Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca und Peter Michorl (LASK)
GEPA/Christian Ort
Bundesliga

Schiedsrichter in der Zwickmühle

Die fünfte Runde der tipico-Bundesliga hat an diesem Wochenende den üblichen Kantersieg Salzburgs gebracht, diesmal ein 5:0 über die Admira, aber auch ein 2:1 des LASK bei Rapid und ein ereignisreiches 2:2 zwischen Hartberg und der Austria. Doch nach den Spielen wurde viel über die Leistung der Schiedsrichter gesprochen, nicht zum ersten Mal in dieser Saison.

Zusätzlich zu den üblichen Diskussionen hatte letzte Woche auch Schiedsrichterchef Robert Sedlacek mit einer Aussage in der „Kleinen Zeitung“ für Verwunderung gesorgt. Dabei wurde der Wiener folgendermaßen zitiert: „Nach einer ausgedehnten internen Diskussion wissen wir, dass es Beispiele gibt, bei denen Schiedsrichter nicht die optimale Entscheidung getroffen haben, weil sie es sich lieber angenehm machen wollten.“

Weiters meinte der Präsident des Wiener Fußball-Landesverbandes: „Sie wollten keine Entscheidung treffen, die nicht bei allen gut ankommt, weil sie vielleicht gegen einen Verein geht. Da wurde auf elegante Weise ein Strafstoß oder eine Rote Karte nicht gegeben und somit eine etwas schlechtere Bewertung in Kauf genommen.“

Bundesligisten hadern mit Schiedsrichterentscheidungen

Die Kritik an den Schiedsrichtern in der Fußball-Bundesliga wird größer. Auch an diesem Wochenende gab es wieder spielentscheidende Fehlpfiffe.

„Kritische interne Aufarbeitung nötig“

Nach der daraufhin einsetzenden Kritik relativierte Sedlacek seine Äußerungen in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA. „Sollte die Wiedergabe einiger meiner Aussagen bzw. deren Interpretation in den Medien zu Irritation geführt haben, möchte ich mein Bedauern zum Ausdruck bringen. Die Objektivität aller Schiedsrichter und Schiedsrichterassistenten im Elitebereich steht für mich völlig außer Zweifel. Das habe ich ihnen auch bereits persönlich mitgeteilt.“

Außerdem will Sedlacek die Fehlpfiffe der Schiedsrichter minimieren. „Es ist jedoch eine kritische interne Aufarbeitung einiger getroffener Entscheidungen nötig, um in Zukunft Topleistungen aller unserer Referees zu gewährleisten, in die ich nach wie vor volles Vertrauen habe. Gemeinsam werden wir daran arbeiten, uns ständig zu verbessern.“

Fans und Spieler dürften diesen Umstand begrüßen. Alleine an diesem Wochenende wurden in Salzburg, Wien und Hartberg mehrere Entscheidung, ob fragwürdige Elfer oder Tätlichkeiten, getroffen – oder eben nicht getroffen –, die bei den Beteiligten für Ärger sorgten. So wird Austria-Kapitän Alexander Grünwald im „Kurier“ so zitiert: „Heute haben wir gegen 14 Leute gespielt. Ich sage das sonst nie, aber heute wurden wir betrogen. Das Schiri-Gespann hatte Schülerliga-Niveau.“

„Das sammelt sich langsam“

Auch Austria-Trainer Christian Ilzer war auf Schiedsrichter Dieter Muckenhammer und dessen Interpretationen der diversen Strafraumszenen nicht gut zu sprechen. „Ich habe eine identische Situation in der ersten Hälfte bei einem Foul an Monschein gesehen, und unser drittes Tor war für mich niemals Abseits“, beklagte der Steirer.

Alexander Grünwald (A.Wien) mit Schiedsrichter Dieter Muckenhammer
GEPA/Christian Walgram
Austrias Kapitän Alexander Grünwald war mit der Schiedsrichterleistung im Spiel gegen Hartberg äußerst unzufrieden

Im Spiel Rapid gegen LASK wurde ein erkennbares Elferfoul von Stephan Auer am Linzer Stürmer Samuel Tetteh von Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca nicht geahndet. „Das war eine Wahnsinnsentscheidung vom Schiri. Wir haben wieder keinen Elfmeter bekommen, das war jetzt zum dritten Mal, das sammelt sich langsam“, war LASK-Trainer Valerien Ismael verärgert, der dann für seine Kritik auch die Gelbe Karte sah.

