Kelvin Yeboah (Wattens) und Mateo Barac (Rapid) im Zweikampf
GEPA/Christian Ort
Bundesliga

Rapid gibt sich wie „Schülermannschaft“

Rapid hat mit dem Aus in der Europa League und dem Rückfall in der tipico-Bundesliga auf Platz vier nach der bitteren 0:3-Heimniederlage gegen WSG Tirol in den letzten Tagen gleich zwei Rückschläge hinnehmen müssen. Torhüter Paul Gartler verglich die Leistung am Sonntag mit der einer „Schülermannschaft“.

Statt mit großem Selbstvertrauen reist die Mannschaft von Coach Dietmar Kühbauer nun mit vielen Problemen im Gepäck zum ÖFB-Cup-Achtelfinal-Schlager am Mittwoch (20.25 Uhr, live in ORF1) bei Titelverteidiger Red Bull Salzburg.

„In der ersten Hälfte war es wirklich eines von den schlechtesten Spielen, das ich je von uns gesehen habe“, betonte Kühbauer. Von seiner Kritik nahm er nur Tormann Paul Gartler aus. „Alle müssen sich an der Nasenspitze nehmen, das war von hinten bis vorne nicht gut genug, wir haben Wattens schalten und walten lassen“, sagte der Burgenländer.

Rapid geht gegen Tirol unter

Der Negativlauf von Rapid setzt sich nach dem Ausscheiden aus der Europa League am Donnerstag fort. Die Hütteldorfer verlieren zu Hause gegen Wattens mit 0:3.

Wieder Schwächen bei Standardsituationen

Besonders die Entstehungsgeschichte der Gegentreffer von David Schnegg (5.) und dem Ex-Rapidler Thanos Petsos (29.) – Rapid schlief nach kurz abgespielten Eckbällen – stieß dem Coach auf. „Wir haben uns dermaßen schlecht verhalten, dass ich denke, das kann gar nicht sein“, ärgerte sich Kühbauer. Das zweite Gegentor war noch dazu das „Spiegelbild“ des ersten. „Zwei hereingespielte Corner, so billige Gegentore. Wir haben da verteidigt wie eine Schülermannschaft“, war Goalie Gartler sauer.

Das Problem zieht sich durch den Herbst, nachdem man zuvor meist bei hohen Bällen anfällig war. „Unser Standardproblem ist wirklich gravierend“, musste Kühbauer eingestehen. Auch die Spieler sind sich dessen bewusst. „Die Standards killen uns schon die ganze Saison“, sagte Außenspieler Thorsten Schick.

„Haben es nicht auf den Platz gebracht“

Das war aber nicht das einzige Problem an diesem Tag, nach vorn lief abgesehen von einer Topchance von Taxiarchis Fountas (39.) vor der Pause nichts. Das war wohl auch eine Folge der Rotation. Sechs neue Kräfte waren im Vergleich zum 2:2 zum Europa-League-Abschluss am Donnerstag gegen Molde in der Startelf.

Trainer Dietmar Kuehbauer (Rapid) nachdenklich auf der Bank sitzend
GEPA/David Bitzan
Für Kühbauer war es ein frustrierender Nachmittag

„Wir hätten trotzdem genügend Qualität am Platz gehabt, um über Wattens drüberzukommen. Ich habe mir gedacht, dass es die Burschen gut machen werden, sie haben es aber nicht auf den Platz gebracht“, sagte Kühbauer. Rotiert habe er nicht aus Jux und Tollerei. „Das Problem ist, dass einige Spieler am oder über dem Limit sind, einfach Probleme haben“, betonte der 49-Jährige. Kelvin Arase (ab 46.) oder Srdjan Grahovac (ab 63.) habe er zum Beispiel gar nicht spielen lassen wollen, aufgrund des schlechten Spielstands aber eingetauscht. Auch Topstürmer Ercan Kara und Mateo Barac (jeweils ab 46.) kamen früher als geplant. Abwehrchef Maximilian Hofmann fehlte angeschlagen im Kader.

„Die Köpfe müssen jetzt rauf“

„Ich hoffe, dass der eine oder andere Spieler zurückkommt und wir dann ein gutes Spiel in Salzburg machen“, sagte Kühbauer. Da geht es auch um Revanche für die 1:2-Heimniederlage 2019 in der zweiten Cuprunde. „Wir haben uns alle mehr erwartet, aber die Köpfe müssen jetzt rauf, auch wenn es im Moment schwierig ist“, forderte der Rapid-Coach. Mit Salzburg warte eine absolute Topmannschaft. „Da braucht man wirklich alles, was notwendig ist.“

Danach folgt noch das Auswärtsspiel bei der Admira. „Wenn man bei einem Club wie Rapid ist, muss man damit leben, dass schnell vergessen wird, dass die Spieler über ein halbes Jahr gute Leistungen gebracht haben und alles schnell in den Dreck gezogen wird. Wichtig ist, dass wir im Club ruhig bleiben“, erklärte Kühbauer.

Silberberger über „Traumauftritt“ erfreut

Wattens hat noch das Heimspiel gegen Ried vor sich. Die Tiroler haben als Fünfte nur vier Zähler weniger als Rapid und überwintern fix auf einem Top-Sechs-Platz. „Die Wahrheit ist schon, von zehn Experten haben uns glaub ich neuneinhalb als Tabellenletzter gesehen. Wir haben vieles richtig gemacht, der Tabellenplatz ist eine Auszeichnung unserer Arbeit“, sagte WSG-Coach Thomas Silberberger.

Nach dem „bisherigen Höhepunkt der Saison“ und einem „richtigen Traumauftritt“ gelte es, auf dem Boden zu bleiben. „Ich werde jetzt nicht Purzigagel (Tirolerisch für Purzelbaum, Anm.) durch Wattens machen“, betonte der 47-Jährige. Endgültige Bilanz wollte er erst nach dem Ried-Spiel ziehen: „Der Sieg ist nur was wert, wenn wir am Sonntag gegen Ried nachlegen. Dann wäre es ein bärenstarker Herbst.“