Dietmar Kuehbauer (Rapid) und Thomas Murg (Rapid)
GEPA/Philipp Brem
Bundesliga

Kritik von Kühbauer nach Rapid-Blamage

Rapid besticht in dieser Saison durch eine gewisse Konstanz. Sobald im Lager der Hütteldorfer ein leichter Aufwärtstrend vermutet wird, setzt es sofort einen schweren Rückschlag – so passiert auch am Samstag in Hartberg, wo die Grün-Weißen in eine 0:3-Blamage schlitterten.

Neo-Coach Dietmar Kühbauer war vom Auftreten seiner Mannschaft beim Aufsteiger schwer enttäuscht. „Wir haben uns drei Punkte vorgenommen. Das muss für Rapid in Hartberg das Ziel sein. Und dann gehen wir 0:3 unter. Da fehlen mir die Worte“, erklärte Kühbauer. Verteidiger Mario Sonnleitner konnte den Ärger seines Trainers nachvollziehen. „Wir müssen auf unsere eigene Leistung schauen, und die war nicht genügend. Das war nichts“, sagte der Routinier.

Kühbauer kritisierte in diesem Zusammenhang vor allem die mangelnde Präsenz und Körpersprache sowie das katastrophale Zweikampfverhalten seiner Spieler. „Ohne das geht es nicht“, stellte Kühbauer klar. „Wir waren einfach schlechter, das ist die große Wahrheit. Hartberg hat absolut verdient gewonnen. Wir haben nicht das erfüllt, was man einfach tun muss. Egal, bei welchem Gegner man spielt. Somit sind wir der verdiente Verlierer.“

Hartberg versetzt Rapid Tiefschlag

Aufsteiger Hartberg jubelt nach dem 3:0-Sieg daheim gegen Rapid. Die Steirer überholen die Wiener und sind in der Tabelle nun Siebente.

Meistergruppe schwer in Gefahr

Nach der vierten Niederlage in den letzten fünf Ligapartien begann in Hütteldorf nun die Ursachenforschung, die schnell Ergebnisse bringen muss, will man noch in den Top Sechs und damit in der Meistergruppe landen. Nach der elften von 22 Runden belegt Rapid nur Rang neun. Diese Platzierung nach dem Grunddurchgang würde die Teilnahme an der Qualifikationsgruppe und so etwas wie ein Horrorszenario bedeuten.

„Wir können es uns schlicht und einfach nicht erlauben, nicht in die Top Sechs zu kommen“, sagte Sportdirektor Fredy Bickel der APA. Durch den 1:0-Heimsieg über Mattersburg vor zwei Wochen war wieder Hoffnung aufgekommen, nun folgte trotz Länderspielpause im zweiten Ligaspiel unter Kühbauer der Rückfall in alte Muster, was Bickel zusetzte. „Es macht dich völlig leer, es war völlig enttäuschend“, meinte der Schweizer.

Bickel nimmt Spieler in die Pflicht

Den Spielern müsse klar werden, dass eine Änderung auf dem Trainerposten nicht automatisch einen Aufschwung bedeute. „Seit ich da bin, habe ich das Gefühl, wenn ein Trainerwechsel passiert, haben alle das Gefühl, jetzt läuft es von selbst. Aber so läuft es nicht“, erklärte der seit knapp zwei Jahren amtierende Bickel und forderte: „Wir müssen dem Trainer und uns selbst helfen.“

Jubel bei Hartberg während der tipico Bundesliga- Begegnung zwischen TSV Prolactal Hartberg und SK Rapid Wien
APA/Erwin Scheriau
Die Hartberger sorgten mit dem 3:0-Heimsieg für entsetzte Gesichter bei den Rapid-Spielern

Das war am Samstag nicht der Fall, weil das Team laut dem 53-Jährigen nicht mit letzter Konsequenz bei der Sache war. „Wir suchen immer spielerische Lösungen, aber du wirst Spiele haben, wo es nur über den Kampf geht, und dann muss man den Kampf annehmen. In so einem Match wie gegen Hartberg muss man die Brechstange rausnehmen und etwas erzwingen.“

Auf mangelnde Qualität sei die klare Niederlage gegen den Aufsteiger aus der Steiermark nicht zurückzuführen. „Die Qualität ist da, davon bin ich überzeugt. Jeder Spieler hat Potenzial, aber wir tun uns schwer, es als Mannschaft abzurufen“, erklärte Bickel.

Kapitän Schwab vermisst Spaß und Lust

Kapitän Stefan Schwab zeigte sich selbstkritisch. „Ich verstehe einfach nicht, warum wir komplett ohne Begeisterung auftreten, nicht den Spaß oder die Lust auf Fußball haben“, rätselte der Mittelfeldspieler. „Es wird von außen immer nur über den Trainer und Co. geredet, aber im Grunde genommen müssen nur wir Spieler uns an der Nase nehmen, weil das einfach von jedem Einzelnen von uns zu wenig ist.“

Ansetzen könnten Schwab und seine Kollegen bei der Quote von gewonnenen Zweikämpfen, die betrug nämlich aus Rapid-Sicht lediglich 41 Prozent. „Das ist einfach zu wenig, um Hartberg zu fordern“, gab Kühbauer zu. Der 47-Jährige muss die Hütteldorfer nun so schnell wie möglich auf Kurs bringen. „Aber ich habe keinen Zauberstab. Mir bleibt aufgrund der vielen Spiele in den nächsten Wochen wenig Zeit zu trainieren.“

Bereits am Mittwoch fliegt Rapid nach Spanien, wo tags darauf das Europa-League-Duell mit Villarreal ansteht. Bis zur nächsten Länderspielpause warten innerhalb von 18 Tagen sechs Partien, die allesamt richtungsweisend in Meisterschaft, Cup und Europacup sind.