Stefan Hierländer (Sturm)
GEPA/Chris Bauer
Bundesliga

Sturm erweist sich als reifer Salzburg-Jäger

Sturm Graz hat am Sonntag mit dem 3:1 gegen Rapid einmal mehr gezeigt, dass Meister Salzburg mit einem echten Konkurrenten um den Meistertitel rechnen darf. Die Grazer nützten Fehler der Wiener eiskalt aus und bleiben den „Bullen“ mit drei Punkten Rückstand auf den Fersen. Der Dritte LASK liegt schon zehn Zähler hinter den „Bullen“. Die Salzburger feierten mit einem 3:0 bei Austria Klagenfurt einen „Auftakt nach Maß“.

Die Leistung der Grazer im Topspiel entsprach im ersten von zehn Spielen in der Meistergruppe zwar keiner Gala, aber einer Reife, die genügte, um an den knapp voranliegenden Salzburgern dranzubleiben.

Nach Treffern von Emanuel Emegha (6.) und Manprit Sarkaria (45+1) bzw. Guido Burgstaller (17.) gelang Otar Kiteishvili als „Joker“ die Vorentscheidung (70.). Und der Beweis, dass sich Sturm auf eine lange Bank verlassen kann. Ilzer versteht es bisher, den großen Kader bei Laune zu halten. „Es geht um etwas Größeres. Wir sind Teil eines Traditionsvereins, und ein Traditionsverein hat ein Gedächtnis, das weit über unsere Zeit hinausgeht“, erklärte der Coach seine Sichtweise.

Sturm bejubelt Heimsieg

Sturm Graz hat den Schlager gegen Rapid mit 3:1 gewonnen und den Konkurrenten aus Wien bereits um elf Zähler distanziert.

„Wir können Träume realisieren“

Als einziger Salzburg-Jäger und Cup-Halbfinalist weiß man in Graz um noch zwei Titelchancen in dieser Saison. „Wir haben das Privileg, dass wir Geschichte in einem Traditionsverein schreiben können, die keiner so schnell vergisst. Das ist größer als jeder Einzelne. Wenn das jedem bewusst ist, für diese Sache alles zu geben, dann werden wir am Ende auch gute Möglichkeiten haben, die Träume zu realisieren“, sagte Ilzer, dessen Mannschaft zum neunten Mal in Folge ungeschlagen gegen Grün-Weiß blieb. Auch das dritte Saisonduell ging an Schwarz-Weiß.

Coach Christian Ilzer (Sturm)
GEPA/Chris Bauer
Christian Ilzer weiß, was in dieser Saison möglich ist

Er forderte dafür den gelungenen Doppelpass zwischen Traum und Realität („Woche für Woche alles abliefern“) ein. „Wenn es trotzdem jemanden gibt, der es besser macht, dann müssen wir gratulieren.“

Rapid ärgert sich über Geschenke

Zoran Barisic als Coach der Wiener ärgerte sich nach dem 1:3 in der Steiermark in erster Linie über verteilte Geschenke, die sein Team vom stabileren Gegner nicht in dieser Form retour bekam. „Wir waren nicht clever genug.“ „Insgesamt ein bissl enttäuschend“, sah Markus Katzer, Rapids Geschäftsführer Sport, das 1:3 von Graz, „weil man sich nach dem Derby (0:2 gegen Austria) schon erwartet hat, dass wir anders auftreten. Ich hätte es ähnlich wie im Derby gesehen. Wenig Selbstvertrauen in Ballbesitz, viel zu viele leichte Fehler, und wenn du dann solche Tore kriegst, dann ist es auch schwer, hier zu gewinnen.“

Nach der zehnten Liganiederlage der Saison findet sich Rapid auf Platz fünf wieder – einen Punkt hinter der Austria, vier hinter dem LASK und schon elf hinter Sturm.

Traum vom gemeinsamen Cupfinale

Am Mittwoch und Donnerstag arbeiten beide dann am Sehnsuchtsziel Klagenfurt. „Ein Cupfinale Sturm Graz – Rapid Wien hätte schon seinen Reiz“, meinte Ilzer am Ende eines für ihn erfolgreichen Tages. Sein Pendant Barisic bekannte später scherzhaft, in die Kirche zu gehen, um für die Erfüllung des frommen Wunsches vom gemeinsamen Cupfinale (30.4.) ein Kerzerl anzuzünden.

Rapid trifft zunächst am Mittwoch (20.30 Uhr, live in ORF1) auf Ried. „Wir haben eine Riesenchance. Da muss man natürlich ein anderes Gesicht zeigen. Aber wir haben gegen die vermeintlich Schwächeren gerade zu Hause immer gute Partien gemacht. Das Gute im Fußball ist, dass es schnell wieder anders sein kann“, sagte Katzer. Sturm trifft dann einen Tag später am Donnerstag (20.30 Uhr, live in ORF1) auf den LASK.

