Enttäuschte Rapid-Spieler
APA/Eva Manhart
Bundesliga

Wiener Duo macht sich das Leben schwer

Sowohl bei Rapid als auch bei Austria Wien läuft es derzeit in der Admiral Bundesliga nicht rund. Die Hütteldorfer warten bewerbsübergreifend bereits seit vier Spielen auf einen vollen Erfolg, am Sonntag erweckte Rapid beim 3:3 gegen den WAC die schon besiegt geglaubten Kärntner zweimal wieder zum Leben. Austria Wien ging unterdessen beim 1:2 in Hartberg bereits zum vierten Mal geschlagen in die Kabine. Ein Patzer von Tormann Christian Früchtl kostete die „Veilchen“ letztlich wichtige Punkte.

„Wir müssen schnell lernen. Wir müssen es abstellen“, kommentierte Rapid-Trainer Zoran Barisic die Ergebniskrise. Als Sechster hat Rapid zehn Punkte Rückstand auf Leader Salzburg. Bezeichnend für die bisherige Heimspielsaison von Rapid war das 3:3 gegen den WAC, das von Pech, Unvermögen und wohl auch Naivität gekennzeichnet war. Vor heimischem Publikum im Allianz Stadion hat man in dieser Spielzeit nur in der zweiten Runde gegen Altach reüssiert, gegen Hartberg (0:1), WSG Tirol (1:1) und eben den WAC gelang das nicht.

„So wie wir in dieser Saison Fußball spielen, das kann sich definitiv sehen lassen. Wir haben eine Unzahl an Tormöglichkeiten“, sagte Barisic. Dass man sich zumeist nicht belohnen könne, „tut extrem weh“. Es gehe einerseits um die Effizienz vor dem gegnerischen Tor, andererseits darum, „gewisse Situationen unspektakulär wegzuverteidigen“, erklärte Barisic.

Rapid-Trainer Zoran Barisic
GEPA/Walter Luger
Rapid-Trainer Barisic war mit der Leistung seiner Mannschaft nicht zufrieden

Gegen den WAC resultierten immerhin drei Treffer. Wenn man gleichzeitig drei Tore kassiert, zeigt aber alles auf die Defensive als großer Makel, stellte Barisic fest. „Es war ein Spiel, das wir eigentlich schon zweimal verloren hatten“, stellte auch WAC-Chefbetreuer Manfred Schmid fest. „Als Trainer war das heute sicher das verrückteste Spiel, das ich erlebt habe.“

Elfmeter als Knackpunkt

Der Knackpunkt war der Elfmeter gegen Rapid in der 65. Minute, seine Berechtigung wurde am Ende auch von den meisten Grün-Weißen zähneknirschend akzeptiert. Die Doppelbestrafung in Form von Strafstoß und Roter Karte gegen Terence Kongolo entfaltete allerdings noch eine längere Nachwirkung. Der Niederländer mutierte so in seinem ersten Bewerbsspiel für Rapid zu einer manchmal tragenden, am Ende aber tragischen Figur. Denn mit nur zehn Mann fehlten den Wienern nach dem 3:2 durch Martin Moormann Abgeklärtheit und Kraft, das Ergebnis über die Zeit zu bringen.

„Wir müssen da einfach schlauer sein und die Zeit runterspielen. Wir müssen daraus lernen“, sagte Marco Grüll. „Erfahrung, Cleverness, Coolness – man kann es nennen, wie man will. Natürlich kommt das dann mit den Spielen, mit den Erlebnissen“, betonte Barisic. Über den Schiedsrichter wollte der Rapid-Coach bei der Pressekonferenz explizit nicht sprechen. „Das machen andere Kollegen“, sagte er und legte stattdessen den Finger in die Wunde. Die Situation, die zum Ballverlust und dem Elfmeterfoul geführt hat, „kann man anders lösen, muss man auch anders lösen. Man muss nicht immer alles spielerisch lösen.“

