Maximilian Ullmann, Kevin Wimmer und Schiedsrichter Markus Hameter
GEPA/Mathias Mandl
Bundesliga

Salzburger Rekord und Wiener VAR-Frust

Der ewig junge Schlager zwischen Red Bull Salzburg und Rapid Wien hat am Sonntag zwar wenige spielerische Highlights, dafür umso mehr emotionale Aufregung zu bieten gehabt. Während die Salzburger zum Abschluss der achten Runde der Admiral Bundesliga mit einem 2:0 ihren achten Sieg und damit einen Rekord ihres Trainers bejubeln durften, war bei den Gästen aus Wien der Ärger über Schiedsrichter Markus Hameter und den Videoreferee groß.

Ein von Karim Adeyemi verwandelter Strafstoß in der 79. Minute machte die Maurertaktik von Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer zunichte und beendete damit die Hoffnung der Gäste auf einen Zähler. Der zweite Treffer von Brenden Aaronson in der vierten Minute der Nachspielzeit hatte nur noch statistischen Wert. Am Ende setzte es die dritte Pflichtspielpleite in Folge für die Hütteldorfer, die mit 16 Punkten Rückstand auf Salzburg nur auf Tabellenplatz neun liegen. Mit acht Punkten nach acht Runden legte Rapid den schlechtesten Start seit der Saison 2006/07 hin. Damals lag man nach der Hinrunde sogar auf dem letzten Platz.

Der Titelverteidiger hingegen hat alle acht bisherigen Ligamatches gewonnen, womit Matthias Jaissle einen Rekord aufstellte. Der Deutsche siegte als erster Trainer im österreichischen Oberhaus in seinen ersten acht Spielen. Außerdem stellte sein Team eine Bestmarke ein – Salzburg erzielte in den jüngsten 41 Heimspielen im österreichischen Oberhaus immer zumindest ein Tor, was zuvor ausgerechnet nur Rapid von 1983 bis 1986 gelungen war.

Bullen auf Rekordjagd

Trotz Trainerwechsel und dem Wegfall einiger wichtiger Spieler ist Red Bull Salzburg in Rekordlaune: Der Titelverteidiger dominiert die heimische Liga wie noch nie.

Frust über Adeyemis „Rittberger“

Beinahe wären die „Bullen“ diesmal leer ausgegangen, doch dann kam die Situation, die Rapid-Coach Kühbauer auf die Palme brachte. Kevin Wimmer erkannte zu spät, dass sich Adeyemi hinter seinem Rücken zum Ball bewegt hatte, und traf den Deutschen beim Klärungsversuch. Es dauerte Minuten, bis Schiedsrichter Markus Hameter nach VAR-Intervention auf Strafstoß entschied. Der Referee begründete diese Vorgehensweise damit, dass weder er noch sein Assistent den Kontakt wahrgenommen hätten.

Kühbauer regte daraufhin an, die Kosten für den VAR einzusparen. „Wir könnten das Geld für soziale Projekte spenden.“ Die Elferentscheidung sei „mehr als hart“ gewesen. „Denn dann braucht in Zukunft nur noch ein Spieler in den anderen reinzufliegen“, lautete eine Aussage des Burgenländers. Kühbauer fühlte sich durch die Aktion des Deutschen an Eiskunstlauf erinnert: „Adeyemi ist leicht gefallen, der hat ja fast einen doppelten Rittberger gemacht. Er hat das gar nicht nötig, weil er ein unglaublich guter Fußballer ist. Aber mit so etwas macht er sich nicht viele Freunde.“

Entscheidende Tage für Kühbauer

Der Rapid-Trainer sah sich durch die Elferentscheidung um die Früchte seiner Arbeit gebracht. Der ehemalige Teamspieler hatte seiner Mannschaft eine äußert defensive Taktik verordnet. „Man kann gegen Salzburg nicht mit offenem Visier spielen, das ist unmöglich. Wir haben nicht den Kader von Salzburg und können deren Tempo unmöglich mitgehen. Wenn, dann stirbt man in Schönheit und fährt ohne Punkte nach Hause“, meinte Kühbauer, der aufgrund der jüngsten Pleiten immer mehr Gegenwind verspürt.

