Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer
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Bundesliga

Minimalsiege geben Rapid auch zu denken

Nach dem nächsten Minimalsieg ist Rapid etwas unverhofft als einziges makelloses Team an der Tabellenspitze der Admiral Bundesliga. Erst feierte die Mannschaft von Trainer Ferdinand Feldhofer ein glückliches 1:0 zum Auftakt gegen Ried, dann einen 1:0-Zittersieg bei Austria Klagenfurt, dazwischen gab es auch ein 2:1 im Europacup bei Lechia Gdansk. Die Tabellenführung freut Grün-Weiß, die knappen Ergebnisse geben aber auch zu denken.

„Wir können das schon richtig einordnen. Wir haben noch sehr viel Luft nach oben“, betonte Guido Burgstaller, der in seiner Kärntner Heimat zum Sieg traf. Der Matchwinner feierte den Dreier mit Töchterchen Mila auf dem Arm, zuvor hatte der 33-Jährige mit einem eiskalt geschossenen Handelfmeter das einzige Tor des Spiels erzielt. „Es ist ein schönes Gefühl, daheim zu treffen und zu gewinnen“, sagte der Routinier glücklich. „Es klingt ein bisschen kitschig“, so auch Feldhofer, aber: „Das tut auch einmal gut. Ich freue mich riesig, dass wir ergebnistechnisch das Maximum herausgeholt haben.“

Trotzdem wollen sich die Grün-Weißen von den Ergebnissen nicht blenden lassen. Besonders die erneute Passivität nach Führungen störte den Coach. „Wir haben da zu viel Hemmung und Angst, etwas zu verlieren. Das ist nicht unsere DNA. Wir wollen weiter nach vorne spielen und mehr Tore erzielen“, forderte er. Das müsse seine Elf in den nächsten Spielen besser machen. Zuletzt zitterten die Hütteldorfer nach 2:0-Führung in der Conference-League-Qualifikation in Polen zum Schluss noch gehörig, das wiederholte sich auch in Klagenfurt.

Rapid nach Sieg an der Tabellenspitze

Größer könnten die Gegensätze der beiden Hauptstadtclubs in der Bundesliga nicht sein: Während Rapid nach zwei Runden mit dem Punktemaximum an der Tabellenspitze liegt, ist die Austria Letzter. Dort gibt es noch keinen Grund für violette Besorgnis.

„Noch sehr viel Potenzial“

Die mögliche Müdigkeit aufgrund des „Monsterprogramms“ wollte Feldhofer aber nicht gelten lassen. Speziell im Passspiel, der Positionierung und beim ersten Kontakt sieht der 42-Jährige „noch viel Potenzial“ bei seiner Mannschaft. Dennoch wollte Feldhofer die positiven Aspekte für das Europacup-Hinspiel bei Neftci Baku in der dritten Runde der Conference-League-Quali am Donnerstag (19.00 Uhr) in Aserbaidschan mitnehmen. Die erste Halbzeit sei wieder „ein guter Schritt in die richtige Richtung“ gewesen.

Auch Rapids Sportdirektor Zoran Barisic war optimistisch. „Wir sind dabei, uns immer besser zu finden. Was uns noch fehlt, ist etwas der Mut und vor allem der vorletzte und letzte Pass.“ Obwohl Feldhofer in Klagenfurt wieder kräftig rotierte und sieben Umstellungen vornahm, agierte sein Team phasenweise druckvoll und überlegen. „Da waren wir dominant und haben das Tempo bestimmt“, sagte er, nur am letzten Pass und am Abschluss habe es noch gehapert. Das soll in Aserbaidschan genauso wie dann am Sonntag gegen Aufsteiger Austria Lustenau besser werden.

Greil verletzt, Aiwu vor Abgang

Die erneute Verletzung von Neuzugang Patrick Greil dämpfte allerdings die Stimmung bei den Hütteldorfern. Der 25-Jährige musste nach einem Kopfballduell mit Schmerzen im Oberschenkel ausgewechselt werden, zuletzt hatte Greil an Adduktorenproblemen laboriert. Wie lange der Mittelfeldspieler ausfallen wird, war unklar. Ebenso wie die Zukunft von Emanuel Aiwu.

Der 21-jährige Verteidiger, der in Klagenfurt geschont wurde, steht laut Medienberichten vor einem Wechsel zum italienischen Serie-A-Aufsteiger US Cremonese. Es soll um eine Ablösesumme in Höhe von etwa vier Millionen Euro gehen. „Es ist kein Geheimnis, dass er mit einem Verein weit fortgeschritten ist“, so Feldhofer. Im vergangenen Sommer war Aiwu für 750.000 Euro von der Admira gekommen.

Gruber revanchiert sich an Ex-Club

Das Kräftemessen zwischen Austria Wien und dem LASK brachte unterdessen keinen Sieger, dafür aber viel Intensität und Taktik. Beide Trainer standen nach dem 1:1 in Favoriten zumindest nicht mit leeren Händen da. Einer aber durfte sich als Gewinner fühlen: Für Austrias Last-Minute-Torschützen Andreas Gruber war der Treffer gegen seinen Ex-Club in der 88. Minute nicht zuletzt eine persönliche Genugtuung.