Eingreifen gefordert

Zuvor fiel der Spielleiter dadurch auf, dass er die hart geführten Zweikämpfe beider Teams zu lange nicht sanktionierte. Zahlreiche Verletzte und Unterbrechungen waren die Folge. „Ich glaube, dass der Schiedsrichter schneller eingreifen muss. Wenn er früher eine Gelbe zeigt, dann wird das Spiel ruhiger. So kommen keine Gelben Karten, und ist es ein Minenfeld und überall scheppert’s“, meinte Rapid-Kapitän Stefan Schwab.

Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer, der während des Spiels häufig mit den Offiziellen diskutierte, ging es nicht anders, er hielt sich aber verbal zurück. „Das ist meine Antwort“, sagte der Burgenländer auf die Schiedsrichterleistung angesprochen, und schwieg.

Druck auf Schiedsrichter gestiegen

Österreichs Schiedsrichter stecken offenbar in einer Zwickmühle. Auf moderne Technologie wie den Video Assistent Referee (VAR) können sie – noch – nicht zugreifen, dafür wurden ihnen schnellere Nachdenkpausen in Aussicht gestellt, wenn die Entscheidungen nicht passen. Eine Situation, die jedoch nicht dazu beiträgt, dass die Referees in ihren Urteilen sicherer werden. Der Druck auf sie ist noch zusätzlich gewachsen.

„Es kann nicht sein, dass Schiedsrichter nach ein oder zwei Fehlern gesperrt werden“, sagte etwa Ex-FIFA-Schiedsrichter Bernhard Brugger im Namen der Interessengemeinschaft der österreichischen SchiedsrichterInnen der „Neue Vorarlberger Tageszeitung“. „Der Fußball wird immer schneller und in Österreich gibt es keinen Videoschiedsrichter. Wenn man über ein, zwei Monate schwerwiegende Fehler macht, ist eine Nachdenkpause völlig in Ordnung. Aber nach ein, zwei Spielen? Das muss man über einen längeren Zeitraum betrachten. Wir haben in Österreich nicht so viele Schiedsrichter auf Topniveau.“

Der Ruf nach dem Videoschiri

Jeder Schiedsrichter wünsche sich den VAR, meint Brugger. „Es wird in den nächsten Jahren kein Österreicher in der Champions League oder Europa League pfeifen, weil die UEFA nur auf jene Schiedsrichter zurückgreift, die in ihren Ligen regelmäßig mit dem VAR arbeiten. Es kann doch nicht am Geld scheitern, wenn Länder mit ähnlicher Größe wie Tschechien den VAR haben.“

VAR-Equipment im Linzer Stadion
ORF.at/Bernhard Kastler
Bisher kam der Video Assistent Referee in Österreich nur im CL-Play-off zwischen LASK und Brügge zum Einsatz

In den VAR, „der in Zukunft auch in Österreich zum Einsatz kommen soll“, legt auch Schiedsrichterchef Sedlacek seine Hoffnungen auf eine Besserung. Allerdings wird bis dahin noch einige Zeit vergehen. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer erklärte heuer im Frühjahr, dass es drei „große Herausforderungen“ bezüglich Videounterstützung gibt: Kosten, das Personal und die lange Prüfungsphase.

Ein bisserl dauert’s noch

Ebenauer rechnete mit Aufwendungen von rund 1,5 Millionen Euro pro Saison für den VAR, und für die Testphase des Systems seien von der FIFA 65 Probespiele vorgeschrieben. Weiters fehle es derzeit auch noch an entsprechend ausgebildeten Videoschiedsrichtern. Die Schulung und der Personalaufbau – es werden pro Partie zwei zusätzliche Schiedsrichter benötigt – erforderten Zeit.

Daher glaubt Ebenauer erst mit der Saison 2022/23 an den Start des VAR-Systems. „Wir setzen aber alles daran, dass es hoffentlich früher funktioniert.“ Angesichts der aktuellen Geschehnisse auf den heimischen Bundesliga-Plätzen ein Umstand, dem Fans und alle Beteiligten wohl beipflichten.