VAR
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Bundesliga

Zahl der VAR-Befürworter wächst

Wie schon so oft in dieser Saison haben auch in der letzten Runde umstrittene Schiedsrichterentscheidungen in der tipico-Bundesliga für Gesprächsstoff gesorgt. So ging etwa Rapids Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 beim 3:1-Derby-Sieg über die Austria ein Handspiel voraus, außerdem bekam St. Pölten einen unberechtigten Elfmeter. Die logische Folge der Fehlerhäufung: Die Rufe nach dem Video Assistent Referee (VAR) werden lauter.

Da St. Pölten die Partie gegen Prolactal Hartberg mit 1:3 verlor, hatte der Fehler von Referee Julian Weinberger keine gravierende Auswirkung. Dennoch war der Wiener zerknirscht, zumal die Szene mit Unterstützung eines Videoassistenten leicht aufzulösen gewesen wäre. Das technische Hilfsmittel kommt in der Liga aber noch nicht zum Einsatz – sehr zum Ärger von Weinberger.

„Innerhalb von ein paar Sekunden wäre es möglich gewesen, die Entscheidung mittels VAR anzusehen, dann wäre die Entscheidung mit Sicherheit korrigiert worden. Diese Möglichkeit haben wir in Österreich leider noch nicht im Vergleich zu Ländern, die definitiv mit uns vergleichbar sind. Bis dahin werden aber leider immer wieder solche Fehler passieren“, kritisierte Weinberger.

Aufregung über Entscheidung des Schiedsrichters
GEPA/Walter Luger
Die Hartberg-Spieler zeigten zu Recht Unverständnis für die Entscheidung von Julian Weinberger

Ilzer und Kühbauer „absolut für Videobeweis“

Diskussionen gab es auch am Wiener Verteilerkreis, weil in der Entstehung des zweiten Rapid-Tores der Arm von Stephan Auer involviert war. Trotzdem nahm Austria-Trainer Christian Ilzer Referee Harald Lechner und dessen Assistenten in Schutz und forderte ebenfalls die schnellstmögliche Einführung des VAR. „Wir müssen auch für unsere Schiedsrichter eine klare Entscheidung treffen, deswegen sollte man da mit anderen Ländern nachziehen“, meinte der Steirer.

Obwohl Rapid von dem Fehler profitierte, war Coach Dietmar Kühbauer in dieser Angelegenheit ganz einer Meinung mit Kollegen Ilzer. „Ich weiß nicht, was es jeden Club kosten würde, aber ich wäre absolut für den Videobeweis“, sagte der Burgenländer.

Rapid gewinnt 329. Wiener Derby

Mit einem 3:1-Sieg im ersten Derby der Saison verschärft Rapid die Krise der Wiener Austria.

„Einführung 2021 wäre realistisch“

Österreichs Schiedsrichterboss Robert Sedlacek schätzt die VAR-Kosten pro Saison auf rund 1,5 Millionen Euro. Selbst wenn es vom ÖFB Zuwendungen geben sollte, bliebe pro Club wohl immer noch eine sechsstellige Summe übrig, was vor allem für kleinere Vereine ein Problem darstellt.

Sedlacek hofft trotzdem, dass die Finanzierung bis zum Beginn des kommenden Jahres geklärt ist. „Dann könnten wir gleich im Frühjahr mit den Schulungen beginnen und eine Einführung 2021 wäre realistisch“, sagte der Wiener Verbandschef gegenüber der APA. Eine VAR-Implementierung im nächsten Sommer wäre allein schon aufgrund diverser organisatorischer Vorarbeiten nicht möglich.

VAR Workshop
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Mit der Unterstützung mehrere Kollegen wäre Österreichs Schiedsrichtern geholfen

So müssen sich etwa die als heimische Topreferees eingestuften Lechner und Manuel Schüttengruber mit von der UEFA organisierten VAR-Schulungen begnügen. Auch diese Kurse änderten nichts daran, dass dieses Duo in der laufenden Saison nicht ohne Fehler blieb, ähnlich wie viele weitere Unparteiische.

Sedlacek verteidigt Schiedsrichter

Sedlacek nahm die Referees in Schutz. „Sie sind gut ausgebildet und konditionell stark“, betonte der Schiedsrichterchef. Allerdings wird derzeit kein Einziger von ihnen für Champions-League-Einsätze in Betracht gezogen – laut Sedlacek auch deshalb, weil ihnen die VAR-Erfahrung fehlt. „Natürlich ist es besser, wenn man alle ein, zwei Wochen mit diesem System arbeiten kann.“

Diese Angelegenheit wird in den kommenden Tagen ein Thema sein, wenn es zwei große Treffen mit allen Bundesliga-Schiedsrichtern gibt – eines für jene aus dem Osten und eines für die eher westlich beheimateten. Dabei will Sedlacek auch über seine Aussagen vor einer Woche in der „Kleinen Zeitung“ reden.

Derby-Tor „keine klare Fehlentscheidung“

Der Wiener hatte sinngemäß gemeint, dass einige Referees heikle Entscheidungen im Sinne von Clubs treffen, mit denen sie es sich nicht verscherzen wollen. Danach relativierte Sedlacek seine Worte und entschuldigte sich. „Bei den Treffen geht es darum, Stimmungen auszuloten, Probleme zu hören und Irritationen zu glätten.“

Bei dieser Gelegenheit wird Sedlacek wohl auch Lechner Mut zusprechen, denn nach Ansicht des Schiedsrichterchefs war die Anerkennung des Rapid-Tores im Derby keine klare Fehlentscheidung. „Die Frage ist, ob das Tor unmittelbar nach dem Handspiel passiert ist oder nicht“, sagte der 64-Jährige. Nachdem Auer den Ball an den Arm bekommen hatte, passte er auf Koya Kitagawa, der anschließend die entscheidende Vorlage für Taxiarchis Fountas lieferte.