Peter Herzog undLemawork Ketema Weldearegaye
GEPA/Markus Oberlaender
Leichtathletik

Österreichs Marathonis wollen Hitze trotzen

In Sapporo und damit weit weg vom Herzen Olympias werden Peter Herzog und Lemawork Ketema die Sommerspiele in Japan aus österreichischer Sicht beenden. Geplante Startzeit des Marathonlaufs ist am Sonntag 7.00 Uhr (Ortszeit), das heißt Mitternacht in Österreich. Eigentlich wollten die Organisatoren mit der Verlegung den Athleten eine Hitze wie in Tokio ersparen, das Wetter verhält sich aber nicht nach Wunsch. Temperaturen über 30 Grad werden neben den 42,195 Kilometern zur Challenge.

Die Österreicher wollen in der Haupstadt der Insel Hokkaido ordentliche Leistungen abliefern. Der 35-jährige Ketema lief im April 2019 in Wien seine persönliche Bestzeit von 2:10:44 Stunden, absolvierte aber 2020 und 2021 – auch wegen diverser Blessuren – keinen einzigen Marathon. Der 34-jährige Herzog verbesserte im Oktober 2020 in London Ketemas ÖLV-Rekord auf 2:10:06.

Ketema trainierte erst in Äthiopien und anschließend drei Wochen in Sestriere, nahm ein gutes Gefühl mit nach Asien. Die Vorfreude auf „das größte Event, das es gibt“, ist groß. „Die Hitze macht es schwierig, man muss im Kopf viel arbeiten. In der ersten Hälfte ist es wichtig, viel Kraft zu sparen. Nach 30 Kilometern muss ich dann schauen“, sagte der gebürtige Äthiopier, der hofft, dass er eine Gruppe findet, mit der er gemeinsam laufen wird können.

Ketema und Herzog haben Erfahrung mit Hitzerennen

Erfahrungen mit Hitzemarathons hat er schon. 2018 bei der EM in Berlin errangen Ketema (Achter), Herzog (Zehnter) und Christian Steinhammer (41.) mit ihren Einzelleistungen die Bronzemedaille in der Teamwertung. Und auch bei der WM 2019 in Doha kam Ketema beim Mitternachtslauf mit den Verhältnissen gut zurecht, allerdings hatte ein beleidigter Ischiasnerv ein gutes Resultat verhindert.

Christian Steinhammer, Peter Herzog und Lemawork Ketema 2018 in Berlin mit Medaille
GEPA/Mario Kneisl
2018 holten Peter Herzog (M.) und Lemawork Ketema (r.) in einem Hitzerennen in Berlin Team-EM-Bronze

Herzog wählte die Höhe von St. Moritz für sein Vorbereitungscamp und machte ein paar Hitzetrainings in Italien. „Wir müssen kreativ sein, um gegen die Hitze anzukommen. Vor dem Start haben wir Kühlwesten, Kühlsprays, wir müssen trinken, trinken, trinken statt schwitzen und dehydrieren“, sagte Herzog. Er sei 2018 in Berlin in der Hitze relativ gut und stark gelaufen. „Ich sehe es als Chance, dass ich ganz gut damit umgehen und eine gute Leistung rausholen kann.“

Die Trainer Harald Fritz und Hannes Langer sowie der Verbandsarzt des Österreichischen Leichtathletik-Verbands (ÖLV), Richard Högler, stehen als Betreuer an der Strecke, sie werden freilich nicht alle Versorgungsstellen abdecken können, die Athleten werden das eine oder andere Mal selbst zur Flasche greifen müssen.

Anspruchsvolle Streckenführung

Gelaufen wird mit Start und Ziel im Odori Park, erst eine lange 20-km-Schleife, danach zwei kürzere. Die Strecke entlang der Sehenswürdigkeiten Sapporos beinhaltet einen Anstieg von 400 m mit zehn Höhenmetern, danach geht es wieder leicht bergab. „Das kann ein kleiner Rhythmusbrecher sein, der mir zugutekommt. Ich laufe gern im hügeligen Gelände“, sagte Herzog.

Als Taktik plant er, die erste Hälfte in einer Gruppe zu laufen und kraftsparend unterwegs zu sein. Ab 30 km rechnet der damit, dass sich das Feld stark auseinanderziehen wird. Vielleicht werden aber manche auch von der Ausreißergoldmedaille von Anna Kiesenhofer im Radstraßenradrennen inspiriert sein, meinte er. „Es wird sicher Athleten geben, die diese Taktik verfolgen und die Flucht nach vorne ergreifen, wenn es hinten zu taktisch ist. Meine Taktik wird es nicht sein. Ich werde versuchen, am Ende noch ein paar einzuholen.“

Kipchoge kann Geschichte schreiben

Blicken wird die Sportwelt auf den Kenianer Eliud Kipchoge, der die Titelverteidigung anstrebt. Gelingt das dem 36-Jährigen, wäre er erst der dritte Läufer in der Geschichte. Zuvor schafften das der Äthiopier Abebe Bikila (1960/64) und DDR-Läufer Waldemar Cierpinski (1976/80).

Kipchoge, der 2018 in Berlin mit 2:01:39 Stunden den immer noch gültigen Weltrekord aufstellte und der im Oktober 2019 in Wien in einem eigens organisiertem Rennen in 1:59:40 als erster Marathonläufer die „Schallmauer“ von zwei Stunden durchbrach, fühlt sich jedenfalls „bereit“ für erneutes Olympiagold.