Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer
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Bundesliga

Rapid gratuliert Salzburg schon zu Titel

Red Bull Salzburg hat am zweiten Spieltag der Meistergruppe der tipico-Bundesliga eine vorentscheidende Weiche im Kampf um den Meisterteller gestellt. Mit dem klaren 3:0-Erfolg im Spitzenduell bei Rapid vergrößerte der Titelverteidiger seinen Vorsprung in der Tabelle auf sieben Punkte. In Hütteldorf gratulierte man den Salzburgern nach der Pleite mehr oder weniger unverhohlen zum achten Titel in Folge.

Obwohl sich die Salzburger nach dem Erfolg im Allianz Stadion und den sieben Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Rapid wohl nur noch selber ein Bein stellen können, wehrte Trainer Jesse Marsch vorzeitige Gratulationen am Sonntagabend ab. „Es ist ein ganz wichtiger Sieg und ein super Moment für uns, aber unsere Arbeit ist noch nicht vorbei“, betonte der US-Amerikaner mit Hinweis auf die ausstehenden Runden. Acht Spieltage trennen die Salzburger noch vom achten Meistertitel in Folge, vom zwölften seit dem Einstieg von Dietrich Mateschitz und vom 15. in der Salzburger Fußballhistorie.

Für Marschs Gegenüber ist die Entscheidung allerdings einmal mehr frühzeitig gefallen. „Es ist jetzt klar, dass Salzburg wieder Meister ist. Alles andere wäre aber eh eine Sensation gewesen“, nahm Dietmar Kühbauer sein Team aus dem Titelrennen. Auch Maximilian Hofmann, der nach seinem Ausschluss in der 47. Minute die zweite Hälfte als Zuschauer verfolgte, sah das ähnlich: „Der Rückstand ist eigentlich fast unmöglich aufzuholen.“ Volle Konzentration gilt nun Platz zwei, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. Der LASK (einen Punkt dahinter) und auch der kommende Gegner Sturm Graz (drei) befinden sich allerdings im Windschatten.

Salzburg vor nächstem Meistertitel

Der achte Meistertitel in Serie ist Salzburg nach dem 3:0-Sieg über Rapid nur noch theoretisch zu nehmen. Die Dominanz des Titelverteidigers in der Liga ist einmal mehr zu groß.

„Schaut gut für uns aus“

Rapid verlor in den jüngsten 13 Partien zwar nur zweimal, das jedoch beide Male in den Partien gegen die Salzburger. Die „Bullen“ unterstrichen mit den Erfolgen in den direkten Duellen gegen den bis dato hartnäckigsten Verfolger, dass sie auf dem Weg zum Titel neuerlich nur schwer zu stoppen sein werden. National wurden 13 der jüngsten 14 Partien gewonnen, in der Liga endeten von den jüngsten zwölf Partien elf mit einem Sieg. „Das ist eine unglaubliche Quote und schaut sehr gut für uns aus“, meinte ein zufriedener Marsch.

Aufgrund von noch acht Partien sei es aber zu früh, um den Meistersekt zu bestellen oder gar schon einzukühlen, so der Amerikaner. „Wir überlegen auch nicht, wie viele Siege wir noch brauchen. Unsere Motivation ist es, jedes Spiel zu gewinnen“, gab der Salzburger Trainer die Marschroute vor. Kommenden Sonntag hat man den drittplatzierten LASK zu Gast. „Wir haben einen guten Vorsprung, aber es sind noch acht Spiele. Wir müssen am Boden bleiben“, wusste auch 0:1-Torschütze Andre Ramalho.

Jubelnde Salzburg-Spieler
GEPA/Johannes Friedl
Die Salzburger rückten der neuerlichen Titelverteidigung mit dem sicheren Sieg im Schlager ein großes Stück näher

Mögliche Überraschung bleibt Traum

Die Rapidler hatten im Vorfeld des Schlagers der zweiten Runde der Meistergruppe und der insgesamt 24. in dieser Saison mit einer Überraschung gegen den Serienmeister spekuliert. Am Platz war davon keine Spur, die Hausherren waren um mindestens eine Klasse schwächer. Nur wegen der mangelnden Salzburger Effizienz hielten die Wiener bis zur Nachspielzeit den 0:1-Rückstand und somit die Minichance auf zumindest einen Punktegewinn, ehe Karim Adeyemi mit einem Doppelpack (93., 95.) den Sack zumachte.

„Wir waren in der ersten Hälfte, speziell in den ersten 30 Minuten, nicht existent. Wir haben wieder einmal gegen Salzburg nicht abgerufen, was wir können. Man kann von Überzeugung reden, man muss sie aber auch am Platz haben, das war nicht der Fall“, resümierte ein verärgerter Kühbauer. Grund dafür konnte er keinen nennen. „Ich bin der Meinung, dass alle Clubs in der Liga zusammen nicht jene Möglichkeiten haben wie Salzburg alleine. Trotzdem muss man anders auftreten, wir müssen es besser machen“, nahm der Burgenländer seine Kicker in die Pflicht.

Die versuchten erst gar keine Ausreden zu finden. „Wir haben leider überhaupt nicht am Platz bringen können, was wir uns vorgestellt haben, waren zu langsam in den Duellen, immer Zweiter. Das ist sehr ernüchternd“, sagte Hofmann. Sein durchaus umstrittener Ausschluss unmittelbar nach Wiederbeginn war aus Sicht der Wiener, die nur eines der jüngsten 20 Ligaduelle mit Salzburg gewinnen konnten, bitter, aber nicht spielentscheidend. „Wir waren alles in allem zu harmlos“, sagte Verteidiger Maximilian Ullmann. Mehr als ein Torversuch von Kelvin Arase (86.) war nicht drinnen, während die Salzburger 15-mal zu Topchancen kamen.

VAR wäre kein Fehler

Zweimal half Schiedsrichter Manuel Schüttengruber Rapid mit Fehlentscheidungen bei zu Unrecht aberkannten Toren von Patson Daka (11.) und Enock Mwepu (79.). „Es ist wichtig, einen Videoschiedsrichter zu haben. Manchmal geht das Spiel einfach zu schnell, und da ist es schwierig für die Schiedsrichter, wenn sie keine Unterstützung haben“, verlautete Marsch. Kühbauer wiederum hätte den VAR gerne beim Hofmann-Ausschluss gehabt. „Wenn er dafür ein Spiel gesperrt wird, ist das sehr hart“, so der Rapid-Coach.

Während Salzburg keine Ausfälle hinnehmen musste, verschlechterte sich die Situation bei Rapid deutlich. Da Mateo Barac mit einer Zehenverletzung ausschied und Hofmann gesperrt sein wird, muss Kühbauer gegen Sturm wohl eine völlig neue Innenverteidigung aufbieten. Zudem gibt es mit Filip Stojkovic und Ercan Kara (Platzwunde) weitere Fragezeichen. Die beiden waren bereits in der Anfangsphase unglücklich mit den Köpfen zusammengeprallt und vorzeitig ausgetauscht worden. „Das ist im Vergleich zur Niederlage noch das größere Problem“, betonte Kühbauer. Und Hofmann ergänzte: „Es war ein bitterer Abend.“