Thomas Murg (Rapid) vornübergebeugt
APA/Herbert Neubauer
Bundesliga

Zwiespältige Gefühle nach Remis im Derby

Das 2:2 im 330. Wiener Derby hat am Sonntag sowohl bei Rapid als auch bei der Austria zwiespältige Gefühle ausgelöst. Beide Clubs entgingen in einer teilweise dramatischen Partie der 17. Runde in der tipico-Bundesliga vor 26.100 Zuschauern im ausverkauften Allianz Stadion einer Niederlage, trauerten aber auch einem möglichen Sieg nach.

Rapid kann mit dem Punkt noch etwas besser leben, obwohl man keines der sechs Matches gegen die Violetten in der neuen Heimstätte gewann und in dieser Saison nur zwei Heimsiege schaffte. Doch immerhin holten die Grün-Weißen gegen die Austria zweimal einen Rückstand auf und haben als Tabellenvierter auf den siebentplatzierten Erzrivalen fünf Runden vor dem Ende des Grunddurchgangs einen Polster von neun Punkten.

Mit der Teilnahme an der Meistergruppe, für die sich die Top Sechs qualifizieren, sollte diesmal im Gegensatz zur letzten Saison nichts mehr schiefgehen. Anders stellt sich die Situation bei der Austria dar – die „Veilchen“ liegen jeweils sieben Zähler hinter Hartberg und Sturm Graz. Auf die Favoritner wartet aber das klar leichtere Restprogramm als auf die Hartberger, was laut Trainer Christian Ilzer jedoch nicht der einzige Grund ist, der für eine violette Aufholjagd spricht.

Gemischte Gefühle nach Wiener Derby

Nach dem 2:2 im Wiener Derby trauern sowohl Rapid als auch die Austria dem Sieg nach, beide Teams nehmen aber auch positive Erkenntnisse aus dem ereignisreichen Spiel mit.

Ilzer sieht Austria im Aufwind

Nach zwei Siegen und zwei Remis in den jüngsten vier Partien wähnt der Steirer seine Truppe im Aufwind. „Es geht Schritt für Schritt bergauf“, stellte Ilzer fest. Da ließ es sich auch leichter verkraften, dass der Sieg trotz klarer Überlegenheit in den ersten 45 Minuten – laut Ilzer die beste Spielhälfte der Austria im Herbst – verpasst wurde. „Vielleicht ist am Ende dieser Punkt ausschlaggebend, um es doch noch unter die Top Sechs zu schaffen“, so der 42-Jährige.

Vor dem Seitenwechsel beeindruckten vor allem Austrias Youngsters Dominik Fitz, Manprit Sarkaria und Benedikt Pichler. Die beiden Letzteren hatten bis vor wenigen Wochen für die Young Violets in der 2. Liga gespielt. Als die Kräfte bei ihnen nachließen, begann die Austria zu wackeln. „In der zweiten Hälfte hatte Rapid mehr im Tank. Unsere Jungen haben mit extremer Intensität gespielt und dann Tribut zollen müssen“, sagte Ilzer.

Austria wittert Chance auf Meistergruppe

Neben dem Offensivtrio überzeugte bei der Austria vor allem Goalie Ivan Lucic im Finish mit einigen Glanzparaden. „Am Ende müssen wir uns bei ihm bedanken, dass er den Punkt festgehalten hat“, sagte Ilzer. Weniger gut zu sprechen war der Coach auf Schiedsrichter Robert Schörgenhofer: Der Austria-Coach hätte sich bei einem Rempler gegen Fitz einen Elfmeter und bei einem Tritt von Aliou Badji gegen Erik Palmer-Brown die Rote Karte für den Rapid-Stürmer gewünscht.

Dennoch überwog die Zuversicht. „Wenn wir vor der Winterpause den Rückstand auf Hartberg reduzieren, sehe ich uns nicht chancenlos“, so Ilzer. Im letzten Spiel des Jahres empfängt die Austria den WAC, die Steirer treffen vor eigenem Publikum auf Red Bull Salzburg. Goalie Lucic hält einen Vormarsch in der Tabelle ebenso für möglich, vor allem aufgrund der ersten Hälfte. „Das war in meinen Augen Champions League gegen Regionalliga. Da hätten wir das 3:1 oder 4:1 machen müssen, dann wäre die Partie entschieden gewesen.“

Rapid-Steigerung nach Systemumstellung

Nach dem Seitenwechsel wendete sich aber das Blatt, was wiederum Rapid-Coach Dietmar Kühbauer positiv stimmte. „Da haben wir ein Spiel gesehen, wo ich sage, das ist Rapid, dafür zahlt man Eintritt. Leider haben wir uns nicht belohnt, ein Sieg wäre machbar gewesen.“

Die Steigerung erfolgte nach der Umstellung von einer Dreierkette auf ein 4-2-3-1. Die schlechte Leistung in der ersten Hälfte sei allerdings nicht auf das System zurückzuführen, betonte Kühbauer. „Wir haben auch schon mit Dreierkette gut gespielt.“ Deswegen mache er weder seinen Spielern noch sich selbst einen Vorwurf. „Wichtig ist, dass die Mannschaft zurückgekommen ist.“

Fountas fehlte wegen Geburt

Möglicherweise klappte es auch deshalb mit der Dreierkette nicht, weil im Gegensatz zum 4:0 in der Vorwoche beim LASK Taxiarchis Fountas fehlte. Rapids Toptorschütze war am Vormittag beim Aktivieren noch dabei, rauschte dann aber zu seiner Frau ins Spital, wo der gemeinsame Sohn zur Welt kam.

Der Grieche versäumte dadurch eine auf drei Tribünen verteilte Choreografie der Rapid-Anhänger sowie Sticheleien vom Block West gegen Jahrhundert-Rapidler Hans Krankl („Ob Bruckner oder Schmid, nichts ist größer als Rapid, nur ein Ego sticht hervor, das des werten Goleador“). Außerdem ersparte sich Fountas den Anblick eines Banners im Design der Reichskriegsflagge, der im Austria-Fansektor angebracht war. Die Favoritner twitterten noch am Sonntagabend, die dafür verantwortlichen Personen identifizieren zu wollen.