Salzburg bleibt auf Kurs

Die Länderspielpause hat Salzburg nicht vom Kurs abgebracht. Das 3:0 in Klagenfurt bescherte den Titelverteidigern den elften Auswärtserfolg in Serie – ein Clubrekord, wie die „Roten Bullen“ festhielten. Zwar wehrten sich die Kärntner im ersten Spiel ohne den nach China abwandernden Torjäger Markus Pink nach Kräften, am Salzburger „Auftakt nach Maß“ (Trainer Matthias Jaissle) war aber nie zu rütteln.

Salzburg siegt problemlos

Red Bull Salzburg hat zum Start der Meistergruppe der Admiral Bundesliga in Klagenfurt souverän gewonnen.

Der Deutsche hatte vor dem Gastspiel am Wörthersee offenbar Bedenken. Nach zweiwöchiger Pause mit 15 abgestellt gewesenen Profis gleich wieder den Rhythmus zu finden, sei „nicht selbstverständlich“, hielt Jaissle fest. Seiner Elf gelang das. Salzburgs Druckphase gleich zu Beginn münzte Oscar Gloukh in die Führung um. Damit war der Meister auf Kurs. Wirklich eng wurde es nicht mehr. Jaissle sah einen „sehr guten Auftritt“ seiner Mannschaft, Kapitän Andreas Ulmer einen „absolut verdienten Sieg auch in dieser Höhe“.

Coach Matthias Jaissle (RBS)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Jaissle feierte mit seinen Salzburgern am Ende einen klaren Auswärtssieg

Im ÖFB-Cup schon gescheitert, kann sich Salzburg auf die Meisterschaft konzentrieren. Der Kader spricht für den Leader. Auch in Abwesenheit der verletzten Fernando und Noah Okafor kann es sich Jaissle leisten, Teamstürmer Junior Adamu wie in Klagenfurt von der Bank zu bringen. „Wir haben einen breiten Kader, haben Jungs, die wir nachlegen können“, sagte Salzburgs Trainer. Adamu dankte es mit dem 3:0, das ebenso mit Verzögerung fiel wie Benjamin Seskos Elfertor zum 2:0. Beide Male schaltete sich der Video Assistant Referee (VAR) ein, zweimal sollte er zurecht zugunsten der Gäste entscheiden.

Im Fernduell mit dem Zweiten Sturm warten auf Salzburg nun zwei Heimspiele. Nächste Woche gastiert die Austria in Wals-Siezenheim, danach kommt der LASK. „Wir wollen in diesen Spielen voll punkten. Dann, denke ich, sind wir auf dem richtigen Weg“, sagte Ulmer. Das erste von den zwei Duellen mit Sturm steht am 23. April in Graz an.

Pink hinterlässt Lücke in Klagenfurt

Bei den Klagenfurtern sollte das Spiel schnell zu den Akten gelegt werden. Der gesperrte Peter Pacult sah auf der Tribüne bemühte, aber offensiv harmlose Hausherren. Assistenzcoach Martin Lassnig führte in Vertretung seines Chefs trotzdem Positives an: „Man hat in der zweiten Halbzeit gesehen, dass wir in der Meistergruppe konkurrenzfähig sind.“ Nächsten Sonntag gilt es, das auswärts bei Rapid zu beweisen.

Der im Winter von den Wienern geholte Nicolas Binder begann im Sturm, er soll die Lücke nach dem Abgang von Markus Pink schließen. Der künftige Schanghai-Profi verabschiedete sich in der Pause vom Verein, für den er statistisch gesehen in fast jedem zweiten Pflichtspiel getroffen hat (121 Spiele/59 Tore). „Das Angebot aus China war richtig gut. Ich denke, für Klagenfurt auch“, sagte Pink, der seinen mit Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängert hätte. Durfte Pink im Winter nach einem Angebot aus Italien von Reggina noch nicht gehen, ließ der Club den Stürmer nach Erreichen der Meistergruppe und dem damit verbundenen Klassenerhalt ziehen.

Präsident Herbert Matschek führte wirtschaftliche Gründe an. „Unser Verein ist auf Transfererlöse angewiesen, da die Einnahmen durch Ticketverkäufe und Sponsoren nicht ausreichen, um den Betrieb auf diesem Niveau zu finanzieren. In diesen Bereichen hinken wir der sportlichen Entwicklung der letzten Jahre weiter hinterher, und es wäre an der Zeit, dass sich das ändert“, sagte Matschek. Im Geschäftsjahr 2021/22 hatte die Austria bekanntlich ein negatives Ergebnis von 3,15 Millionen Euro verzeichnet.