Trainer Dietmar Kuehbauer
GEPA/Philipp Brem
Bundesliga

Rapid leckt nach Debakel seine Wunden

Rapids letzte leise Hoffnungen auf den Meistertitel sind am Mittwoch mit einer historischen Niederlage beendet worden. Das 2:7-Heimdebakel gegen Red Bull Salzburg bedeutete die höchste Ligapleite seit einem 0:6 gegen die Austria 1969. Noch nie seit der Gründung der Bundesliga 1974 kassierten die Hütteldorfer sieben Gegentore. Coach Dietmar Kühbauer war aber bemüht, keine Untergangsstimmung aufkommen zu lassen.

„Das ist kein schöner Tag, aber das Leben geht trotzdem weiter“, sagte der Burgenländer nach dem zweiten schweren Debakel in seiner Amtszeit – am 16. Dezember 2018 gab es ein 1:6 bei der Austria. Kühbauer war sichtlich gezeichnet, warnte aber vor Schwarzmalerei: „Es wäre falsch, dass man wegen eines Spiels, das wehtut, alles infrage stellt. Wichtig wird sein, dass wir in der Bahn bleiben, und das werden wir. Wir müssen unsere Kräfte bündeln und werden alles daran setzen, dass wir in den nächsten Spielen zu Punkten kommen.“

Die Folge des 2:7-Debakels gegen Salzburg war der Rückfall auf Platz drei, der zwar nicht zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt, aber immerhin einen Startplatz in der Europa-League-Gruppenphase bringt. Allerdings lauert Pellets WAC nur noch vier Punkte hinter Rapid und hat zudem drei Runden vor Schluss das bessere Torverhältnis.

Bittere Niederlage für Rapid

Salzburg hat am Mittwoch eine Hand an den Meisterteller gelegt. Die Mannschaft von Trainer Jesse Marsch entschied den Schlager der Meistergruppe bei Rapid klar mit 7:2 für sich.

Schneller Ausgleich als Knackpunkt

Dabei ging Rapid gegen die Salzburger sogar in Führung – dennoch war die Partie schon zur Halbzeit entschieden. „Wenn du mit 1:4 in die Pause gehst, ist es gewiss, dass du nicht mehr hoch gewinnen wirst“, sagte Kühbauer in Anspielung an Toni Pfeffers legendären Pausensager beim 0:9 des ÖFB-Teams gegen Spanien.

In so einer Situation sei es schwierig, in der Kabine die richtigen Worte zu finden. „Es wird immer jemanden geben, der behauptet, er kann da auf die Spieler einwirken. Aber bei 1:4 gegen Salzburg weiß ich nicht, ob es einen Trainer gibt, der sagt, wir gehen raus und gewinnen 5:4.“

Als einen Knackpunkt bewertete der Ex-Teamspieler das schnelle Gegentor zum 1:1, das wegen einer Abseitsstellung von Patson Daka hätte aberkannt werden müssen. „Das hat uns zu 100 Prozent das Genick gebrochen.“ Die Fehlentscheidung bezeichnete Kühbauer als ärgerlich. „Aber so etwas kann passieren. Gegen den WAC hatten wir Glück“, sagte der 49-Jährige. Rapids Siegestor gegen die Kärntner am 14. Juni zählte trotz einer Abseitsstellung.

Bei Standardsituationen völlig von der Rolle

Gegen Salzburg präsentierte sich Kühbauers Truppe vor allem bei Standardsituationen völlig von der Rolle – gleich fünf der sieben „Bullen“-Tore resultierten aus ruhenden Bällen. „Das war unser größtes Manko, da haben wir uns das Leben selbst schwergemacht. Wenn man die Bälle in der Box nicht aktiv verteidigt, wird es gegen jeden Gegner schwer“, so der Coach.

Salzburg sei klar die bessere Mannschaft gewesen, „aber es war nicht so, dass sie so viele Chancen gehabt hätten“, betonte Kühbauer und verzichtete auf eine öffentliche Abrechnung mit seinen Spielern. „Es war keine ganz normale Niederlage, aber es wäre falsch, wenn man jetzt alles vergisst, was im letzten Jahr passiert ist. Wir haben eine gute Saison gespielt. Das Resultat ist nicht das allerschönste, doch wir wollen nicht vor den letzten drei Spielen alles auf einmal wegwerfen.“

Dalibor Velimirovic (Rapid)
GEPA/Christian Ort
Erhobenen Hauptes konnten die Rapidler nach der 2:7-Pleite nicht vom Feld gehen

Personeller Aderlass macht sich bemerkbar

Weiter geht es für die Hütteldorfer am Sonntag bei Sturm Graz – ohne Torjäger Taxiarchis Fountas, der wegen Kritik auf der Ersatzbank seine fünfte Gelbe Karte sah und damit gesperrt ist. „Damit hat er uns keinen Gefallen getan“, stellte Kühbauer fest.

Neben Fountas fehlen in der Steiermark neun weitere, schon länger verletzte Kaderspieler. Dieser personelle Aderlass macht sich in den englischen Wochen immer stärker bemerkbar. „Wir waren in den letzten Wochen von der Spieleranzahl immer am Limit. Dass es dann so ein Spiel wie heute gibt, kann vorkommen. Die Salzburger haben halt Spieler wie Okafor, der elf Millionen Euro gekostet hat und oft von der Bank kommt“, sagte Kühbauer.