieben habe. Ich hoffe, dass ich damit auch viele junge Sportlerinnen motivieren kann“, freute sich Lobnig. Vor dem Start war sie „natürlich ultranervös“ und musste ihre weichen Knie zunächst einmal raustreten, danach war es für sie aber ein leichtes Rennen.

Vor dem Start musste das Finalfeld einige Minuten warten, bevor es ins Olympiarennen ging, danach fuhr Lobnig aber ein Rennen nach Plan und zur ersten Olympischen Rudermedaille seit 29 Jahren für Österreich und der überhaupt erst sechsten in der Geschichte des heimischen Ruderverbands. „Ich habe nur versucht, dass ich die weichen Knie loswerde. Diese schlottrigen Knie, die man vor einem Rennen hat. Dass ich die am Start lasse und mich einfach wegschiebe. Das habe ich versucht, das ist mir auch sehr gut gelungen“, ließ die 31-Jährige das Rennen noch einmal Revue passieren.

Im Rennen hielt sich Lobnig dann den gesamten Rennverlauf über in den Top Drei auf. Nach dem Start war sie zunächst sogar in Führung, bei der 500- und 1.000-m-Marke war sie dann hinter Twigg Zweite und auch schon bei 1.500 m hinter Prakatsen Dritte. „Dass Twigg und die Russin sehr stark sind, das hat man in den Vorläufen schon gesehen“, sagte Lobnigs Coach Kurt Traer. Mit Bronze war der Kärntner daher überglücklich: „Es ist ein Traum, einfach nur genial.“

Lobnig erobert Bronze im Ruder-Einer

Magdalena Lobnig hat die erhoffte Medaille erkämpft. Die 31-Jährige musste sich im Rudern nur der Neuseeländerin Emma Twigg und der Russin Hanna Prachazen geschlagen geben und sorgte damit für den vierten österreichischen Podestplatz bei den Spielen in Japan.

„Jetzt kommt alles zurück“

Im Ziel fiel Lobnig eine Riesenlast von den Schultern. „Man ist da im Vorfeld eigentlich viel emotionaler, als wenn man im Ziel ist. Man ist so erleichtert, dass Weinen gar nicht geht. Erst bei der Siegerehrung sind mir vielleicht ein paar Tränen gekommen“, sagte Lobnig. „Ich bin einfach so froh, dass ich die Bestätigung habe für das, was ich die letzten Jahre gezeigt habe. Für die Geduld, all die vielen Stunden, die ich da reingesteckt habe, für den Verzicht. Wir waren auf so vielen Trainingslagern wie noch nie in meinem Leben. Und jetzt kommt alles zurück. Da fällt so viel ab.“

Hinter Bronze steht eine erfolgreiche Kooperation über mittlerweile eineinhalb Jahrzehnte. „Ein großer Dank an meine Trainer. Das ist eine Medaille für alle, nicht nur für mich. Das ist eine Bestätigung für das, was wir uns erarbeitet haben“, betonte Lobnig. Ihr Coach Traer hat die Betreuung der damaligen Juniorin im Jahr 2006 übernommen und jubelte in Tokio mit ihr mit. Seit Ende 2019 ergänzt der im Vorjahr als Nationaltrainer verpflichtete Robert Sens die Trainingsarbeit. Mit dem Schub durch die Miteinbeziehung des Ex-Weltmeisters gelang Lobnig noch ein Leistungssprung.

