Sturm-Coach Christian Ilzer
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Bundesliga

Sturm strebt weiter nach dem „Maximum“

Puntigamer Sturm Graz hat sich in der Admiral Bundesliga zwei Runden vor Schluss doch der Dominanz von Serienmeister Red Bull Salzburg beugen und die Hoffnungen auf das Double begraben müssen. Nach der 1:2-Niederlage im direkten Duell besteht keine Titelchance mehr. „Am Ende war Salzburg über die Saison um diese Spur besser. Das muss man anerkennen und ihnen auch gratulieren“, sagte Sturm-Trainer Christian Ilzer, der sich für die Zukunft kämpferisch gibt: „Ich will noch mehr aus dieser Mannschaft herausholen, das Maximum.“

Nach der ersten Enttäuschung schaute der Cupsieger lieber auf den „nahrhaften Boden“ zurück, der vor und während dieser Saison in Graz bereitet worden ist. „Es ist sehr viel Dynamik im Verein. Wenn jeder weiterhin alles für den anderen gibt, sind die nächsten Schritte möglich. So eine Saison zu toppen ist aber nicht selbstverständlich“, sagte Ilzer, während Sportchef Andreas Schicker nach dem verlorenen „Meisterkampf auf hohem Niveau“ betonte: „Wir haben einen Schritt nahe zu Salzburg gemacht, das macht mich richtig stolz. Wir werden den Weg, den wir vor drei Jahren begonnen haben, weitergehen.“

Dass die Grazer die zuletzt oft eintönige Bundesliga bis weit in den Mai hinein offen hielten, wurde am Rande der zehnten Salzburger Feierlichkeiten öfters thematisiert. Meister wie Vizemeister führten das hauptsächlich auf die Stärke des Jägers zurück. Denn obwohl Salzburg nicht die Leichtigkeit vergangener Jahre an den Tag legte, verlor die Jaissle-Elf in 30 Spielen nur ein einziges Mal (gegen Sturm). Salzburg holte im Schnitt 2,36 Punkte, Sturm starke 2,10.

Sturm-Coach Christian Ilzer und Salzburg-Trainer Matthias Jaissle
GEPA/Chris Bauer
Christian Ilzer und Matthias Jaissle lieferten einander mit ihren Teams ein spannendes Duell um den Meistertitel

Lob aus Salzburg für Sturm

So lobte auch Matthias Jaissle: „Sturm ist unglaublich unterwegs gewesen die ganze Saison. Da muss man schon auch einmal wirklich Respekt zollen, was Christian Ilzer da mit seinem Team gemacht hat“, sagte Salzburgs Trainer. Goalie Philipp Köhn fand es sogar „einfach geil, eine Challenge in der Liga zu haben“.

Auch Ilzer war die „enorme Entwicklung“ seiner Truppe ein Kompliment wert. Salzburg sei aber der verdiente Meister, betonte der Steirer. „Wir sind näher gekommen. Aber auf Salzburg fehlt uns einfach ein Stück.“ Die Punkteteilung erfüllte ihren Zweck der Spannungsmaximierung, änderte am Meisterschaftsausgang aber nichts.

Am Sonntag hatte Jon Gorenc-Stankovic mit dem Kopfballtor zum 1:0 (40.) noch einmal die Grazer Hoffnungen angekurbelt. Die Hoffnung auf den vierten Titel der Clubgeschichte platzte aber nach Toren von Amar Dedic (49.) und Karim Konate (88.). Zwei Runden vor Schluss ist Sturm vom zweiten Platz nicht mehr zu verdrängen. Der Lohn dafür ist der internationale Einstieg in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League. Zwei Gegner müssten bis zur Gruppenphase, die Salzburg als Meister sicher hat, bezwungen werden. Bei einem Ausscheiden spielt Sturm wie zuletzt in der Europa League.

Sturm droht im Europacup Ausweichstadion

Ob dann in Graz gespielt wird, ist fraglich. Die in die Jahre gekommene und im Besitz der Stadt stehende Merkur Arena erfüllt UEFA-Kriterien wie die Größe des Arbeitsbereichs für Medien nicht mehr. Schon im Vorjahr durfte Sturm seine Europa-League-Nächte nur dank einer Ausnahmegenehmigung in Graz feiern. Verweigert die UEFA die Zulassung für internationale Spiele, müsste ein Ausweichstadion her.

Ein Szenario, das Sportdirektor Schicker zuletzt als Super-GAU bezeichnete. Was Infrastrukturmaßnahmen angeht, ortet er allgemein Zeitspiel auf dem politischen Spielfeld. „Wenn wir als Verein so arbeiten würden wie die Grazer Stadtpolitik, dann würden wir eher im unteren Play-off spielen“, sagte Schicker zuletzt der „Presse“.

Sportliches Fundament für Zukunft steht

Sportlich steht das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft. Die wichtigsten Spieler sind langfristig gebunden. Abwanderungswillige wären nur für gutes Geld loszueisen. „Wir haben es bei fast allen Leistungsträgern in der Hand, gewisse Positionen werden sich verändern“, sagte Schicker. „Am Ende muss man die Tür zur großen Fußballwelt offen halten, aber wir haben immer die richtigen Antworten gefunden.“ So wird etwa mit Arsenal über eine Verlängerung der Leihe von Goalie Arthur Okonkwo verhandelt.

Ob Ilzer Sturms nächsten Angriff auf den Ligakrösus anführen wird, ist ungewiss. „Um mich freiwillig von Sturm wegzubringen, muss etwas ganz Besonderes kommen“, betonte der 45-Jährige am Ende seiner dritten Saison in Graz einmal mehr. „Wir sind ständig am Planen, laufend dabei, bereit zu sein, um dieses Level zu halten und es weiterzubringen. Das gefällt mit extrem gut.“ Er habe dieselben Ansprüche an sich selbst. „Mein Wecker weckt mich jeden Tag mit ‚We Are the Champions‘ und mein Passwort lautet ‚Meister2023‘.“ Zumindest das Passwort wird zu ändern sein.