Spiegelbild der vergangenen Saison

In der Gesamtbetrachtung ergibt sich für Rapid sowohl bei Punkten als auch beim Tabellenplatz nahezu ein Spiegelbild der vergangenen Saison. „Es müssen jetzt dann die Ergebnisse irgendwann einmal passen auch. Es wird nicht leichter, der Abstand ist schon wieder sehr groß. Das sieht man an der Tabelle“, sagte Grüll. „Wir müssen Partien wie heute einfach gewinnen. Da gibt es keine zweite Meinung.“ Am Sonntag wartet im nächsten Heimspiel mit Sturm Graz ein großer Brocken, nach der zweiten Cuprunde geht es dann gegen die Austria im Derby in Favoriten.

Enttäuschte Austrianer und jubelnde Hartberger
APA/EXPA/Marcel Pail
Die Wiener waren nach der Pleite gegen Hartberg ratlos

„Richtige Scheißsituation“ bei Austria

Auch bei der Austria läuft es in dieser Saison noch überhaupt nicht rund. Nach sieben Runden liegen sie auf dem zehnten Tabellenplatz, lediglich fünf Tore wurden erzielt. „Wir haben uns das anders vorgestellt“, sagte Trainer Michael Wimmer. Seine Spieler wurden deutlicher. „Ich bin jetzt zwei Jahre da. Es ist jetzt die erste richtige Scheißsituation, in der wir uns befinden“, meinte Kapitän Manfred Fischer.

Auch Andreas Gruber war bedient. „Das war einfach zu wenig“, sagte der Torschütze zum frühen 1:0 der Austria. Nach ersten Unsicherheiten brach das Spiel der Wiener aber zusammen. Negativer Höhepunkt: Hartbergs 2:1, als der sonst starke Christian Früchtl ein Slapstick-Gegentor wie zuletzt Matan Baltaxa beim Remis gegen Klagenfurt produzierte. „Wir bekommen Tore, die keine andere Mannschaft bekommt. So ehrlich muss man sein“, meinte Gruber dazu.

Zu viele Fehler

Auffällig war auch in der Oststeiermark, dass das Gebilde Austria Wien ein höchst instabiles bleibt. Wie auch Hartbergs Trainer Markus Schopp anmerkte, hätten die Gäste auch 2:0 führen können. Das Pressing passte zu Beginn. Die Steirer blieben aber geduldig, stellten sich besser auf den Gegner ein und bestraften eine immer fehleranfälliger werdende Austria. Ein ums andere Mal rannte die Wimmer-Elf in Konter. Fischer monierte „blöde Fehler, die uns seit Wochen begleiten. Wir kommen aus dem Nichts zu Unsicherheiten.“ Nebenmann James Holland merkte an, dass man „manchmal ein bisschen naiv“ spiele – er war mit dieser Analyse nicht der erste Austria-Profi in dieser Saison.

Die Austria-Anhängerschaft blickte derweilen ein wenig traurig nach Berlin. Dort schoss Haris Tabakovic die Hertha mit drei Toren zum Sieg. Seit dem Abgang des Schweizers ist Gruber vorn praktisch Alleinunterhalter. Hoffenheim-Leihgabe Fisnik Asllani weilt noch zu kurz in Wien für eine Beurteilung. In der halbstündigen Überzahl nach dem Ausschluss von Hartbergs Ousmane Diakite brachte die Austria jedenfalls keinen einzigen gefährlichen Torschuss zustande.

Coach Wimmer sprach von einer „gewissen Enttäuschung, die drin ist in den Köpfen, die nicht rausgeht“. Das Hartberg-Spiel dürfte zur Aufarbeitung wenig beigetragen haben. „Ich kann reden, was ich will, das Wichtigste ist ein Erfolgserlebnis“, sagte Wimmer auch. Man müsse eine Partie auch einmal „dreckig“ zu Ende bringen. Die nächste Chance darauf ergibt sich am Samstag in Altach. Die Vorarlberger liegen drei Zähler vor der Austria.