Andreas Ulmer (RBS)
GEPA/Gintare Karpavici
Bundesliga

Europacup-Starter haben Luft nach oben

Zur absoluten Topform sind Österreichs Vertreter vor der Ouvertüre im europäischen Gruppenkonzert nicht aufgelaufen. Salzburg erledigte seine Aufgabe beim 2:0 gegen WSG Tirol noch am souveränsten, brillierte vor dem schwierigen Champions-League-Start am Dienstag (21.00 Uhr) gegen AC Milan aber nicht. Sturm Graz kapitulierte in Überzahl vor Hartbergs Mauer (0:0). Und die Austria musste den tapferen Aufsteiger Lustenau mit einem Punkt aus Wien abziehen lassen (2:2).

Matthias Jaissle, Salzburg-Trainer, war angesichts des herannahenden Highlights aber zufrieden mit dem Pflichtsieg. „Es war allgemein eine geschlossene Mannschaftsleistung“, befand der Deutsche nach 35 dominanten Anfangsminuten und so manchem Abschnitt im Verwaltungsmodus. „Dass die Spieler den AC Mailand bereits leicht im Hinterkopf hatten, kann man ihnen nicht verübeln.“

Dem Auftakt in die Königsklasse am Dienstag (21.00 Uhr) ordnen die „Bullen“ seit Wochen einiges unter. Dass Jaissle am Samstag zur Stundenmarke einen Vierfachtausch vornahm, gehörte dazu. „Die Wechsel waren hinsichtlich Dienstag so geplant“, gestand der Trainer, der sehr wahrscheinlich erneut auf Schlüsselspieler Luka Sucic (Adduktoren) verzichten wird müssen.

Dass die Salzburger heuer öfters gerade einmal so die Pflicht erledigen, macht Prognosen über die internationale Schlagkräftigkeit schwierig. Andererseits war das 2:0 gegen Tirol schon das fünfte Ligamatch ohne Gegentor – inklusive Cup sogar das vierte Pflichtspiel in Folge. Italiens Meister, der mit der Euphorie eines Derby-Sieges (3:2 gegen Inter) daherkommt, wird auch Salzburgs Sattelfestigkeit prüfen. Jaissle wünscht sich „wieder einen so engagierten Auftritt“ wie in der Anfangsphase der WSG-Partie, „dann ist es vielleicht doch möglich, den AC Mailand zu ärgern“.

Salzburg besiegt WSG Tirol

Meister Salzburg hat einen 2:0-Sieg über WSG Tirol gefeiert. Damit schieben sich die „Bullen“ zumindest bis Sonntag wieder an die Tabellenspitze.

Rangnick traut Salzburg einiges zu

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, einst von 2012 bis 2015 Sportdirektor, traut seinem Ex-Team wieder einiges zu. „Salzburg hat letztes Jahr in der Gruppe schon gezeigt, dass sie Sevilla ausschalten können. Die Gruppe ist von der Papierform her noch einmal ein Stück stärker. Sie haben letztes Jahr gezeigt, dass sie in der Lage sind, weiterzukommen. Das traue ich ihnen in der Gruppe auch zu, wenn sie mutig spielen.“

„Je mutiger sie spielen, je mehr sie aufs Gas drücken, desto eher kann es passieren. Auch Chelsea ist im Moment noch nicht so gefestigt wie in den letzten 1,5 Jahren“, meinte Rangnick. „Salzburg hat wahrscheinlich die jüngste Mannschaft in der Champions League, das Team ist fast eine U21. Einzig Andi Ulmer versaut da ein bisschen den Altersdurchschnitt. Sie brauchen sich keinen Druck zu machen.“

Sturm noch in der Findungsphase

Vizemeister Sturm tut sich indes in der Favoritenrolle schwer, wie Punkteverluste gegen den WAC, Ried und nun Hartberg nach sieben Runden nahelegen. Wie in Ried wusste Sturm beim torlosen Heimremis gegen Hartberg in Überzahl wenig mit dem ungeliebten Ballbesitz anzufangen. Dass die Grazer Offensive ständig neu besetzt ist, kommt zusätzlich dazu. Statt Rasmus Höjlund (Abgang), Jakob Jantscher, Manprit Sarkaria und Otar Kiteishvili (alle verletzt) suchten am Samstag die vier Sommerneuzugänge Emanuel Emegha, William Böving, Tomi Horvat und Albin Ajeti den Torerfolg.