Belohnung für harte Vorbereitung

„Wir sind so ein kleines Team. Die Saison ist so schlecht losgegangen. Aber wir sind cool geblieben und haben behutsam aufgebaut. Ich hoffe, das motiviert viele von meinen Teamkollegen, den Weg zu den Olympischen Spielen durchzuziehen“, meinte Lobnig. „Wir waren noch nie so viel auf Trainingslager. Mit Robert (Nationaltrainer Sens, Anm.) hat sich das massiv verändert. Mit Robert ist das noch einmal ein Stück professioneller geworden. Wir haben so gezielt gearbeitet.“

„Sie zeichnet eine gute Rudertechnik, ein irrsinniges Bootsgefühl, ein guter Trainingsfleiß und eine gute Physiologie mit noch Reserven aus“, sagte Sens über Lobnigs Vorzüge. Ganz besonders habe ihn aber der Fokus der Kärntnerin in Semifinale und Finale am Sea Forest Waterway beeindruckt. „Das ist eine Sache, die man schlecht erlernen kann, in solchen Situationen so ein Ding zu bringen“, erklärte der 43-jährige Deutsche. „Es ist unvorstellbar, diese mentale Stärke.“

„Noch nie so guten Start gesehen“

Im gesamten Finale habe Lobnig überzeugt, so Sens: „Ich habe noch nie einen so guten Start von Magdalena oder überhaupt gesehen. Wie sie aus den Blöcken herausgeschossen ist, das war schon fast surreal. Da hat man schon gemerkt, sie will das einfach so viel mehr. Sie hat das Rennen dann einfach perfekt exekutiert. Sie war supereffizient, hat die Britin nicht einmal ins Spiel gelassen, hat gekontert und dagegengehalten. Das beste Rennen der Saison in dem Moment, wenn es darauf ankommt.“

Trainer Robert Sens (AUT)
GEPA/Markus Oberlaender
Nicht zuletzt dank Ex-Weltmeister Sens machte Lobnig noch einen Leistungssprung und erntete nun die Lorbeeren

Der 43-jährige Coach sprach aber auch dem gesamten Umfeld ein Kompliment aus, freilich auch Traer. Der genoss die Früchte der so langen gemeinsamen Arbeit: „Es ist ein Traum. Ich bin kein extrem emotionaler Typ, aber es ist einfach nur genial“, meinte der in Österreichs Verband (ÖRV) als Assistenztrainer gelistete Lobnig-Vertraute. „Das war das Beste, was sie hat machen können. Sie ist ein perfektes Rennen gefahren, hat alles richtig gemacht. Sie hat sich ihren Traum erfüllt.“

Taktische Meisterleistung

Die 31-Jährige habe die ausgeklügelte Taktik befolgt, indem sie von vorneweg Gas gegeben habe. „In einem Olympiafinale, wenn du da nicht mitgehst, bist du weg. Wenn du da sparst, bist du erledigt“, erläuterte Traer. „Es war ein Kampf aufs Messer, und sie hat es sich gesichert. Sie hat das maximal Mögliche herausgeholt aus der Situation und eine Medaille geholt – ein Traum. Wir haben gewusst, wenn wir die Britin schlagen, dann hat sie Bronze – genau so war es.“

So kurz nach dem Gewinn der Bronzemedaille, für die Lobnig Glückwünsche von u. a. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erhielt, sei es nun schwer, sich neue Ziele zu setzen. „Da müssen wir schauen. Ich habe mich nie getraut zu sagen, was nach den Spielen passiert“, meinte Lobnig. „Nach Rio (Olympiasechste 2016, Anm.) habe ich so gemischte Gefühle gehabt, da war die Enttäuschung so groß. Aber einen Monat später habe ich wieder angegriffen. Mal schauen, was es jetzt für Gefühle auslöst.“

Wermutstropfen in Tokio war natürlich das Fehlen ihrer Familie. „Wir haben jeden Tage über Social Media Kontakt gehalten“, sagte die Kärntnerin, die sich in Japan dennoch gut aufgehoben fühlte. „Das Team war da für mich, und das war das Wichtigste. Ich wollte den Druck einfach minimieren. Wenn ich weiß, es sind viele Leute da, erhöht das so den Druck.“ Leichter gemacht hätten es ihr natürlich auch die drei Medaillen, die Österreich schon zuvor geholt hatte. „So hat man einfach viel befreiter rudern können. In Rio (2016, ein ÖOC-Bronze) war der Druck so groß. Jetzt war der Druck weg“, sagte Lobnig.