Bereits am Donnerstag steht im ÖFB Uniqa Cup ein richtungsweisendes Spiel für den Coach der Hütteldorfer auf dem Programm. Rapid muss zum FC Flyeralarm Admira, gegen den man erst in der Vorwoche eine Heimniederlage bezogen hat. Danach wartet am Sonntag daheim der formstarke Zweite Sturm Graz, der am Sonntag die WSG Tirol mit einer 5:0-Packung nach Innsbruck nach Hause geschickt hatte und dann am Donnerstag das Europa-League-Match bei West Ham United.

Dietmar Kühbauer (Rapid)
GEPA/David Geieregger
Kühbauer steht nach drei Niederlagen en suite immer mehr unter Zugzwang

Sollten diese Partien nicht wunschgemäß verlaufen, könnte es für Kühbauer richtig ungemütlich werden, auch wenn ihm Clubchef Martin Bruckner erst vor der Donnerstag-Niederlage gegen Genk das Vertrauen aussprach. „Ich glaube nicht, dass es nach diesen zwei Spielen jetzt anders ist. Aber der Druck ist da, es ist wichtig, dass wir Ruhe bewahren“, meinte der 50-Jährige. Kühbauer sieht sich in der Lage, das Ruder herumzureißen. „Wenn ich nichts mehr bewegen könnte, dann würde es keinen Sinn mehr machen. Aber das ist nicht der Fall, das hat die Mannschaft heute gezeigt“, erklärte der Trainer und versprach: „Wir werden alles dafür tun, um wieder in die Spur zu kommen.“

Salzburg tut sich schwer

Kühbauers Wortmeldung über den doppelten Rittberger löste bei der Zielscheibe der Kritik, Adeyemi, nur ein Schmunzeln aus. „Schlittschuh fahre ich nicht, aber ich fahre gerne Ski“, sagte der deutsche Teamspieler, der am Dienstag in der Champions League beim FC Sevilla drei Penaltys herausgeholt und einen davon vergeben hatte, und meinte kurz danach etwas ernster: „Ich kann nur sagen, es hat den Kontakt im Strafraum gegeben.“ Auch Salzburg-Trainer Jaissle konnte die Aufregung der Hütteldorfer über den Penalty nur schwer nachvollziehen. „Von meiner Warte aus kann man den Elfer auf jeden Fall geben“, sagte der 33-Jährige.

Jaissle war viel mehr von der Ausrichtung der Gäste überrascht. „Von der Emotionalität und Intensität her war es das erwartete Spiel, aber ich habe Rapid nicht so defensiv erwartet.“ Einmal mehr zeigte sich, dass die Salzburger mit extrem tief stehenden Gegnern Probleme haben. „Da müssen wir in den nächsten Wochen akribisch daran arbeiten. Gegen solche Teams brauchen wir noch ein höheres Balltempo“, forderte der „Bullen“-Coach, der wohl einen weiteren Langzeitausfall zu beklagen hat. Innenverteidiger Oumar Solet dürfte eine schwere Knieverletzung erlitten haben, eine genaue Diagnose stand noch aus.

Admiral Bundesliga, achte Runde

Sonntag:

Salzburg – Rapid 2:0 (0:0)

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 17.218 Zuschauer, SR Hameter

Torfolge:
1:0 Adeyemi (79./Elfmeter)
2:0 Aaronson (94.)

Salzburg: Köhn – Kristensen, Piatkowski, Solet (21./Onguene), Ulmer – Sucic, Camara, Aaronson, Capaldo (64./Seiwald) – Adamu (64./Sesko), Adeyemi (90./Okafor)

Rapid: Gartler – Schick (90./Arase), Stojkovic, Greiml, Wimmer, Ullmann – Knasmüllner (65./Kitagawa), Petrovic, Aiwu, Grüll – Kara

Gelbe Karten: Onguene bzw. Aiwu, Wimmer, Grüll

Die Besten: Kristensen, Aaronson, Camara, Adeyemi bzw. Greiml, Grüll