Jon Gorenc Stankovic und Emmanuel Esseh Emegha (Sturm)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Die Grazer Offensivabteilung sucht noch die Feinabstimmung

Ausgerechnet vor den Highlight-Wochen in der Europa League, beginnend am Donnerstag (21.00 Uhr) zu Hause gegen den FC Midtjylland, stecken die Grazer in der Findungsphase. „Momentan gilt es, schnell die neuen Elemente abzustimmen“, so auch Trainer Christian Ilzer. „Mit den Abgängen und Neuzugängen gibt es auch neue Hierarchien. Da müssen wir gruppentaktisch wieder stärker eingreifen.“

Sturm muss sich mit Remis begnügen

Keine Tore bekamen die Zuschauerinnen und Zuschauer in der Partie zwischen Sturm Graz und Hartberg zu sehen. Die Teams trennen sich torlos 0:0.

Die Protagonisten auf dem Feld wussten wenige Minuten nach dem Spiel genau, woran es mangelte: Gregory Wüthrich vermisste den „genialen letzten Pass“, während Kapitän Stefan Hierländer eine Problemzone indirekt ansprach: „Auch die ein oder andere Flanke wäre gut gewesen, wenn die ein bissel präziser kommt.“ So gab es rekordverdächtige 20 Corner, 40 Flanken aus dem Spiel und 36 Torschüsse, aber nicht viele hundertprozentige Chancen.

Austria trauert verschenkten Punkten nach

Die Wiener Austria trauerte unterdessen nach dem 2:2 gegen Austria Lustenau am Samstagabend erneut einem möglichen Sieg hinterher. In der Vorwoche misslang der erstmalige Sprung in die Top Sechs mit einem 3:3 in Klagenfurt, auch gegen den Aufsteiger aus dem Ländle wäre mehr möglich gewesen. „Es war eindeutig mehr drin. Wir haben uns selbst um die Punkte gebracht, weil wir die Chancen nicht reinhauen“, war Dominik Fitz enttäuscht. „Am Ende war es ein Powerplay, da musst du das Spiel gewinnen“, ergänzte Trainer Manfred Schmid. „Es waren zwei hergeschenkte Punkte.“

Remis im Austria-Duell

Die Wiener Austria muss sich am Samstag mit einem Remis gegen Austria Lustenau begnügen. Das Duell in der Generali-Arena endete mit 2:2.

Fitz fand in der Schlussphase mehrere gute Möglichkeiten vor, scheiterte unter anderem mit einem Freistoß in Wembley-Manier. Der Ärger beim 23-Jährigen sei deshalb „extrem“ gewesen, auch über die schwache Phase in der ersten Hälfte, als die „Veilchen“ zwei Tore kassierten. Dieser Leistungsabfall sei schwer zu erklären, sagte Fitz: „Es macht ab und zu ‚klick‘ und dann ist auf einmal alles anders und wir haben überhaupt keinen Zugriff mehr.“

Das soll am Donnerstag besser werden, wenn der israelische Vizemeister Hapoel Be’er Sheva zum Auftakt der Conference League (18.45 Uhr, live in ORF1) in den Viola Park kommt. „Für viele ist es das erste Spiel in einer internationalen Gruppenphase“, betonte Fitz. Trotzdem zähle nur ein guter Start, wie der Spielmacher sagte, der auch dem Lustenau-Remis etwas Positives entnehmen konnte: „Ich bin zuversichtlich, wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit.“