Der Jubel des Steirers, der nach zwei Jahren beim LASK im Sommer zur Austria gewechselt war, fiel „aus Respekt vor den Fans“ seines Vorgängerclubs trotz der enormen Erleichterung in Violett verhaltener als üblich aus. Innerlich stellte sich bei Gruber aber tiefe Befriedigung ein. „Das letzte halbe, dreiviertel Jahr war nicht schön. Es hat keiner auf mich gesetzt. Ich bin links liegen gelassen worden“, erinnerte sich der Außenspieler an die jüngere Vergangenheit.

Andreas Gruber jubelnd
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Ex-LASK-Spieler Gruber verspürte persönliche Genugtuung: „Das letzte halbe Jahr war nicht schön.“

Nach einem Kreuzbandriss war der 27-Jährige in Hälfte zwei der Saison 2021/22 nur noch als Bankspieler gefragt. „Der Wechsel war sehr schwierig für mich, weil ich sehr gute Freunde beim LASK hatte“, so Gruber. „Aber ich musste den Schritt machen, weil ich wieder spielen muss. Darüber, dass es so klappt, bin ich überglücklich. Ich hoffe, dass es so weitergeht.“ Austria-Coach Manfred Schmid befand, dass das „für sein Selbstbewusstsein richtig gut“ war. „Er ist sehr ehrgeizig, bringt sehr viel Qualität mit und wird uns noch sehr viel bringen.“

LASK trauert Sieg nach

LASK-Coach Dietmar Kühbauer nannte das 1:1 zwar „leistungsgerecht“, monierte aber das Defensivverhalten beim hohen Zuspiel auf Gruber („Kann man möglicherweise verteidigen“) und war auch ansonsten nur halbwegs zufrieden. „Wenn du bis zur 88. Minute führst, ist es dann schon ein bisschen ärgerlich“, sagte der Burgenländer.

Kurz zuvor hatte LASK-„Joker“ Efthymios Koulouris die Riesenchance auf das 2:0 vernebelt. „Koulouris ist noch nicht auf hundert Prozent“, sagte Kühbauer, durfte sich aber über das zweite Tor im zweiten Spiel von Rijeka-Leihgabe Marin Ljubicic freuen. „Ljubicic hat es sehr gut gemacht. Es ist ihm nicht alles gelungen, aber er hat nie aufgegeben“, analysierte Kühbauer, dessen „Königstransfer“ neuerlich noch gar nicht im Kader stand: „Robert Zulj haben wir ja noch im Talon.“

Austria gegen LASK endet unentschieden

Ein Last-Minute-Tor von Andreas Gruber gegen seinen Ex-Club LASK in der 88. Minute hat der Wiener Austria den ersten Punkt der neuen Bundesliga-Saison beschert. Trotz Remis liegt die sanktionierte Austria nach wie vor am Tabellenende.

Sein Gegenüber Schmid sah eine Woche nach dem 0:3 bei Meister Salzburg ein „sehr, sehr intensives Spiel auf taktisch hohem Niveau“. Vor allem in der ersten Hälfte dominierten funktionierende Abwehrreihen das Geschehen, beide Teams fanden kaum Chancen vor. „Der LASK ist sehr gut organisiert, hat schnelle Spieler, bei denen du immer auf der Hut sein musst“, erklärte Schmid. Kühbauer erkannte, dass sein Team „in der ersten Hälfte die aktivere Mannschaft“ gewesen sei, „da haben wir es verpasst, dass wir die letzten Bälle klarer spielen. Mit der Führung wäre die Situation vielleicht eine andere gewesen.“

Alleine, es kam nicht dazu. Vielmehr übernahm die Austria zu Beginn der zweiten Hälfte das Kommando. Mittelfeldmann und ebenfalls Ex-LASK-Routinier James Holland ließ sich zum Spielaufbau immer wieder vom defensiven Mittelfeld zwischen die Innenverteidiger fallen, der LASK reagierte fast nur noch. Einen der seltenen Umschaltmomente nutzte schließlich Ljubicic für das 1:0 gleichsam aus dem Nichts. „Sie sind glücklich in Führung gegangen“, stellte Schmid fest, der seine Truppe zwar kurz schockiert, aber letztlich doch mit viel Kampfgeist für den Punkt arbeiten sah. Die Belohnung schnürte Gruber, das Unentschieden war aus Sicht Schmids „mehr als verdient“.

Tabelle für Austria aktuell kein Thema

Während der LASK mit vier Punkten gleichauf mit Sturm Graz nur zwei Zähler hinter dem makellosen Leader Rapid liegt, rangiert die Austria nach der Ligasanktion weiter im Minusbereich. Immerhin sind es nur noch zwei statt drei Punkte. „Das ist für mich überhaupt kein Thema“, erklärte Schmid dazu. „Nach ein oder zwei Runden ist mir das zu früh. Wir haben heute eine gute Leistung gebracht und gegen Salzburg gut gespielt.“ Setzt sich der Trend fort, könnte das Punktethermometer bei Altach am kommenden Sonntag bereits über Null klettern.